Wie die Zukunft der österreichischen Forschung gesichert werden soll
Mit einer Reihe von Forderungen wandten sich die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW), das AIT Austrian Institute of Technology AIT und die Industriellenvereinigung (IV) am Freitag an die Öffentlichkeit.
Sie mahnten, dass die Politik die heimische Forschung angesichts der im Herbst bevorstehenden Budgetdiskussionen nicht vergessen darf, sondern die derzeitigen Bemühungen und Mittel unbedingt weiter aufrechterhalten werden sollen. Denn andernfalls sei nicht nur der Forschungsstandort gefährdet, sondern auch die Wirtschaft der Zukunft.
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Österreich ist ein erfolgreiches Forschungsland
In den vergangenen Jahren hat sich Österreich immer mehr zum erfolgreichen Forschungsland entwickelt. Maßgeblich dafür sei auch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Industrie: „Wir brauchen einander. Der eine Bereich ist ohne den anderen nicht denkbar“, meinte Ex-Wissenschaftsminister und jetziger ÖAW-Präsident Heinz Faßmann. „Es gibt einen breiten politischen Konsens, dass Forschung und Innovation für dieses Land wichtig sind“, sagte Christoph Neumayer von der IV. Die Grundlagenforschung von heute stelle die Basis der künftigen Wirtschaft dar.
Wie Faßmann betont, glauben auch die Österreicher und Österreicherinnen an die heimische Forschung, wie das Ende vergangenen Jahres veröffentlichte Wissenschaftsbarometer ergab: Die Forschung landete auf Platz 3 gleichauf mit dem Sozialstaat, als man Österreicher und Österreicherinnen danach fragte, worauf sie bei ihrem Land besonders stolz seien – nach der Landschaft (Platz 1) und der Demokratie (Platz 2).
Großer internationaler Wettbewerb in der Forschung
Derzeit hat Österreich eine F&E-Quote (Forschungs- und Entwicklungsquote) von 3,3 Prozent. Aber es sei Luft nach oben, wie sich die Organisationen einig sind. „Wer in Selbstzufriedenheit verfällt und nicht an das Morgen denkt, wird von anderen überholt. Das kleine Finnland hat per Gesetzesbeschluss festgelegt, dass es bis zum Jahr 2030 die 4-Prozent-Quote erreichen möchte und wird“, sagte Faßmann. Auch Länder wie Israel (5,5 Prozent) und Südkorea (knapp 5 Prozent) seien wesentlich ehrgeiziger unterwegs. Auch Schweden, Belgien und die USA seien uns voraus.
„Es geht darum, dass Österreich zu den Innovation Leaders aufschließt und wir unsere Forschungsquote an den besten orientieren“, mahnt Brigitte Bach, Sprecherin der Geschäftsführung des AIT Austrian Institute of Technology AIT. „Spitzenforschung ist europäisch und wir konkurrieren mit China, den USA und weltweit mit starken Playern. Das bedeutet, dass wir uns aktiv in die EU-Agenden einbringen müssen“.
Kooperation auf der europäischen Ebene sollen daher weiter ausgebaut und die Zusammenarbeit gestärkt werden. RTOs (Research & Technology Organizations) wie dem AIT komme dabei eine Schlüsselrolle zu, denn sie seien in der österreichischen und europäischen Industrie gut vernetzt und würden über Systemwissen verfügen, um drängende Fragestellungen wie die Dekarbonisierung der Industrie zu bewältigen. „Unsere Aufgabe ist, dass wir mithelfen, dass Europa mit einer F&E Quote von 2,2 nicht noch weiter ins Hintertreffen gerät“, meint Neumayer von der IV.
Forderungen für die Zukunft
Um an die österreichischen Forschungserfolge der vergangenen Jahre, etwa im Bereich Quantenforschung, Halbleiter und Raumfahrt, auch weiterhin anknüpfen zu können, bedürfe es einiger Maßnahmen – oder wie IV-Präsident Neumayer es ausdrückt: „Die Kuh, die wir morgen melken wollen, müssen wir heute füttern“.
Deshalb präsentierten die 3 Institutionen auch einige Forderungen an die heimische Politik: Die ÖAW will etwa, dass die derzeitige Forschungsquote von 3,3 Prozent bis 2030 gesteigert wird. Außerdem wünscht sich die Organisation mehr finanzielle Planbarkeit für Forschende, etwa in Form eines sogenannten „3+3-Budgets“, wo Forschungsprojekte neben 3 sicher finanzierten Jahren zusätzlich Aussicht auf 3 Jahre weitere haben - damit es sich lohnt, Forschende aus dem Ausland zu holen und in neue Einrichtungen wie Labore zu investieren. Auch Bach spricht sich für mehr Planungssicherheit für Forschende aus – als gutes Beispiel hierfür nennt sie die deutsche Helmholtz-Gesellschaft, die mit 10-jährigen Finanzierungsmodellen arbeite.
Faßmann wünscht sich zudem eine neue Arbeitsteilung: Die Unis sollen sich künftig v.a. um Grundlagenforschung kümmern, während die Fachhochschulen den Großteil der Ausbildungen übernehmen. Zudem fordern die 3 Organisationen einen Bürokratieabbau und eine innovationsfreundliche Regulierung. Insgesamt halten sie die Maßnahmen für notwendig, damit sie die besten Köpfe nach Österreich locken können und damit nicht zuletzt den Wohlstand des Landes sichern können.
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