Quantentechnologie aus Österreich könnte künftig in Satelliten zum Einsatz kommen.

Quantentechnologie aus Österreich könnte künftig in Satelliten zum Einsatz kommen.

© QT Labs

Science

Quanten-Industrie soll in Österreich Tausende Arbeitsplätze schaffen

"Wenn man als österreichischer Quantenforscher im Ausland ist, sagt die ganze Welt, dass wir in dem Feld super sind. Genau die Position wollen wir halten oder ausbauen", sagt der Quantenphysiker Gregor Weihs, vom Exzellenzcluster "Quantum Science Austria". 

Wichtige Experten haben sich zusammengetan, um bei einer Pressekonferenz auf die herausragenden österreichischen Leistungen in dem Bereich der Quantenforschung aufmerksam zu machen. Einige davon brachten Anton Zeilinger sogar 2022 den Nobelpreis für Physik ein. Anlass ist das 2025 ausgerufene internationale Jahr der Quantenphysik. Heuer feiert die Forschungsdisziplin bereits ihren 125. Geburtstag, die der Physiker Max Planck einst begründete. 

➤ Mehr lesen: Wie Quantenwirbel Sterne anschubsen

Weichenstellungen für die Zukunft

Über die EU-finanzierte Förderaktion "Quantum Austria" sind hierzulande seit 2020 "mehr als 100 Mio. Euro in Quantenphysik, Quantentechnologie und High Performance Computing geschlossen", erklärt Christof Gattringer, Präsident des Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF. 

Während der FWF die Grundlagenforschung bereits seit den 1970er Jahren fördert, gibt es nun auch erste erfolgreiche Unternehmen in dem Bereich. "Wir sind ein kleines Land und schon an der Weltspitze dabei. Wir haben wirklich gute Teams und Leute aufgebaut. Jetzt haben wir die Chance, in den nächsten Jahren davon zu profitieren. Wenn wir jetzt nachlassen, verlieren wir unglaublich viel von dem, was man in den letzten Jahrzehnten aufgebaut hat", sagt Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Forschungsförderungsgesellschaft FFG. 

Österreichische Quantenforscher in China

"Mittlerweile sind auch andere Länder draufgekommen, dass es gut ist, in Quantentechnologien zu investieren: Bayern zum Beispiel investiert in nur 5 Jahren 300 Mio. Euro für das Munich Quantum Valley. FFG und FFW gemeinsam haben etwa 450 Mio. Euro in 30 Jahren investiert", erklärt Gattringer. Auch in den Niederlanden und Frankreich tue sich einiges. In den USA gebe es ebenfalls neue Zentren etwa am MIT, in Harvard und anderen Spitzenunis. Man könne Forscher schnell dorthin verlieren, wenn der Forschungsstandort an Attraktivität verliere. 

"Die chinesische Forschung in dem Bereich stammt ursprünglich aus dem Zeilinger-Labor", erklärt Weihs. Gleichzeitig sei es schwer, Leute nach Österreich zu bekommen. Unser Standort in Europa hätte aber angesichts der weltpolitischen Lage auch Vorteile. "Vor 15 Jahren hätte jeder ein Quantenkryptografiegerät bei Huawei in China bestellt, weil das billig war. In der neuen Weltordnung ist es komplett undenkbar", erklärt Rupert Ursin von der Quantum Industries GmbH, die technische Anwendungen wie Verschlüsselungsgeräte und Geräte für Satelliten aus Quantentechnologien entwickelt. Österreich würde vor allem im wachsenden Bereich der Hochsicherheit profitieren, da westliche Staaten nichts mehr aus China kaufen würden.

Sicherheit im Westen

Viel Steuergeld ist schon in die Quantenforschung geflossen. Nun stellt sich die Frage, was das bringt. Eine wichtige Anwendung für die Zukunft sind Verschlüsselungstechnologien, die bei Hochsicherheitssystemen wie der ID Austria eingesetzt werden. "In 3-4 Jahren werden wir hier ein exponentielles Wachstum sehen", erklärt Ursin. Denn der Bedarf steige rasant - Tausende Arbeitsplätze könnten entstehen, wenn die Geräte in Österreich gebaut werden.

"Wir werden das Thema Sicherheit künftig viel stärker auf der Agenda haben", sagt Egerth. Es gehe dabei auch um die Frage, wie wir selbst unsere Systeme in Europa sichern. Quantentechnologien könnten uns vor Cyberangriffen schützen, die auf unsere Infrastruktur abzielen, meint die FFG-Geschäftsführerin. Hier könnte man die Chance ergreifen, sich mit österreichischen Produkten dagegen zu wappnen.  

Sensorik und GPS

Aber auch andere Anwendungen seien vielversprechend, etwa die Entwicklung einer besseren Sensorik. "Will man irgendwas messen, gibt es immer ein Rauschen", sagt Weihs. Hier könnten Quantentechnologien Abhilfe schaffen und dieses Rauschen minimieren.

Auch bei der Magnetfeldmessung könne Quantenphysik eine Rolle spielen. "Man kann sich etwa vorstellen, dass man über die Erde fliegt und dann Metalllagerstätten, Wasser oder anderes findet", erklärt Weihs. Ein interessanter Anwendungsfall wäre etwa die Abrüstungskontrolle. "Man könnte dann etwa vom Satelliten her erkunden, wo gewisses Nuklearmaterial lagert", erklärt Weihs. Ein anderes Beispiel sind Atomkernuhren, die GPS viel genauer machen könnten. 

➤ Mehr lesen: TU Wien präsentiert die erste Atomkernuhr der Welt 

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Jana Unterrainer

Überall werden heute Daten verarbeitet, Sensoren gibt es sogar in Arktis und Tiefsee. Die Welt hat sich durch die Digitalisierung stark verändert. Das interessiert mich besonders, mit KI und Robotik steigt die Bedeutung weiter enorm.

mehr lesen
Jana Unterrainer

Kommentare