Sonnencreme aus Sägespänen und Lärmschutz mit Insektenhotel
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Lärmschutz, Sonnencreme und grüne Dächer – das sind die Produkte jener österreichischen Start-ups, die sich diese Woche bei der 6. Ausgabe der Start-up Initiative „greenstart“ durchsetzen konnten. Der Wettbewerb des Klima- und Energiefonds findet jährlich in Kooperation mit dem Bundesministerium für Klimaschutz (BMK) statt und prämiert nachhaltige Ideen aus Österreich.
Die Initiative richtet sich an Jungunternehmer*innen, die unter anderem in den Bereichen Energieeffizienz, Bioökonomie und Klimawandelanpassung Projektideen entwickelt haben. Nach der Auswahl der zehn besten Projekte erhielten diese 10.000 Euro Unterstützung. Außerdem wurden sie 6 Monate lang von Expert*innen beraten, erhielten Hilfe bei der Öffentlichkeitsarbeit sowie Coachings und Networkingmöglichkeiten.
Diese Woche präsentierten sie ihre Ideen erneut einer Fachjury. Zusammen mit Abstimmenden eines Online-Votings ernannte die Jury die Top-3-Projekte, die zusätzliche 20.000 Euro erhalten. Die futurezone stellt die Gewinner*innen vor.
Lignovations - Holzabfall wird zu natürlichem UV-Schutz
Das Start-up hat eine Methode entwickelt, um pflanzlicher Biomasse einen wertvollen Stoff zu entziehen, der in Sonnencremes zum Einsatz kommen kann: Lignin. „UV-Blocker sind schädlich für Menschen und Umwelt. Wir nehmen stattdessen Lignin, das ist der natürliche Schutz der Pflanzen gegen UV-Strahlen, Sauerstoff und freie Radikale“, erklärt Mitgründer Martin Miltner.
In Pflanzen sorgt der Stoff für die Verholzung, extrahiert funktioniert er auch als Emulgator und hat eine antioxidative Wirkung. Damit kann er auch gegen Hautalterung eingesetzt werden. Für die Produktion sollen hauptsächlich Reststoffe wie Sägewerkabfälle oder Stroh aus der Landwirtschaft genutzt werden. Nachdem das Lignin extrahiert wurde, können die Abfallstoffe weiterverarbeitet werden, beispielsweise zu Pellets.
Mit den Prototypen will Lignovations nun in die Zulassung übergehen. Dabei ist Sonnencreme nur eines von vielen Produkten, das mit Lignin nachhaltiger werden könnte. Laut Miltner sind die Anwendungsgebiete für den Pflanzenstoff breit gefächert: Neben Lacken mit UV-Schutz könnten auch Kunststoffe für Lebensmittelverpackungen oder Outdoorkleidung mit Lignin versehen werden.
REEDuce - Biologisch abbaubare Lärmschutzwand
Lärm ist eine unsichtbare Gefahr. Er kann Stress auslösen, Krankheiten hervorrufen und die Lebensqualität deutlich verringern. Deshalb werden am Rand von Flughäfen, Bahnschienen, Supermärkten und Autobahnen Lärmschutzwände gebaut. Die bestehen meist aus Beton, Aluminium, chemisch bearbeitetem Holz oder Plastik. Müssen sie erneuert werden, entsteht Sondermüll.
Am Rande der A22 steht aber seit 15 Jahren eine andere Lärmschutzwand, die das Start-up REEDuce nun weiterentwickelt hat: „Es ist eine Umweltschutzwand, die nicht nur vor Lärm schützt, sondern komplett ökologisch ist, CO2-bindet und keinen Sondermüll produziert“, erklärt Mitgründerin Birgit van Duyvenbode der futurezone.
Die Wand besteht aus Schilf, thermisch behandeltem Holz und Lehm. Wie konventionelle Wände hält sie mindestens 20 Jahre und wirkt ebenso zuverlässig gegen Lärm. Muss sie erneuert werden, sind alle Komponenten biologisch abbaubar bzw. wiederverwertbar.
Vor allem das verwendete Schilf sorgt zudem dafür, dass die Wand als Insektenhotel dient und damit die Biodiversität fördert. REEDuce hat 2 Lärmschutzwände entwickelt, die sich derzeit im Zulassungsprozess befinden. 2022 sollen sie auf den Markt kommen.
Plantika - Modulare Dachbegrünung gegen die Hitze
Blickt man von oben auf eine Stadt, sieht man viele graue Blechdächer oder rote Ziegeldächer. Da sie schräg sind, werden sie für eine Dachbegrünung meist nicht in Erwägung gezogen. Das Start-up Plantika will hier ansetzen: „Wir wollen die Temperatur in Städten mit ungenutzten Dachflächen reduzieren“, erklärt Mit-Gründer Mathieu Lebranchu im futurezone-Gespräch.
Für die Konstruktion bedient man sich Techniken, die bereits in der Photovoltaik angewandt werden. Die modulare Dachbegrünung soll auch mit Solarzellen kombiniert werden können. Im Idealfall möchte Plantika Klimaanlagen obsolet machen, zumindest aber bestehende Anlagen effizienter werden lassen. Kühlen die Pflanzen die Luft bereits herunter, muss die Klimaanlage weniger Energie dafür aufbringen.
Genutzt werden widerstandsfähige Sedum-Pflanzen, die kaum Wartung benötigen. Ist das Dach gut zugänglich, können auch Wildblumen gesetzt werden, die Lebensraum für Bienen und Käfer bieten. Eine Lösung für Blechdächer hat Plantika bereits erprobt, im nächsten Schritt soll die Entwicklung der Anlagen für Ziegeldächer erprobt werden. In Kürze wird Plantika eine Demofläche in Wien bepflanzen.
Kommentare