Ein Mitarbeiter von Genomines untersucht in einem Gewächshaus genetisch veränderte Margeriten, die zur Nickelgewinnung durch Phytomining eingesetzt werden.

Genomines nutzt eine Margeritenart zum Abbau von Erzen.

© Genomines

Science

Genmanipulierte Blumen sollen Nickel für E-Autos aus der Erde ziehen

Man kann Pflanzen zum Abbau von Metallerzen nutzen. Genomines aus Frankreich hat sich auf sogenanntes Phytomining spezialisiert: Sie schürfen Nickel nicht mit schwerem Gerät sondern mit einer Margeritenart aus dem Boden, deren Biomasse dann durch ein Erhitzungsverfahren zu Nickel in Batteriequalität weiterverarbeitet wird.

Kürzlich hat das 2021 gegründete Start-up dafür ein Investment von 45 Millionen US-Dollar eingesammelt. Damit wollen sie nun eine Testanlage in Südafrika profitabel und wettbewerbsfähig machen.

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Hyperakkumulator zieht Erz aus dem Boden

Die Wildblumen-Spezies hat Genomines genetisch so verändert, dass sie noch mehr Nickel aufnimmt als ihre natürlichen Vorfahren. Es ist ein sogenannter Hyperakkumulator – eine Pflanze, die Metalle aus dem Boden über ihre Wurzeln aufnimmt und dann in hoher Konzentration im Stiel und den Blättern speichert. 

Am Ende soll eine Blume 7,6 Prozent des grün-schimmernden Metalls enthalten. Die genetisch veränderten Pflanzen werden dann nach 6 Monaten geerntet und dann zu Nickel.  

Nickelkristalle in grün-blauer Farbe, wie sie nach dem Phytomining-Verfahren von Genomines aus Pflanzen gewonnen werden.

Nickelkristalle in grün-blauer Farbe, wie sie nach dem Phytomining-Verfahren von Genomines aus Pflanzen gewonnen werden.

„Nickel wird nicht nur in Batterien, sondern auch in Edelstahl und als Teil der Infrastruktur verwendet. Das Problem ist, dass wir mit den derzeitigen traditionellen Bergbaumethoden nicht genug produzieren können“, erklärte der Chef von Genomines, Fabien Koutchekian, kürzlich gegenüber Fast Company

China krallt sich begehrtes Nickel

Derzeit wird das Metall vor allem in Indonesien abgebaut. Dort wird für den Abbau Regenwald abgeholzt und die Umwelt durch die eingesetzten Chemikalien vergiftet. Hinzu kommt der immense Energiebedarf für die Nickel-Fabriken. Außerdem werden die dortigen Minen meistens von chinesischen Firmen kontrolliert, die sich die Erzvorkommen sichern. 

Experten schätzen, dass die hochwertigsten Reserven bereits in den kommenden Jahren ausgeschöpft sind. Bei weniger wertigem Erz, das etwa für Akkus genutzt wird, sollen die Vorkommen bis zur Mitte des Jahrhunderts erschöpft sein. Der Bedarf für Nickel soll sich gleichzeitig bis 2040 verdoppeln.

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Verwitterung sorgt für nickelreiche Böden

Genomines will den den Abbau aber auch in Gebieten ermöglichen, wo die Konzentrationen bisher als zu gering für eine richtige Mine galt und der Aufwand mit herkömmlichen Methoden zu groß wäre. Aktuell macht das Start-up Anbau-Tests in Südafrika, wo manche Böden relativ viel Nickel enthalten.

Die Pflanzen im Gewächshaus.

Derzeit befinden sich die Hyperakkumulatoren noch im Gewächshaus.

Denn dort gibt es nickelhaltiges Gestein, dass durch Umwelteinflüsse wie Sonne und Regen laufend Nickel freisetzt, der dann von den Böden aufgenommen wird. Diese Flächen eignen sich wegen dem hohen Erzgehalt außerdem nicht für den Anbau anderer Pflanzen.

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Pyhtomining soll billiger sein als klassischer Bergbau

Die Firma behauptet, dass ihre Methode effizienter sei als traditionelle Minen: Die Investitionskosten seien geringer. Außerdem bräuchte man anders als beim klassischen Bergbau keine schweren Steine durch die Gegend liefern und könnte dadurch die Energiekosten erheblich senken. Insgesamt würden die Herstellungskosten dadurch schrumpfen. 

Genomines sagt, dass es seinen Nickel für 10.000 Dollar pro Tonne verkaufen will, während der derzeitige Median-Preis bei rund 16.000 Dollar liege. Auch gebe es weltweit laut dem Start-up viele Flächen, die genug von dem Erz enthalten würden – insgesamt bis zu 40 Millionen Hektar

Genetisch veränderte Pflanzen bringen aber auch Gefahren mit sich: Solche Spezies könnten sich zum Beispiel unkontrolliert ausbreiten und andere Pflanzen verdrängen oder sich sogar mit diesen Kreuzen und dadurch ihr Erbgut schädigen. Für Phytomining kann man aber auch andere Pflanzen nutzen: Das Start-up Metalplant baut beispielsweise in Albanien Nickel mit Mauersteinkraut ab. Dieses ist im Gegensatz zu den Genomines-Blumen nicht genetisch manipuliert.

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