
Vor ein paar Jahren hat Gabe Newell (rechts) noch über Gehirnchips zur Steuerung von Spielen gescherzt - jetzt will er mit Starfish ernst machen
Neuralink-Konkurrent von Gabe Newell will Patienten mehrere Hirnchips einsetzen
Gabe Newell kennt man hauptsächlich als Gründer und CEO von Valve. Vor etwas mehr als 10 Jahren begann er sich für die Auswirkung von Videospielen auf das Gehirn zu interessieren und ließ entsprechende Untersuchungen vornehmen. 2019 schlug Valve vor, Computerspiele mit einem Gehirn-Interface zu steuern.
Im selben Jahr gründete er heimlich, zusammen mit anderen Personen, das Start-up Starfish. 2024 trat es erstmals offiziell in Erscheinung. Jetzt hat Starfish seinen ersten Blogeintrag veröffentlicht.
Kleine, stromsparende Gehirnchips
In dem Blogeintrag beschreibt Nate Cermak, Neuroengineer bei Starfish, was das erste Produkt des Unternehmens sein wird: ein Electrophysiology-Chip. Dabei handelt es sich um kein komplettes Implantat, das Patienten eingepflanzt wird, sondern um dessen Grundbaustein.
Der Chip misst die Gehirnaktivität, was die Grundvoraussetzung für ein Computer-Gehirn-Interface ist, Er kann auch das Gehirn stimulieren, etwa für die Therapie von Krankheiten. Das besondere an dem Chip: er ist kleiner als Konkurrenzprodukte und benötigt weniger Strom.
Dadurch sei es laut Starfish möglich Implantate zu schaffen, die mit drahtloser Stromversorgung funktionieren – also nicht bloß einen Akku haben, der drahtlos geladen werden kann. Das sorgt ebenso dafür, dass das komplette Implantat mit dem Chip kleiner gebaut werden kann als bisherige Implantate.
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Mehrere Chips für ein Gehirn
Starfish erklärt, warum so viel wert auf eine geringe Größe gelegt wird. Damit soll es möglich sein, dass Patienten nicht nur einen, sondern mehrere Chips erhalten.
Aktuelle Forschungen hätten gezeigt, dass bei bestimmten Erkrankungen die Interaktion bzw. Stimulation einer Hirnregion nicht ausreicht oder sogar dafür sorgen könnte, dass die anderen Hirnregionen darunter leiden. Mehrere Chips könnten ein neurales Interface bilden, mit dem nicht nur die Aktivitäten mehrerer Hirnregionen gleichzeitig ausgelesen werden können, sondern auch eine bestmögliche Stimulation der Regionen erfolgen kann. So soll sich etwa Parkinson besser behandeln lassen.
Starfish sucht Partner
Der neue Chip von Starfish soll lediglich 1,1 Milliwatt Energie benötigen, hat 2 mm Durchmesser und ist 4 mm dünn. Zum Vergleich: Neuralinks N1, bei dem es sich um ein ganzes Implantat handelt und nicht nur den Chip, misst 23 mm im Durchmesser, ist 8 mm dick und verbraucht 6 mW Energie. Es hat einen Akku, der drahtlos aufgeladen werden muss.

Neuralink N1
© Neuralink
Der Chip soll laut Starfish Ende 2025 fertig sein. Anstatt sofort selbst ein Implantat damit zu bauen, sucht Starfish in dem Blogeintrag Partner. Dabei ist man nicht nur an Implantat-Hersteller interessiert, sondern will auch mit Unternehmen zusammenarbeiten, die sich auf drahtlose Stromversorgung spezialisiert haben. Abgesehen von Computer-Hirn-Interface und der Behandlung von Parkinson und anderen Erkrankungen des Gehirns, sei man auch offen für Anwendungsmöglichkeiten, die in komplett andere Richtungen gehen.
Magnettherapie und Tumore mit Hitze zerstören
Neben dem aktuellen Chip, hat Starfish laut seiner Website noch 2 andere große Projekte, an denen es arbeitet. Eines davon ist die Verbesserung von TMS – Transcranial Magnetic Stimulation. Durch das Auslesen von Gehirnaktivität, Machine Learning und präzise durch einen Roboter gesteuerte magnetische Stimulation des Gehirns, sollen Depression, bipolare Störung und andere affektive Störungen behandelt werden.

TMS
© Starfish
Das zweite Projekt ist thermale Modulation. Durch die variable Intensität können mit der Hitze etwa bestimmte Proteine aktiviert oder Tumore präzise zerstört werden.
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