Hundreds of long-finned pilot whales are seen in Begur
© EPA / Fran Arnau

Science

Massenflucht von Tieren an die Pole hat begonnen

Steigende Temperaturen zu Wasser und an Land zwingen zahlreiche Spezies aus dem Tier- und Pflanzenreich zur Flucht in kältere Regionen. Eine neue Meta-Studie, die über 30.000 Habitatsänderungen von Lebewesen berücksichtigt, zeichnet dabei eine Massenbewegung weg vom Äquator zu den beiden Erdpolen hin. Vor allem Meereslebewesen, aber auch Insekten migrieren in ungeahnter Geschwindigkeit in Richtung Nord- bzw. Südpol, um der Temperaturerwärmung in den Meeres zu entgehen.

Mehrere Kilometer pro Jahr

Die im Fachjournal "Nature Ecology & Evolution" veröffentlichte Studie zeigt auf, dass Insekten am schnellsten auf den Klimawandel reagieren. Sie verlagerten ihren Lebensraum zuletzt 18,5 Kilometer pro Jahr in Richtung der Pole. Die zweitgrößte Klimaflucht findet in den Weltmeeren statt. Hier ist die Situation so, dass Tausende Tierarten auf der Suche nach kälteren Gewässer im Schnitt fast 6 Kilometer pro Jahr nach Norden bzw. Süden schwimmen.

Die Untersuchung, die 12.000 Spezies berücksichtigt, machte aber auch verblüffende Entdeckungen. So zeigte sich zwar auch unter Lebewesen am Land eine Bewegung in Richtung Pole - diese fiel mit nur 1,8 Meter pro Jahr aber deutlich geringer als erwartet auf. Die Forscher führen diese Diskrepanz zwischen Meeresbewohner und Landlebewesen auf mehrere Faktoren zurück.

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Tiere, die schon in polaren Regionen leben, können nicht ausweichen

So leitet Wasser Hitze etwa 25 Mal besser als Luft - entsprechende Temperaturveränderungen sind für die Lebewesen in den Meeren folglich weitaus heftiger spürbar. Zudem können viele Lebewesen an Land ihren eigenen Temperaturhaushalt besser regeln - sie kommen mit steigenden Temperaturen folglich leichter zurecht.

Fluchtmöglichkeiten begrenzt

Die scheinbar geringe Migration von Tierarten am Land in Richtung Pole könnte aber auch weniger positive Gründe haben. So können sich Tier- und Pflanzenarten im Meer frei bewegen, während natürliche und menschgemachte Habitatsbarrieren eine Flucht von Tieren am Land erschwert. In vielen Gegenden wandern Lebewesen daher - wenn möglich - in die Höhe und versuchen höher gelegene Orte zu erobern.

Beide Strategien - die Flucht in Richtung Pole und in die Höhe am Land - haben weitreichende Konsequenzen in den zusammenhängenden Ökosystemen. Auch weisen die Forscher darauf hin, dass sämtliche Ausweichmöglichkeiten begrenzt sind. Für Spezies, die ohnehin schon in polarem Wasser oder in gebirgigen Regionen leben, könnte es bald knapp werden, wenn die Temperatur durch den Klimawandel weitersteigen.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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