Forscher sind sprachlos: Toter Stern erwacht wieder zum Leben
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Üblicherweise endet das Leben von Sternen in einer Supernova. Nach dieser gewaltigen Explosion bleiben manchmal Neutronensterne übrig. Diese Objekte sind die kollabierten Kerne der Sterne. Sie sind klein aber extrem dicht. Obwohl die Radien üblicherweise nur 10 bis 12 km betragen, haben sie 1,2 bis 2,35 Sonnenmassen.
Neutronensterne werden auch als „Leichen“ bezeichnet, die die explodierten Sterne zurückgelassen haben. Es findet keine Kernfusion mehr statt, sie gelten damit als tote Sterne. Doch genau einer dieser toten Sterne hat Lebenszeichen gesendet, was Astronom*innen völlig überrascht.
Schneller Blauer Optischer Transient
Den Beginn dieser Entdeckung geht das Phänomen „Schneller Blauer Optischer Transient“ (Fast blue optical transient - LFBOT) voraus. Dieses wurde erstmals 2018 entdeckt. Es handelt sich dabei um Supernova-ähnliche Explosionen, die besonders stark leuchten, wobei das Leuchten aber schon nach Tagen verschwindet. Bei einer Supernova hält es üblicherweise Wochen an.
Im September 2022 wurde der LFBOT AT2022tsd entdeckt. Er bekam den Spitznamen „der tasmanische Teufel“. Der Ursprung ist etwa eine Milliarde Lichtjahre von der Erde entfernt. Im Dezember 2022 fand erneut eine Routineuntersuchung der interstellaren Explosion statt. Dabei war ein kurzes Aufblitzen zu sehen, das nur einige Minuten dauerte, aber genauso hell wie der eigentliche LFBOT war. Und das 100 Tage nach der stellaren Explosion.
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„Wir haben das noch nie gesehen in der Astronomie“
„Wir waren sprachlos“, erinnert sich die Astronomie-Professorin Anna Y.Q. Ho: „Wir haben nie zuvor so etwas gesehen. So etwas so schnelles, so hell wie die ursprüngliche Explosion, aber Monate später. Weder bei einer Supernova noch einem LFBOT haben wir das je beobachtet. Wir haben das noch nie in der Astronomie gesehen, Punkt.“
Die Forschenden machten sich mit der Hilfe von 12 Teleskopen daran, dieses Phänomen zu untersuchen. Über einen Zeitraum von 120 Tagen fanden sie insgesamt 14 unregelmäßige Lichtblitze. „Dies könnte nur ein Bruchteil der gesamten Lichtblitze dieses Ereignisses sein“, glaubt Ho: „Es ist faszinierend. Anstatt, dass die Lichtquelle konstant dunkler wird, hat sie immer wieder aufgeleuchtet. LFBOT sind ohnehin schon seltsame, exotische Ereignisse. Aber das hier, hat es nochmal seltsamer gemacht.“
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Die letzten Zuckungen
Was genau diese Aktivität eines toten Sterns ausgelöst hat, ist bisher nicht bekannt. Die Forschenden vermuten, dass die Lichtblitze womöglich von der frischen Sternenleiche stammen. Es könnten quasi die letzten Zuckungen des toten Sterns sein. Bisher habe man den Lebenszyklus von Sternen nur in 3 Stufen untersuchen können: Stern – Explosion – Überreste. „Jetzt haben wir vielleicht die Möglichkeit, den Übergang von Sternen zu ihrem Leben nach dem Tod zu beobachten“, sagt Ho.
Dazu will man nach weiteren LFBOTs suchen. Wann ein Stern in einem LFBOT endet, statt einer Supernova, ist noch unbekannt. Das könnte mit einer hohen Rotationsgeschwindigkeit oder einem starken Magnetfeld zu tun haben.
Allerdings sei auch möglich, dass sie vielleicht gar nicht durch traditionelle Sternenexplosionen ausgelöst werden, sondern wenn ein Stern von einem Schwarzen Loch gefressen wird. Die beobachteten Lichtblitze könnten womöglich Partikelstrahlen gewesen sein, die während oder nach der Verschmelzung des Sterns mit dem Schwarzen Loch ins All hinausgeschossen wurden.
Die Studie wurde im Nature veröffentlicht.
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