Klimakrise bewältigen: "Yo, wir schaffen das"
"Wo wir hinschauen, gibt es derzeit Krisen. Pandemie, Inflation, politische Instabilität und über all dem schwebt auch noch der Klimawandel", sagt Meteorologe Marcus Wadsak bei seiner Keynote am SPEAK OUT Festival. Aktuelle Hochwasserereignisse, aber auch Waldbrände, Dürren, Rohstoffknappheit, Biodiversitätsverlust und Rekordtemperaturen ließen Menschen die Folgen des Klimawandels ganz deutlich spüren.
Für viele Stelle sich die Frage: "Können wir es schaffen, dass aus der Krise keine Katastrophe wird?" Wadsak ist von der Einstellung der Comicfigur Bob, der Baumeister, überzeugt: "Yo, wir schaffen das!"
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Einlenken ist immer noch möglich
Wichtig sei, auf die Erkenntnisse der Wissenschaft zu vertrauen. Schon seit Jahrzehnten sei klar, dass die Verbrennung fossiler Treibstoffe die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre erhöhe, dass durch die zunehmende Wärme immer häufiger zu Extremwettereignissen komme, und bestimmte Folgen wie das Abschmelzen der Gletscher in Österreich nicht mehr umkehrbar seien. Man könne Erklärungen der Wissenschaft noch so sehr bezweifeln, aber: "Die Natur kann nicht bescheißen!"
Die Auswirkungen der Klimakrise seien an vielen Orten klar erkennbar, aber auch wenn die Menschheit "viel Zeit mit Nichtstun verschwendet" habe, sei es immer noch möglich, Handlungen zu setzen und die Klimakrise zu bewältigen. Was man als Gesellschaft und als Individuum, aber auch als Unternehmen tun kann, genau das würde auf dem SPEAK OUT Festival aufgezeigt werden.
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Eine Mehrwegflasche macht einen Unterschied
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler sieht etwa riesiges Potenzial in der Kreislaufwirtschaft: "Wir sehen eine Verknappung der weltweiten Ressourcen. Das zeigt auch die Grenzen eines linearen Wirtschaftens auf, bei dem Rohstoffe gewonnen und Produkte erzeugt werden, die dann auf Deponien landen. Wenn wir so weitermachen, brauchen wir 3 Planeten, wir haben aber nur einen."
Auf europäischer Ebene seien in den vergangenen Jahren im Rahmen des Green Deals schon wichtige Voraussetzungen geschaffen worden, um den Rohstoffverbrauch zu senken, Materialien wiederzuverwenden oder Geräte zu reparieren und so ihre Nutzungsdauer zu verlängern. Innovative, nachhaltige Produkte und Dienstleistungen seien eine große Chance für Unternehmen.
"Ich freue mich aber auch über jeden einzelnen von Ihnen, der zu einer Mehrwegflasche greift", sagt Gewessler. Jeder einzelne Beitrag zum Klimaschutz sei wichtig. "Es gibt keine einzelne Lösung für alle Probleme. Ganz viele Menschen an ganz vielen Positionen machen einen Unterschied."
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50 Speaker*innen an einem Tag
Beim SPEAK OUT Festival von KURIER und futurezone sollen Innovationen für eine nachhaltige, klimaschonende Zukunft aufgezeigt und gemeinsame Vorgehensweisen erörtert werden. Inspirierende Impulstalks, Panel-Diskussionen, Workshops und ein vielfältiges Rahmenprogramm stehen ganz im Zeichen der "6 R": Rethink, Refuse, Reduce, Reuse, Repair und Recycle, also umdenken, ablehnen, reduzieren, wiederverwenden, reparieren und recyceln. Im Wiener Museumsquartier treten über 50 Speaker*innen von 25 Unternehmen und 9 Universitäten auf.
Zu den Gästen zählen neben Gewessler und Wadsak u.a. Julian Schütter. Der ehemalige ÖSV-Athlet spricht darüber, wie Skifahrer*innen Widerstand gegen wenig nachhaltige Praktiken im Wintersport üben. Mit dabei sind auch Biodiversitätsforscher Franz Essl, der 2022 als Wissenschafter des Jahres ausgezeichnet wurde, und Cornelia Diesenreiter, die Gründerin von Unverschwendet.
Hochkarätige Diskussionsrunden
Mit der Unterstützung engagierter Sponsor*innen und Partner*innen, etwa den CEOs for Future, werden hochkarätig besetzte Panels wichtige Fragen der Gegenwart diskutieren. A1-CEO Markus Grausam, Bundesministerin Leonore Gewessler, Katharina Rogenhofer vom Kontext Institut für Klimafragen und Alexander Svejkovsky vom Austrian Institute of Technology (AIT) sprechen etwa darüber, wer die Verantwortung für den Klimaschutz trägt.
Rethink, Umdenken, steht danach im Fokus, wenn es darum geht, ob Klimaneutralität als neue Religion oder als Chance für Geschäftsfmodelle gesehen wird. Dabei ist u.a. Mathias Schaffer von Next Incubator, dem Innovations-Hub für Nachhaltigkeit von Energie Steiermark. Bei einem Klimaschutz-Panel powered by Drei geht es darum, wie man die Firmenkultur hin zu mehr Klimaschutz verändert.
Um Reuse und Recycling dreht sich eine Diskussion, die sich dem Umgang mit gebrauchten Geräten widmet. Zu den Teilnehmer*inenn zählen u.a. Anja Tretbar-Bustorf von Magenta und Maimuna Mosser, CEO von Google Austria.
Gewand reparieren und Lebensmittel prüfen
Beim SPEAK OUT FESTIVAL sind Gäste eingeladen, ihre Meinung zu äußern und mit Expert*innen ins Gespräch zu kommen. Neben den Panels bietet ein umfangreiches Rahmenprogramm reichlich Gelegenheit zur Betätigung.
Vor dem Museumsquartier können Besucher*innen etwa Vintage-Fahrräder von RAD/BAZAR ausprobieren oder einen Gratis-Fahrradcheck nutzen. RESI Slow Fashion bietet an, beschädigte Kleidungsstücke zu reparieren und vorzuführen, wie man das zuhause selbst machen kann. Die Tafel Österreich zeigt, wie man Lebensmittel mit allen 5 Sinnen auf ihre Qualität prüft.
Retro-Gaming und Ideenwettbewerb
In der Ovalhalle des Museumsquartiers vermittelt die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) Sommerpraktika für Schüler*innen. Das Retro Gaming Museum lädt zum "grünen" Zocken in einen eigenen Gaming Room ein. Es gibt einen interaktiven Puzzle-Workshop, eine Nachfüllstation von Umdasch für planet pure Produkte und ein breites kulinarisches Angebot.
Den Abschluss des SPEAK OUT Festivals bildet der Climate Launchpad Wettbewerb. 10 Start-ups werden ihre nachhaltigen Projekte vor einer Fachjury präsentieren. Das Event bildet den Abschluss einer mehrmonatigen Trainingsphase für die Jungunternehmer*innen. Die Top 3 der Pitches beim SPEAK OUT Festival werden auf europäischer Ebene am Climate Launchpad Wettbewerb teilnehmen.