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Kein Crash im All: Satellit und Rakete flogen aneinander vorbei

Ein abgeschalteter sowjetischer Satellit wäre beinahe mit einem chinesischen Raketenteil kollidiert. LeoLabs, eine Firma, die Satelliten trackt, hatte eine 10-prozentige Chance berechnet, dass die beiden Satelliten aufeinandertreffen. Auf Twitter schrieb das Unternehmen von einem "sehr hohen Risiko". 

Mit den gesammelten Daten hatte LeoLabs am Dienstag einen Abstand von 8 bis 43 Metern zwischen den beiden Objekten geschätzt. Am Mittwoch berechneten sie, dass die beiden Objekte mit einem Abstand von nur 12 Metern aneinander vorbeifliegen werden. Zwar scheint ein Abstand von 12 Metern ausreichend zu sein, doch im September leitete die NASA ein Notfallmanöver ein, da die ISS mit Weltraumschrott hätte kollidieren können, der sie um knapp 1,39 Kilometer verfehlte. 

Ausweichen unmöglich

Anders als die ISS konnte weder der tote Satellit noch das Raketenteil ausweichen, da beide nicht mehr funktionstüchtig sind. Der Astronom Jonathan McDowell schätzte, dass eine aus dem Zusammenprall resultierende Explosion mit 14 Tonnen TNT vergleichbar gewesen wäre. Die beiden Objekte haben eine kombinierte Masse von 2.800 Kilogramm. 

Am Freitag gab LeoLabs Entwarnung und auf Twitter bekannt, dass sie keine Hinweise auf eine Kollision und damit verbundenen Trümmern finden konnten. McDowell kommentierte, man habe zwar Glück gehabt, doch Weltraumschrott sei weiterhin ein großes Problem. Erst vor wenigen Tagen hatte die ESA in ihrem Jahresreport auf die wachsende Gefahr durch Trümmer im Orbit aufmerksam gemacht. Derzeit seien vor allem Explosionen durch überschüssige Energie problematisch. Doch mit einer wachsenden Anzahl von Objekten wie Satelliten im All würden bald Kollisionen die häufigste Ursache für mehr Müll im Orbit werden. 

"Größere Kollision überfällig" 

Die Aerospace Corporation analysierte ebenfalls die beiden Objekte und kam nur auf eine Wahrscheinlichkeit eines Zusammenpralls von 1 zu 28 Milliarden. Sie schätzte einen Abstand von 70 Metern zwischen ihnen. Gegenüber Business Insider sagte Ted Muelhaupt, der für die Analyse von Weltraumschrott bei The Aerospace Corporation zuständig ist: "Jedes Ereignis hat eine geringe Wahrscheinlichkeit, da der Platz immer noch sehr groß ist. Aber wenn sich man diese Objekte vermehrt, wird man früher oder später Auswirkungen haben. Ausgehend von den meisten unserer Modelle ist eine weitere größere Kollision überfällig."

Jede Kollision würde weiteren Weltraumschrott produzieren, der mit hoher Geschwindigkeit durch den Orbit rast. Mit immer mehr Objekten im All, unter anderem durch SpaceX Starlink und Amazon, die Tausende neue Satelliten im Orbit platzieren wollen, wächst die Wahrscheinlichkeit für solche Zusammenstöße. 

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