
KI hat viele überraschende Einsatzgebiete
7 Bereiche, wo KI bereits für große Sprünge sorgt
Künstliche Intelligenz scheint inzwischen ein Label zu sein, mit dem Firmen versuchen, ihre Produkte aufzuwerten. Bei der diesjährigen CES stand überall „KI“ drauf, egal ob es ein Fernseher oder ein Kinderbett war. Nicht immer ist dabei die Sinnhaftigkeit sofort ersichtlich.
Doch Künstliche Intelligenz sorgt in vielen Bereichen für große Sprünge nach vorn. Das liegt vor allem an 2 großen Stärken der Systeme: große Datenmengen schnell nach relevanten Informationen absuchen und Muster erkennen. Das öffnet vor allem in der Forschung neue Türen.
1. Materialforschung
Microsoft hat mit MatterGen und MatterSim 2 KI-Anwendungen auf den Markt gebracht, die bei der Suche nach neuen Materialien helfen. Bei der Entwicklung nachhaltigerer Materialien oder verbesserter Batterien ist das entscheidend. Basierend auf riesigen Datenbanken zu chemischen und physischen Eigenschaften von Stoffen können KIs dabei helfen, ganz neue Materialien zu entwickeln, die bestimmte Eigenschaften haben – etwa starken Magnetismus.
➤ Mehr lesen: Microsoft-KI findet neues Material für Feststoffbatterien
Mit KI können aber auch Materialeigenschaften vorausgesagt werden. Sucht man etwa neue Kandidaten, um Komponenten in Batterien zu ersetzen, gibt man einer solchen KI die gewünschten Eigenschaften, die das Material mitbringen muss. Ziel ist es, aus bekannten Stoffen neue Kandidaten zu finden, die man sonst nur durch langatmiges Experimentieren entdecken würde.
2. Qualitätskontrolle
Eine große Stärke von KI ist die Fähigkeit, Bildinhalte zu analysieren. Daher liegt es auf der Hand, dass die Technologie in der Qualitätskontrolle von Produktionswerkstätten eingesetzt wird. Mit Scannern und Kameras können die hergestellten Produkte erfasst und anschließend analysiert werden. Das wird mit dem Optimalzustand abgeglichen, um mögliche Fehler zu finden.

So könnte ALVISTO ein Fahrzeug prüfen
© Fraunhofer IAIS
Ein solches System gibt es etwa mit ALVISTO vom Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse und Informationssysteme. Damit werden stichprobenhafte Sichtkontrollen von Personen ersetzt. Via Echtzeitanalyse werden Qualitätsmängel erkannt, etwa wenn Oberflächen beschädigt sind oder nicht der Norm entsprechen.
3. Landwirtschaft
Die Landwirtschaft ist ein zunehmend hochtechnologischer Sektor, bei dem KI eine wichtige Rolle spielt. Auch hier werden große Datenmengen analysiert, etwa bei der Boden-, Klima- und Saatgutanalyse. Wann ist der beste Zeitpunkt für Aussaat und Ernte? Sind die Pflanzen gesund, oder lassen sich Krankheiten frühzeitig erkennen? Welche Pflanzenschutzmaßnahmen sind nötig und mit wie viel Ertrag kann gerechnet werden?
Solche Fragen können KIs mithilfe von Kameras, Sensoren und Risikoeinschätzung beantworten. So könnten etwa Maschinen automatisch Unkraut von Nutzpflanzen unterscheiden und es entfernen. Das hilft Bauern dabei, ressourcenschonender und kosteneffizienter zu arbeiten. Das Ökosystem Agri-Gaia, basierend auf der europäischen Cloud Gaia-X, soll z.B. eine zentrale Plattform für KI-Anwendungen werden, über die Landwirte, Forschungseinrichtungen und Hersteller zugreifen und Daten austauschen können.
4. Nahrungsmittel
Auf den ersten Blick wirkt es zumindest befremdlich, wenn Künstliche Intelligenz den Geschmack von Lebensmitteln verbessert. Belgische Forscher haben es sich dennoch zum Ziel gemacht, besseres Bier zu brauen. Dafür wurden die chemischen Eigenschaften, Geschmacksprofile und Verbraucherbewertungen von 250 belgischen Bieren erfasst. Diese Datenbank bildet die Basis, um eine KI den Geschmack von Bieren verbessern zu lassen.
➤ Mehr lesen: KI lässt Bier besser schmecken
Neben Bier kann KI aber auch dabei helfen, Fleischersatzprodukte zu verbessern. Forscher der Stanford University versuchen mithilfe von KI, die Struktur von pflanzlichen Produkten so zu gestalten, dass sie näher an Fleisch herankommen. Dafür wird die Textur dieser Produkte mechanisch erfasst und getestet, um daraus eine Datenbank zu erstellen und über die KI neue und bessere Rezepte für pflanzenbasierte Lebensmittel zu entwickeln.
5. Artenschutz
Der Artenschutz wird mit Fortschreiten der Klimakatastrophe immer relevanter und auch hier ist KI ein Hilfsmittel. Die deutsche Firma apic.ai nutzt KI etwa, um das Verhalten von Bienen zu analysieren. Ihr "Hive Monitor" hilft dabei, zu erkennen, ob Bienen gefährdet sind und welche Ursachen Bienensterben haben kann.
Forscher des französischen Institut für Landwirtschaft, Nahrung und Umwelt (INRAE) nutzen Künstliche Intelligenz, um die Lebensräume von Honigbienen sicherer zu machen. Mit der KI wird der Einfluss gefährlicher Pestizide erkannt, denen die Bienen ständig ausgesetzt sind. So sehen die Forscherinnen und Forscher, wie sich die Stoffe auf die Gesundheit und das Verhalten der Bienen auswirken. Denn die Gifte töten die Bienen nicht zwingend, sondern sorgen etwa dafür, dass ihre Flugaktivität abnimmt. Damit soll langfristig in Echtzeit bewertet werden können, welche Pestizide die größten Risiken für das Ökosystem haben.
6. Medizin
Wer an KI in der Medizin denkt, fürchtet vielleicht, statt von Ärzten und Ärztinnen von Maschinen „untersucht“ zu werden. Das klingt gruselig, ist aber gar nicht das wirklich entscheidende Einsatzgebiet. Vielmehr machen sich Forscher und Forscherinnen auch hier die Erkennung von Mustern zunutze, um etwa Röntgen- oder Gewebebilder und Anamnesebögen mithilfe von KI zu analysieren und z.B. verschiedene Formen von Krebs zu erkennen und die beste Behandlungsmöglichkeit zu identifizieren.
Ein weiteres vielversprechendes Gebiet funktioniert ähnlich wie bei der Materialforschung. Um neue Medikamente zu finden, kann KI die Eigenschaften und Zusammensetzungen bestehender Wirkstoffe und ihrer Einsatzgebiete analysieren und neue Kombinationen vorschlagen. Eine Analyse von KI-Medikamenten zeigte, dass sie in der ersten Phase von klinischen Studien eine Erfolgsrate von 80 bis 90 Prozent aufweisen. Damit sind sie weit über dem Durchschnitt und somit ein ernstzunehmender Faktor, um den langsamen und teuren Prozess der Medikamentenfindung zu verkürzen.
➤ Mehr lesen: Medikamente: Wie Künstliche Intelligenz neue Wirkstoffe findet
7. Archäologie
Die Anwendungsmöglichkeiten von KI in der Archäologie sind zahlreich. Das reicht von der Entschlüsselung alter Texte bis hin zur Erstellung von 3D-Modellen historischer Stätten. Artefakte können von der KI erfasst, analysiert und klassifiziert werden. Die KI kann zudem dabei helfen, sie zu restaurieren und rekonstruieren.
Satellitenbilder können von einer KI nach bisher unentdeckten Strukturen abgesucht werden, anhand derer Archäologen potenzielle Ausgrabungsstätten finden können. Durch die Analyse von Drohnenbildern wurden erst kürzlich 303 neue sogenannte Geoglyphen gefunden, also riesige im Boden geschaffene Formen, wie die Nazca Linien.
Kommentare