Symbolbild: Forscher*innen mit Unternehmergeist werden mit dem Programm Spin-off Fellowship unterstützt

Symbolbild: Forscher*innen mit Unternehmergeist werden mit dem Programm Spin-off Fellowship unterstützt 

© Getty Images/serts/istockphoto/futurezone

Science

Sensoren aus Hefe und bessere Bauwerke aus Beton

Biosensoren aus Bäckerhefe oder eine Software für die gezielte Diagnostik. Die Innovationskraft in Österreich  ist bestechend. Forscherinnen und Forscher, die ihre Geschäftsidee in ein marktfähiges Produkt verwandeln und sich selbstständig machen möchten, werden im Rahmen des Programms Spin-off Fellowship von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) finanziell unterstützt. 

Wie geistreich Forschende in Österreich sind, hat der heurige Spin-off Fellowship Demo Day gezeigt. Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung hat die FFG 10 Wissenschafter*innen und ihren Ideen aus laufenden Projekten des Programms eine Bühne gegeben. In kurzen Pitches konnten sie diese unter anderem vor Investor*innen vorstellen und so frühzeitig mehr Sichtbarkeit erlangen. Insgesamt werden sie mit 4,5 Millionen Euro gefördert.

Medizin und Immobilien

„Bei den aktuellen Fellowship-Projekten konnten Teams mit ausgezeichneter Expertise und durch ihren hohen Innovationsgehalt überzeugen. Auch internationale Forscher und Forscherinnen von österreichischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen waren stark vertreten“, sagt die FFG-Geschäftsführerin Henrietta Egerth der futurezone.

Der Spin-off Fellowship Demo Day mit Forschenden aus Österreich

Die inhaltliche Bandbreite der Projekte reichte dabei von medizinischen Tech-Lösungen über Precision-Farming bis hin zu PropTech-Anwendungen – Technologien für die Immobilienbranche. Die futurezone stellt auszugsweise 3 dieser Ideen vor. 

Hefe-Biosensoren

Ein Team der FH Oberösterreich rund um Alexander Zwirzitz wandelt Bäckerhefe mithilfe von  molekularbiologischen Verfahren in Biosensoren um. An der Oberfläche der Hefezellen entstehen so bestimmte Antikörper. Die Hefe kann dann etwa mit einem Speichel-Abstrich vermengt werden.

Kommen die Antikörper mit Viren oder Bakterien in Berührung, leuchten sie innerhalb weniger Minuten grün auf und zeigen somit einen positiven Befund. Unter anderem können die Spike-Proteine des Coronavirus nachgewiesen werden. Dieses Diagnose-Werkzeug könnte etwa für Virentests zum Einsatz kommen.

Alexander Zwirzitz im Labor

Bessere Betonstrukturen

Auch die Baubranche profitiert von der Innovationskraft  aus Österreich. Das digitale System DIGICOPRO zielt auf bessere Betoneigenschaften ab. Generell muss Frischbeton lagenweise eingebracht  werden. Zu schnelles Betonieren führt häufig zu Fehlern in der Struktur oder zu unebenen Flächen. Derartige Fehler müssen im Nachhinein teuer und aufwendig saniert werden. Zudem können Gussformen, in die Frischbeton zur Herstellung von Betonbauteilen eingebracht wird, versagen, wenn der Frischbeton zu schnell ansteigt.

Um diesen Mängeln entgegenzuwirken, hat ein Team rund um Ralph Stöckl vom Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft an der TU Graz ein auf mehreren Sensoren basiertes Überwachungs- und Steuerungssystem entwickelt. Die Sensoren überwachen den Betoneinbau und erheben dabei unter anderem die Schüttlagenentwicklung. Zudem werden mit dem System Kosten, Bauzeit und CO2-Verbrauch reduziert.

Rasche Bildverarbeitung

Im Rahmen des Projekts America hat das Team rund um Lalith Shiyam Kumar Sundar eine auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Software für eine rasche Bildverarbeitung entwickelt. Diese soll im Bereich der personalisierten Diagnostik zum Einsatz kommen. Sie verwendet molekulare Bildgebungsverfahren wie beispielsweise die Computertomografie. 

Für eine KI-gestützte Erstellung von diagnostischen Vorhersagemodellen kommen zudem synthetische, also künstlich erzeugte Daten zum Einsatz. Diese ahmen die Struktur und die statistischen Eigenschaften von realen Daten nach. Mithilfe der Software sollen Mediziner*innen Patient*innenbilder in Zukunft schneller und präziser interpretieren können.

Höheres BIP

Generell zahlt sich die finanzielle Unterstützung von Spin-offs aus. Laut einer aktuellen Studie des Wirtschaftspolitischen Zentrums stärkt die gezielte Förderung von akademischen Ausgründungen nicht nur die Drittmittelfinanzierungen an Universitäten, sie bewirkt auch einen BIP-Zuwachs von bis zu 7 Euro pro Euro an öffentlicher Forschungsförderung. 

Durch die öffentliche Förderung von Spin-offs werden zusätzlich die Anzahl der Ausgründungen von Start-ups aus Universitäten und die damit einhergehende Innovationskraft gestärkt. Beides trage mittel- bis langfristig zu einer fruchtbaren Wirtschaft und höherem BIP bei. Das Programm wird nun bis 2026 verlängert. Insgesamt stehen 15 Millionen Euro zur Verfügung.

Diese Serie erscheint in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).

Bedrohungen durch künstliche Intelligenz entgegenwirken

Vergangene Woche wurden Forscher*innen, Gründer*innen, Start-ups und Organisationen mit dem Living Standards Award 2023 geehrt. Der Preis zielt darauf ab, den Erfolgsfaktor Standards sichtbar zu machen.  Denn Standards sind wesentlich, um Sicherheit und Qualität von Dienstleistungen, Produkten oder Prozessen über Landesgrenzen hinaus zu gewährleisten. 

Auch das Thema Ethik und künstliche Intelligenz (KI) stand im Mittelpunkt der Veranstaltung. So wurde unter anderem ein Projekt der WU Wien mit dem Preis geehrt, das etwa die Vermeidung der aktuellen Bedrohungen durch KI im Fokus hat. 

Nachhaltigkeit von KI

Generell spielen ethische Verantwortung und gesellschaftliche Auswirkungen im Entwicklungsprozess nur eine kleine Rolle. Das will das Institut für Wirtschaftsinformatik & Gesellschaft an der WU Wien künftig ändern. Das Forschungsziel ist es, die Sozialverträglichkeit und Nachhaltigkeit von neuen Technologien, unter anderem KI, zu verbessern. Entwickelt wurde der erste Standard für ethisches Systemdesign zu künstlicher Intelligenz. 

Ziel ist es, den Risiken von KI frühzeitig entgegenzuwirken und Wertschöpfungspotenziale von autonomen Systemen aufzuzeigen. Auch legt der Standard Prozesse fest, mit denen Organisationen ethische Werte in ihre Konzeptentwicklung integrieren können. 

Energieverbrauch

Neben diesem wurde auch ein KI-gestütztes Energiespar-Werkzeug vom Wiener Start-up nista.io gekürt. Dabei handelt es sich um eine Software, die mithilfe von KI und Sensordaten den Energieverbrauch analysiert und laufend optimiert.

Nicht nur Betriebe, sondern auch Privathaushalte können ihren Verbrauch so überwachen und Kosten sowie Emissionen reduzieren. Im Industriebereich lassen sich damit Kosten und Strom um 20 Prozent reduzieren.

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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