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© Adaptive City Mobility

Science

Multifunktionaler E-Auto-Zwerg soll Stadtverkehr sauberer machen

"Ein schönes Auto, das man seinem Nachbarn vor die Nase setzen kann, ist es nicht. Aber es soll ein Fahrzeug sein, das man sich mit anderen teilt und das sowohl als Taxi, als Carsharing-Auto oder als Transporter verwendet werden kann", sagt Paul Leibold über das ACM City. ACM steht für Adaptive City Mobility. Dabei handelt es sich um ein Forschungsprojekt, das von Leibold 2013 initiiert wurde. In Zukunft wird es ein kommerzielles Produkt hervorbringen, das den innerstädtischen Verkehr sauberer machen soll - nicht nur in Bayern, wo es entwickelt wurde.

Leicht und geräumig

Das ACM City ist in etwa so groß wie ein Smart Forfour und samt Akkus nur 650 Kilogramm schwer. Es fällt damit unter die Fahrzeugklasse L7e, der u.a. auch der Renault Twizy angehört. "Das Fahrzeug positioniert sich damit zwischen einem normalen E-Auto, das rund zwei Tonnen schwer ist, und einem Tuk Tuk oder einer Rikscha, die im Straßenverkehr zu unsicher sind", sagt Leibold. Im Inneren ist Platz für drei Passagiere. Der Fahrer sitzt in zentraler Position vorne. Die Rückbank kann umgelegt werden, um den Laderaum zu vergrößern. Dann passt eine ganze Europalette samt Waren in das ACM City.

Hinten auf der Heckklappe prangt ein großes E-Ink-Display, auf dem Werbung angezeigt werden soll. Dadurch könnten die Gesamtkosten für den Betrieb einer Flotte an ACM City gesenkt werden, meint Leibold: "Elektromobilität funktioniert in der Masse nur dann, wenn die Kosten gering gehalten werden." Eine intelligente Vernetzungssoftware soll dafür sorgen, dass die kleinen Elektrofahrzeuge einfach und schnell gebucht werden und möglichst gut ausgelastet sind.

Akkus in Laden

Damit ein ACM City etwa als Taxi durchgehend im Einsatz stehen kann, wurden dem Fahrzeug Akkus verpasst, die sich per Hand rasch auswechseln lassen. In zwei Laden links und rechts unter dem Fahrzeug sitzen insgesamt acht Akkus. Jeder davon wiegt 12 Kilogramm. Im geplanten Serienmodell sollen sie auf eine Gesamtkapazität von 16 Kilowattstunden kommen. Im Sommer erzielt man angeblich zwischen 160 und 200 Kilometer Reichweite, im Winter (wegen zusätzlichem Energieverbrauch für die Heizung) sind es 120 bis 160 Kilometer.

Als privater Mieter eines ACM City (etwa im Carsharing-Betrieb) soll man sich nicht um das Wechseln der Akkus kümmern müssen. Laut Projektleiter Leibold soll sich darum der jeweilige Flottenbetreiber kümmern. All die beschriebenen Eigenschaften sollen im besten Fall dazu führen, dass schwerere Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren durch das ACM City ersetzt werden. "In den vergangenen Jahren hat man ein massives Downsizing in Städten gesehen. Bike-Sharing, Elektro-Motorroller oder zuletzt Elektro-Tretroller haben sich massiv verbreitet. Unser City-Fahrzeug ist nun die nächste Kategorie", meint Leibold.

Weniger Emissionen

Der Umwelt käme das ACM City sehr gelegen, ist Leibold, der früher u.a. in der E-Mobilitätssparte von BMW gearbeitet hat, überzeugt. "Wir brauchen nur 650 Kilogramm Rohmaterial. Dementsprechend gering sind die Treibhausgasemissionen bei der Produktion. Die Akkuwechselstationen beziehen idealerweise Strom aus erneuerbaren Quellen. Sie besitzen außerdem eigene Zwischenspeicher, wodurch sie das Stromnetz vor Lastspitzen bewahren."

Kommerzialisierung

Was 2013 als Forschungsprojekt begann, das vom deutschen Bundeswirtschaftsministerium unterstützt und als Leuchtturmprojekt ausgezeichnet wurde, soll künftig ein marktfähiges Produkt sein. Leibold: "Vor zwei Jahren haben wir unseren ersten Investor aus China erhalten. Seitdem entwickeln wir ein Serienmodell." Dieses unterscheide sich bereits signifikant von den Forschungsfahrzeugen.

Adaptive City Mobility ist seit zwei Jahren ein Privatunternehmen. Dessen künftiges Geschäftsmodell soll der Verkauf der kleinen Elektroautos sowie die Verwaltung der Echtzeitdaten sein. ACM will so sicherstellen, dass die Autos möglichst viel genutzt werden und dafür eine Provision pro gefahrenem Kilometer erhalten.

Während China oft Wegbereiter für elektromobile Innovationen ist, machte Leibold mit dem ACM City in Fernost bereits gegenteilige Erfahrungen. "In China wäre das Auto beinahe auf die Straße gekommen. Aber dann wurde die Fahrzeugklasse neu reguliert. Die Autolobby hat verhindert, dass leichte E-Fahrzeuge in Großstädten unterwegs sein dürfen", erzählt der Projektinitiator.

Das Interesse an dem ACM City sei aber groß, vor allem in Entwicklungsländern. "In Indien etwaliegt unsere Lösung auf der Hand." Auf die Straße kommen könnte das Fahrzeug aber auch in Europa. Hier könne man sich etwa vorstellen, dass ACM-City-Flotten auch durch Bürgerbeteiligung realisiert werden.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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