Geist oder Ku Klux Klan: Debatte über neuen TikTok-Trend
Fragewürdige Internet-Trends sind keine Seltenheit. So leckten Influencer Klo-Brillen für eine „Corona-Challenge“ ab oder stellten mit der „New Teacher Challenge“ Menschen mit Behinderung bloß. Der neueste Trend ist der „Ghost Photoshoot“, bei dem sich User im weißen Geister-Kostüm inszenieren, das hauptsächlich aus einem Bettlaken mit zwei Augen besteht.
Allerdings erinnert diese sehr simple Verkleidung an die Uniform des rassistischen Ku Klux Klan. Mitglieder tragen weiße Kutten mit Aussparungen für die Augen. Laut Smithsonian Magazin sollen die Roben die Geister der konförderierten Staaten symbolisieren, also der Südstaaten des 19. Jahrhundert, die Sklavenhaltung befürworteten.
Black-Lives-Matter-Proteste
Einziger Unterschied zum Gespenster-Kostüm ist der fehlende Spitzhut, den Mitglieder des Klans tragen. Insbesondere in Hinblick auf die derzeit wieder verstärkt stattfindenden Black-Lives-Matter-Proteste in den USA, halten viele User die Challenge für geschmacklos und unangebracht.
So schrieb ein Twitter-Nutzer, er könne sich nicht vorstellen, dass „die Diversität hinter den Bettlaken sich stark von deren Farbe unterscheide“. Eine andere Nutzerin merkte an, sie würde die Flucht ergreifen, wenn sie Menschen begegnen würde, die so gekleidet wären, wie in der Challenge. „Diesen Trend gibt es bereits seit dem 19. Jahrhundert“, schrieb ein weiterer Nutzer.
Andere sehen kein Problem beim Geister-Fotoshooting. So stecke nichts Bösartiges dahinter, wenn sich Kinder gemeinsam mit ihren Freunden als Gespenster verkleiden und fotografieren würden, schreibt eine Nutzerin.
"Lustige Halloween-Challenge"
Die New York Times Reporterin Taylor Lorenz schrieb auf Twitter „Menschen aus jeder Bevölkerungsgruppe und unterschiedlicher Herkunft nehmen am Trend teil“. Es sei eine lustige Halloween-Challenge, an der jeder trotz der Corona-Maßnahmen teilnehmen könne. In einem Thread teilte sie Bilder und Videos, die ihr besonders gut gefielen.
Lorenz entschuldigte sich später dafür, sollte sie Menschen durch ihre Postings verletzt haben. Sie habe sich lediglich auf Halloween gefreut. Zudem habe das Gespenster-Kostüm eine lange Tradition, die bereits vor dem Ku Klux Klan existiert habe und auch weiterhin in der Popkultur zu finden sei.
Einige Nutzer schrieben, Lorenz würde das Trauma und dessen Auswirkungen, die Menschen durch solche Trends erleiden Leid, herabsetzen. Insbesondere, wenn sie in der Vergangenheit vom Klan terrorisiert wurden.
Laut Insider soll der Trend am 9. September mit einem Posting begonnen haben, das eine Referenz zum Cover von Phoebe Bridgers Album "Stranger in the Alps" sein sollte. Es zeigt eine als Geist verkleidete Person. Seither hat sich der Trend rasant verbreitet. Der Hashtag #GhostPhotoshoot hat auf Tiktok über 2,3 Milliarden Aufrufe und mehr als 14.000 Einträge bei Instagram.