Deutsche Fregatte schießt irrtümlich auf US-Drohne, beide Raketen versagen
Alarm auf der Hessen: Die Fregatte der deutschen Marine entdeckte auf ihrem Kampfeinsatz im Roten Meer eine unbekannte Drohne. Da sie nicht zugeordnet werden konnte, ging man davon aus, dass sie von der Huthi-Miliz stammt. Aufgabe der Hessen ist, Angriffe der Huthi auf Frachtschiffe zu verhindern.
Die Besatzung der Hessen entschied sich dazu, die Drohne abzuschießen und feuerte 2 Flugabwehrraketen des Typs SM-2 ab. Beide dieser Raketen konnten ihr Ziel aus technischen Gründen nicht erreichen und stürzten wirkungslos ins Meer.
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Auf US-Drohne geschossen
Das war Glück im Unglück, wie sich im Nachhinein herausgestellt hat. Denn das Fluggerät, das die Hessen ins Visier nahm, war eine US-amerikanische Drohne vom Typ MQ-9 Reaper, die in etwa 30 Millionen Dollar kostet.
Theoretisch hätten die Raketen die US-Drohne treffen sollen. Denn die MQ-9 Reaper fliegt in einer Höhe von ungefähr 12.000 Meter, die SM-2-Raketen weisen eine maximale Einsatzhöhe von rund 20.000 Meter auf.
Der Vorfall wird also vermutlich auch in Bezug auf das Kriegsgerät ein Nachspiel haben. Die Hessen ist eine auf Luftabwehr-spezialisierte Fregatte. Die SM-2-Raketen sind die wichtigste Bewaffnung zu diesem Zweck. Die Hessen hat dafür einen Starter mit 32 Zellen. Alternativ kann eine Zelle mit 4 der kleineren ESSM-Raketen (ca. 50km Reichweite) statt einer SM-2 bestückt werden (ca. 170km Reichweite).
International sorgt diese doppelte Panne für Spott. So wird etwa die berühmte "deutsche Gründlichkeit" bei der Identifikation des Ziels angezweifelt. Häme gibt es auch, weil die Huthi bisher mindestens 2 MQ-9 abgeschossen haben. "Wieso können die Huthi mit billigen iranischen Raketen, was die Deutschen mit 2 Millionen Euro teuren SM-2 (pro Stück) nicht schaffen?" liest man etwa öfters in Kommentaren zu dem Vorfall.
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Möglicherweise Freund-Feind-Erkennung von MQ-9 deaktiviert
Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Michael Stempfle, erklärte das Versehen damit, dass es vorher eine Abfrage bei den Verbündeten gegeben habe, bei der niemand ein eigenes Flugobjekt im Einsatzgebiet gemeldet habe.
Zusem soll das Freund-Feind-Erkennungssystem (IFF) der Reaper deaktiviert gewesen sein - was genau solche Missgeschicke verhindern soll. In der Region sind regelmäßig Aufklärungsdrohnen der USA unterwegs, die nichts mit dem Einsatz im Roten Meer zu tun haben. Dies soll auch bei dieser MQ-9 der Fall gewesen sein.
Möglicherweise hat die US Air Force nicht das IFF aktiviert, weil sie nicht daran dachte, dass die Reaper bei ihrer Mission ins Einsatzgebiet der Hessen vordringen könnte. Womöglich war das IFF auch absichtlich deaktiviert, weil die Mission erforderte, möglichst wenig Signale auszusenden.
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Doch noch feindliche Drohnen abgeschossen
Einen Tag später konnte die Hessen dann doch noch 2 erfolgreiche Abschüsse von feindlichen Flugobjekten vermelden, wie der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius bekannt gegeben hat. Eine Drohne wurde mit einem 76-Millimeter-Bordgeschütz (ca. 16km Reichweite mit PFF-Flugabwehr-Munition) getroffen, die andere von einem RAM-Flugabwehrsystem (ca. 10km Reichweite).
Das sind beides Abwehrsysteme für den Nahbereich. Es wird gemutmaßt, dass wegen des Versagens der SM-2-Raketen die Hessen bewusst nur noch Abwehrmaßnahmen im Nahbereich vornimmt. Das wurde so von der deutschen Regierung allerdings nicht bestätigt. Das Radar hätte die Ziele in den entsprechenden Entfernungen erkannt, weshalb unterschiedliche Waffensystem zur Abwehr eingesetzt wurden, heißt es lediglich.
Huthi attakiert Handelsschiffe
Die Fregatte ist seit Freitag im Roten Meer im Einsatz. Ihr Auftrag ist der Schutz von Handelsschiffen auf der wichtigen Seeroute von Asien nach Europa durch den Suezkanal.
Die mit dem Iran verbündete Huthi-Miliz will dort mit Angriffen ein Ende der israelischen Militäroperation im Gazastreifen erzwingen, der eine Reaktion auf den Terrorüberfall der islamistischen Hamas am 7. Oktober ist.