Das Pilotfahrzeug des "Hearing Car"-Projekts.
„Hörendes” Auto soll Verkehr sicherer machen
Kameras und LiDAR fungieren bereits als „Augen“ für autonome und konventionelle Autos. Jetzt soll auch das Hören hinzukommen.
Das Fraunhofer Institut for Digital Media Technology (IDMT) in Oldenburg will das mit seinem „Hearing Car“ erreichen. Der Prototyp soll nächste Woche auf der internationalen Messe IAA Mobility in München vorgestellt werden.
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Um die Ecke hören
„Außengeräusche wahrzunehmen und richtig einzuordnen ist ein wesentlicher Teil davon, das gesamte Verkehrsgeschehen aufmerksam zu verfolgen. Schließlich gehen vielen Situationen auf der Straße akustische Signale voraus“, sagt Projektleiter Moritz Brandes in einer Aussendung. Beispiele dafür seien etwa Rettungssirenen oder das Geschrei spielender Kinder.
Bei optischen Signalen ist eine klare Sichtlinie nötig. Akustische Sensoren dagegen können auch das wahrnehmen, was auf vollen Straßen oder um die Ecke passiert. Diese Fähigkeit ist bei autonomen Fahrzeugen besonders wichtig.
Testfahrt nach Schweden
Die Sensoren sind wetterfest und so platziert, dass sie auch auf der Autobahn brauchbare Tonaufnahmen anfertigen. Die Algorithmen des Fraunhofer IDMT analysieren diese und können dann z.B. den Fahrer oder die Fahrerin auf Gefahren aufmerksam machen.
Das Hearing Car wurde bereits auf einer 1.600 Kilometer langen Fahrt nach Schweden getestet, u.a. um zu sehen, wie gut es in eisigen Bedingungen funktioniert. In Portugal wurde die Hitzeresistenz des Systems geprüft.
Zustand des Autos feststellen
Ein weiteres Ziel des Projekts ist es, Fahrzeugsicherheit und -komfort generell zu verbessern. Tonaufnahmen aus dem Radkasten könnten Straßenbedingungen messen und automatische Anpassungen an der Federung oder am Bremssystem auslösen.
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Die allgemeine Überwachung der Fahrzeuggeräusche könnte Schäden anzeigen, etwa einen unrunden Motor, abgenutzte Bremsen oder einen Nagel im Reifen. So können Reparaturen durchgeführt werden, bevor es durch die Mängel womöglich zu einem Unfall kommt.
Aufmerksamkeit messen
Auch im inneren des Hearing Car sind Mikrofone angebracht. Fahrzeuginsassen können so etwa per Sprachbefehl den Kofferraum öffnen. Das sprachgesteuerte Soundsystem YourSound soll Musikhören für alle Insassen bequemer machen.
Stimmanalyse kann Stress oder Aufregung messen, während Radartechnologie Herzfrequenz und Atmung erfasst. So kann das Auto Anzeichen von Müdigkeit erfassen und dem Fahrer oder der Fahrerin Echtzeit-Feedback dazu geben.
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