Auch per Iris-Scan können Menschen eindeutig identifiziert werden. Das Unternehmen EyeLock verkauft etwa USB-Iris-Scanner, die auch sollen.
Auch per Iris-Scan können Menschen eindeutig identifiziert werden. Das Unternehmen EyeLock verkauft etwa USB-Iris-Scanner, die auch von Windows 10 unterstützt werden sollen.
© Suren Manvelyan

Start-ups

Innsbrucker Tool ermöglicht präzise Augendiagnose

Über 20 Millionen Menschen weltweit weisen schwere Erkrankungen an der Augenoberfläche auf. Zu den häufigsten zählen etwa Grauer und Grüner Star oder die sogenannte diabetische Retinopathie.

„Neben der Alterung unserer Gesellschaft verursacht auch der stark wachsende Konsum digitaler Medien über Bildschirme, etwa das Handy, immer mehr Augenleiden. Dies stellt das Gesundheitssystem vor immer größere Versorgungsprobleme“, sagt Ulrich Hausmann, Mitbegründer des Innsbrucker Start-ups occyo, gegenüber der futurezone.

Durch eine regelmäßige Untersuchung beim Augenarzt können Augenkrankheiten frühzeitig erkannt und behandelt werden. Gröbere Konsequenzen wie Schäden der Sehkraft können folglich verhindert werden. Bei der bildgebenden Augendiagnostik kommt es aber zu einem grundlegenden Problem, zumal die Oberfläche des Auges stark konvex ist: Die gängigen Spaltlampenkameras, die bei den ärztlichen Untersuchungen zum Einsatz kommen und krankhafte Veränderungen erfassen, können nur eine ebene Fläche fokussieren. Das Auge wird unscharf abgebildet.

Scharfe Aufnahmen

Die Augenärzte Bernhard Steger und Vito Romano beschäftigen sich seit längerem mit den aktuellen Limitationen der modernen Augenheilkunde und mit den notwendigen Veränderungen, um den kommenden gesellschaftlichen Veränderungen begegnen zu können. Gemeinsam mit dem Optikeringenieur Ulrich Hausmann und der Marketingexpertin Giulia Angi haben sie das Innsbrucker Start-up occyo gegründet und ein Diagnosetool für Augenärzte entwickelt, das scharfe Aufnahmen der Augenoberfläche liefert.

Dabei handelt es sich um ein neuartiges Bildgebungsmodul namens Cornea Dome Lens (CDL) mit integrierter Bildanalysesoftware. Mit diesem Tool werden Diagnosen einfacher und präziser. „Die Cornea Dome Lens ist ein Kamerasystem, welches erstmals standardisierte, hochauflösende Aufnahmen der Augenoberfläche ermöglicht. Standardisiert können wichtige Parameter, wie Rötung und Trockenheit der Augen, bestimmt und Monitoring betrieben werden“, sagt Hausmann.

Künstliche Intelligenz

Das neue Tool bildet die gesamte vordere Augenoberfläche von einer fixen und geraden Blickposition her scharf ab. Die laterale Auflösung der Bilder entspricht 12 Mikrometern – etwa die Größe der roten Blutzellen. Laut Hausmann sei diese Auflösung grundsätzlich nicht unüblich. „Es gibt viele Diagnosetools, die lokal deutlich höher auflösend sind. Die starke Krümmung des Auges macht es jedoch schwer, den gesamten Augenvordergrund hochauflösend und standardisiert abzubilden. Dies ist uns mit der Cornea Dome Lens gelungen“, so der Experte.

Neben der Diagnose für Augenerkrankungen kann das Tool auch für die fotografische Dokumentation der jeweiligen Passformen bei Linsenträgern genutzt werden. Für die Bildauswertung werden dem Experten zufolge leistungsfähige Echtzeitalgorithmen verwendet, die unter anderem mit künstlicher Intelligenz arbeiten.

Klinische Studie

Aktuell hat occyo den ersten Prototyp aufgebaut. Der wird nun für die die klinischen Studien vorbereitet. "Diese sollen im Laufe von 2021 abgeschlossen werden. Die Markteinführung ist für 2022 geplant", sagt Hausmann.

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und austria wirtschaftsservice (aws).

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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