Methan wird abgefackelt auf einer Ölplattform

Besser zu Kohlendioxid verbrennen als entweichen lassen: Abfackeln von Methan

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Science

Warum wir den Ausstoß von Methan sofort senken sollten

Während beim Kampf gegen den Klimawandel die Reduktion von Kohlendioxidemissionen an erster Stelle steht, sollte Methan mehr Aufmerksamkeit erhalten. Das geht aus einem von der UNO beauftragten Forschungsbericht hervor, der im Mai veröffentlicht worden ist.

Die wichtigsten Aussagen darin: Der Menschheit stehen Maßnahmen zur Verfügung, um ihren Methanausstoß bis 2030 um 45 Prozent zu reduzieren. Das würde den Temperaturanstieg bis in die 2040er-Jahre um 0,3 Grad senken. Die Weltgemeinschaft wäre dadurch auf dem kostengünstigsten Weg, um das Klimaziel von 1,5 Grad bis 2100 zu erreichen.

28 Mal wirksamer als CO2

Methan ist ein farbloses, geruchloses, hochwirksames Treibhausgas. Es hält Hitze 28 Mal besser als Kohlendioxid in der Erdatmosphäre, löst sich allerdings auch schneller auf. Wenn man seinen Ausstoß signifikant reduziert, hat das deshalb eine sehr schnelle Auswirkung auf die Durchschnittstemperatur.

Bodennahes Ozon

Abgesehen vom Effekt auf das Weltklima ist Methan auch ein Schlüsselelement bei der Entstehung von bodennahem Ozon - besser bekannt als Smog. Die Luftverschmutzung dadurch schädigt die menschliche Gesundheit und das Pflanzenwachstum. Laut dem UNO-Bericht könnte eine Reduktion im geforderten Maß 260.000 vorzeitige Todesfälle, 775.000 Spitalsbesuche wegen Asthma und 25 Millionen Tonnen Ernteverluste vermeiden. Zuletzt ist der weltweite Methanausstoß von Jahr zu Jahr gestiegen.

A handout screen grab from thermographic video footage shot with an infrared camera at the Eni gas plant near Pineto

Gasleck-Erkennung mittels Wärmebildkamera

Ölindustrie muss Lecks beheben

Die 3 größten Bereiche, die Methanemissionen verursachen, sind fossile Treibstoffe, Abfall- und Landwirtschaft. Gemeinsam sind sie für mehr als die Hälfte des menschgemachten Methanausstoßes verantwortlich. Bei der Förderung von Öl und Erdgas (Methan ist ein Bestandteil davon), sowie beim Abbau von Steinkohle, tritt Methan aus unterirdischen Lagerstätten an die Luft. Im Abfallbereich ensteht Methan durch Fäuleprozesse in Deponien und im Abwasser. In der Landwirtschaft stammt das Methan hauptsächlich von Ausscheidungen von Nutztieren und von Mikroorganismen in nassen Reisfeldern.

Im Fossilenergiebereich gibt es laut Forscher*innen das größte Einsparungspotenzial. Lecks in Förderanlagen und Speichern etwa können heute relativ leicht erkannt und behoben werden. Laut dem Erdölkonzern Shell werden vermehrt Drohnen mit Spezialkameras dafür eingesetzt.

Methan zu speichern, anstatt es entweichen zu lassen, ist auch ökonomisch im Interesse der Ölindustrie. Kosten für Verbesserungen amortisieren sich zum Teil sehr rasch.

Grafik zur Reduktion von Methanemissionen

Die Berechnungen im UNO-Bericht zeigen, welchen Nutzen die Reduktion von Methanemissionen bringt

Energie und Tierfutter

Im Abfallbereich schlagen die Forscher u.a. vor, Methan bei der Behandlung von Abwasser aufzufangen und zur Energieerzeugung zu verwerten - genau das passiert etwa in der Hauptkläranlage Wien.

In der Landwirtschaft ruht große Hoffnung auf neuartiges Tierfutter. Algen, Seetang und andere Zusatzstoffe können den Methanausstoß bei der Verdauung reduzieren, wie diverse Projekte gezeigt haben. "Im Pilotmaßstab funktioniert das gut, aber es ist unklar, was passiert, wenn man das plötzlich z.B. bei Millionen von Rindern anwendet", erklärt Werner Zollitsch, Experte für die Nachhaltigkeit tierischer Produktionssysteme an der Universität für Bodenkultur. "Es ist Potenzial da, aber was es langfristig bedeutet, das Methan runterzubringen, muss man sich noch genau anschauen."

Für die Menschheit soll sich die Reduktion von Methan jedenfalls gesellschaftlich, ökonomisch und umwelttechnisch auszahlen. Der Nutzen des Einsatzes zusätzlicher Maßnahmen würde die Kosten bei weitem übersteigen, heißt es im UNO-Bericht.

Beef cattle feed indoors on a farm near Biggar, Scotland

Rülpsende Kühe sind bekannte Methanproduzenten

Wie sich Methan nutzen lässt

Methan ist nicht nur ein klimaschädliches Treibhausgas, es ist auch ein wertvoller Rohstoff. Überwiegend wird es in Form von Erdgas verwendet und zum Kochen, Heizen und zur Fortbewegung verbrannt. Als Brennstoff hat Methan einen relativ hohen Energiegehalt. Außerdem erzeugt es wenig schädliche Rückstände. "Wenn man Methan verbrennt, entsteht CO2 und Wasser", erklärt der Chemiedidaktiker Philipp Spitzer von der Universität Graz. "Es gibt da keine Probleme mit Ruß."

Das größte Problem bei der Verbrennung ist der so genannte "Schlupf". Ein gewisser Prozentsatz des Stoffes entkommt der Verbrennung und schlüpft somit durch in die Atmosphäre - wo es seinen starken Treibhauseffekt entfaltet. Die Erdölindustrie wusste lange Zeit mit Methan nichts anzufangen. Um es zu ungefährlicherem CO2 umzuwandeln, verbrannte man es einfach in riesigen Fackeln.

Industrierohstoff

Heute wird Methan immer öfter gespeichert und in der chemischen Industrie als Rohstoff verwendet. Unter anderem kann es zu Methanol umgewandelt werden. In dieser Form ist es gut speicherbar und kann z.B. zu Wasserstoff umgewandelt werden. Derzeit werden Schiffsantriebe getestet, die Methanol als Treibstoff verwenden.

Laut Spitzer gibt es auch Fortschritte dabei, Methan aus Kohlebergwerken zu verwerten. "Das Methan lagert sich bereits bei der Entstehung von Kohle an diese an. Wenn man dann beim Bergbau Hohlräume öffnet, wird das freigesetzt und zum Problem." Das so genannte Grubengas ist hochentzündlich. Man kann es jedoch auch abscheiden und zur Energieerzeugung verwenden.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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