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© NASA, ESA/Hubble

Science

Sorge um Hubble: Was das Weltraumteleskop geleistet hat

Das Weltraumteleskop Hubble ist bekannt dafür, spektakuläre Bilder aus dem All zu liefern. Es hat den Blick auf das Universum geweitet, auch für Menschen, die nichts mit Astronomie zu tun haben. Einige der Hubble-Aufnahmen von Weltraum-Nebeln dienten sogar als Hintergrundbilder für die erfolgreiche Science-Fiction-Serie Star Trek. Ohne Hubble wüsste man nicht, wie der Krebsnebel aussieht, oder die Verschmelzung zweier Galaxien.

Das Weltraumteleskop ist auch für die Wissenschaft von enormer Bedeutung. Ohne Hubble wäre etwa die Entdeckung von Dunkler Energie nicht möglich gewesen. Man wüsste ohne Hubble außerdem nicht, dass im Zentrum fast jeder Galaxie ein schwarzes Loch steht. „Auch die Bestätigung, dass es schwarze Löcher überhaupt gibt, kam von Hubble“, erzählt Rudolf Albrecht vom Österreichischen Weltraumforum (ÖWF) im Gespräch mit der futurezone. Er arbeitete ab 1976 für die ESA und am Space Telescope Science Institute an der Entwicklung von Hubble mit.

Technische Probleme

Doch seit einigen Wochen kämpft Hubble mit technischen Problemen: Das mehrere Milliarden Dollar teure Weltraumteleskop, das dieses Jahr im April seinen 31. Geburtstag gefeiert hat, liefert seit 13. Juni keine Bilder mehr für die Wissenschaft.

Der Hauptcomputer bekommt seither keine Rückmeldung mehr vom Nutzlastcomputer. Dieser ist aber für die Koordination der wissenschaftlichen Instrumente zuständig. Der wissenschaftliche Betrieb des Weltraumteleskops wurde daraufhin ausgesetzt.

Die Behebung des Problems ist äußerst schwierig. Ob der Betrieb wiederaufgenommen werden kann, ist derzeit unklar. Albrecht befürchtet, dass ein bestimmtes Element, das für die Kommunikation zuständig ist, nicht mehr reparierbar sein wird. „Das ist extrem schade, weil das Weltraumteleskop ansonsten noch voll funktionstüchtig ist“, so Albrecht. Die NASA zeigte sich am Dienstag allerdings optimistisch, das Problem noch beheben zu können.

31 Jahre im Einsatz

Ins All gestartet ist Hubble im April 1990. Ursprünglich sollte es nur für 20 Jahre im Weltraum verweilen, doch dank mehrerer erfolgreicher Reparaturen sind es jetzt bereits 31 Jahre. In dieser Zeit hat Hubble mehr als 1,5 Millionen Fotos aufgenommen, darunter befanden sich zahlreiche spektakuläre Aufnahmen von Sternen und Galaxien. 

Eine weitere bahnbrechende Entdeckung: Das Alter des Universums konnte mit Hubble fixiert werden, und zwar auf 13,4 Milliarden Jahre. Ohne Hubble wüsste man auch nicht, dass der Jupitermond Ganymed ein Salzwasser-Meer besitzt. „Bevor es Sonden gab, machte Hubble außerdem die ersten Aufnahmen des Planeten Pluto“, erinnert sich Albrecht.

Im August 2020 nahm Hubble außerdem ein spektakuläres Foto vom Jupiter auf, als der Planet gerade 653 Millionen Kilometer von der Erde entfernt war.  Auch bei der Beobachtung von jungen Sternen spielte Hubble eine wichtige Rolle.

Schwieriger Start

Dabei war der Start von Hubble nicht unbedingt von Erfolg gekrönt. Die ersten Bilder, die das Weltraumteleskop lieferte, waren merkwürdig verschwommen. Ein Stern war kein Punkt, sondern ein rundes Gebilde mit einem Heiligenschein. „Es hatte sich herausgestellt, dass der Fehler grundlegend war“, sagt Albrecht. „Der Spiegel im Außenbereich war um 1/20 des Durchmessers eines menschlichen Haares falsch konfiguriert“, so der Astronom. Etwas, das durch einen „Systemfehler“ ausgelöst worden war – zu viele Köpfe waren in das Gesamtprojekt involviert gewesen. Dieser Fehler konnte erst vier Jahre später behoben werden – ab dann lieferte das Teleskop aber perfekte Bilder. „Bei jeder Server-Mission wurden Teile ausgetauscht“, ergänzt Albrecht.

Nachfolge-Projekt

Sein Nachfolger, das James-Webb Space Telescope, steht schon in den Startlöchern. Ursprünglich hätte das Infrarot-Weltraumteleskop bereits vor vielen Jahren ins All transportiert werden sollen. Mittlerweile soll es im November 2021 nach jahrelangen Verzögerungen frühestens der Fall sein. Der Grund für die bisherigen Verzögerungen lag in der Konstruktion des Teleskops mit ausklappbaren Spiegeln.

Doch auch jetzt könnte es noch einmal eine Verschiebung des Termins geben, und zwar wegen des unsicheren Transportwegs zum Abflugsort. „Das Teleskop befindet sich dann geplantermaßen 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Die Nachrichtenübermittlung an die Erde wird von dieser Position aus viel einfacher als bei Hubble“, sagt Albrecht. „Ein nahezu fließender Übergang vom einen zum anderen Teleskop wäre wünschenswert.“

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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