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Super-Flugzeugträger Fujian lässt erstmals Kampfjets starten

Es gibt mehrere Meilensteine für einen Flugzeugträger, auf dem Weg zur Indienststellung. Das beginnt mit „First Steel“, also dem Schneiden der ersten Stahlplatte, was symbolisch für den Baubeginn steht.

Danach kommt der Stapellauf, das erstmalige zu Wasser lassen des Schiffs. Weiter geht es mit den ersten Katapulttests, bei denen Auto-große Schlitten ins Wasser geschleudert werden. Es folgen die ersten Testfahrten auf Hoher See.

Schließlich kommt der Meilenstein, der die letzte Phase vor der Indienststellung einleitet: Starts und Landungen von Flugzeugen. Und hier ist jetzt die Fujian, Chinas insgesamt dritter und bisher größter Flugzeugträger, angekommen.

Indienststellung noch heuer möglich

Das Video wurde am 22. September 2025 im chinesischen Staatsfernsehen veröffentlicht. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist überraschend. Rüstungsexperten hätten damit gerechnet, dass so ein Video am 3. September veröffentlicht wird – dem Tag, an dem China mit einer riesigen Militärparade das 80-jährige Jubiläum des Siegs gegen Japan im 2. Weltkrieg gefeiert hat.

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Die Aufnahmen selbst dürften jedenfalls nicht erst jetzt entstanden sein. Man geht davon aus, dass die Tests zwischen Mai und August stattgefunden haben. Dass das Video jetzt erst gezeigt wird, könnte Marketing-Strategie sein: Man will den Hype, der schon in den Wochen vor der Parade durch Sichtungen neuer Waffen entstanden ist, auch nach der Parade fortsetzen.

Wird dieser Plan weiter fortgesetzt, könnte im Oktober oder November die Indienststellung der Fujian verkündet werden. Passiert das wirklich, hätte China sein Versprechen eingehalten, den ursprünglich Zeitplan nicht nur zu erfüllen, sondern zu schlagen. 2024 sprach man noch von einer Indienststellung im Jahr 2026, Anfang 2025 zeigte man sich zuversichtlich, dass sie noch heuer stattfinden wird.

J-15T landet auf der Fujian

J-35: Chinas Stealth-Fighter für Flugzeugträger

Das Video und die Fotos zeigen 3 Flugzeuge, die von der Fujian aus starten: J-35, J-15T und KJ-600. Alle Maschinen starten mit dem magnetischen Katapult und landen mittels Fangseil.

Die J-35 ist das fliegende Prunkstück der chinesischen Marine. Es ist Chinas erster Stealth-Fighter, der für Flugzeugträger geeignet ist. China hat mit der J-20 und J-35A zwar 2 andere Stealth-Fighter, diese starten aber nur von Land aus.

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J-35 an Bord der Fujian

Die J-35 ist ein Kampfjet der 5. Generation. Damit tritt sie in Konkurrenz zur amerikanischen F-35. Diese wird von der Navy und den Marines in den Varianten F-35C und F-35B auf Flugzeugträgern genutzt.

Während die F-35 auf ein Triebwerk setzt, hat die J-35 2. Das macht sie schneller und agiler – zumindest theoretisch. Die genauen technischen Daten sind entweder noch geheim oder lassen sich nicht unabhängig bestätigen.

Demnach hätte die J-35 eine Maximalgeschwindigkeit von über Mach 1,8, während es bei der F-35C Mach 1,6 ist. Das Limit für die G-Kräfte, was bestimmt, wie eng bzw. rasant Manöver geflogen werden können, soll bei der J-35 bei +9 G liegen, bei der F-35C sind es nur +7,5 G. Sollten diese Angaben stimmen, hätte die J-35 Vorteile im Luftkampf gegen die F-35C.

J-15T: Die Weiter-Weiterentwicklung der Su-33

Der zweite Kampfjet im Video ist die J-15T. Dabei handelt es sich um die Weiterentwicklung der J-15.

J-15

Die J-15 war bis zur J-35 das einzige chinesische Kampfflugzeug, das auf Flugzeugträgern eingesetzt werden konnte. Sie basiert auf der russischen Su-33, von der nur 24 Stück, von 1993 bis 1994, hergestellt wurden.

Die J-15 wurde für die Flugzeugträger Liaoning und Shandong gebaut. Diese haben, genau wie die russische Admiral Kusnezow, der sie nachgeahmt sind, Ski Jumps – also Startrampen, damit Jets abheben können. Weil die Fujian aber ein elektromagnetisches Katapult statt eines Ski Jumps nutzt, ist die J-15 dafür nicht geeignet.

Die verbesserte J-15T hat ein verstärktes Fahrwerk für die Katapultstarts. Damit kann sie jetzt sowohl auf der Liaoning und Shandong als auch auf der Fujian eingesetzt werden. Die J-15T hat noch weitere Upgrades bekommen. Dazu gehört ein AESA-Radar (Active Electronically Scanned Array). Gegenüber einem herkömmlichen Radar hat ein AESA-Radar eine höhere Scan-Geschwindigkeit, mehr Reichweite, ist präziser und kann mehr Ziele auf einmal verfolgen. Außerdem hat es eine bessere Ausfallsicherheit.

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Weil die J-15 immer noch die russischen AL-31F-Triebwerke der Su-33 nutzt, sollen auch diese getauscht werden. Zumindest einige J-15T wurden mit leistungsstärkeren, in China gebauten WS-10-Triebwerken gesehen.

Ob alle J-15s, die zur J-15T ausgerüstet werden, gleich die neuen Triebwerke erhalten, ist nicht bekannt. Rüstungsanalysten gehen davon aus, dass die Triebwerksumstellung erst nach und nach erfolgen wird, wenn die alten AL-31F das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben und aus Sicherheitsgründen ohnehin ersetzt werden müssen.

KJ-600

Die dritte Maschine an Bord der Fujian ist die neue KJ-600. Das Propeller-Flugzeug sieht zwar unspektakulär aus, ist aber aus strategischer Sicht eine große Sache.

KJ-600

Die KJ-600 ist ein fliegendes Frühwarnradar (AWACS). Es kann als Gegenstück zur amerikanischen E-2 Hawkeye gesehen werden. In der Parkposition sind die Flügel der KJ-600 nach hinten geklappt, damit sie weniger Platz am Deck und im Hangar braucht.

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AWACS-Maschinen können mit ihrem Radar von oben herab nach unten sehen. Das erhöht die Reichweite für das Aufspüren und Verfolgen von Flugzeugen und Schiffen auf dem Meer um ein Vielfaches, als wenn nur das Radar des Flugzeugträgers genutzt werden würde.

Bisher hatte China kein Flugzeugträger-AWACS, weshalb Analysten die KJ-600 als das „letzte Puzzleteil“ beschrieben haben, damit China die Fähigkeiten seiner Flugzeugträger voll ausschöpfen kann. Anhand der Größe ist die KJ-600 nur für die Fujian geeignet und zukünftige chinesische Flugzeugträger mit Katapulten. Der Nächste befindet sich bereits im Bau und soll Chinas erster Flugzeugträger mit Atomantrieb werden.

„Größtes Kriegsschiff der Welt“

Die Fujian nutzt trotz ihrer imposanten Maße einen konventionellen Antrieb. Im chinesischen Staatsfernsehen wird sie deshalb als das „größte aktive Kriegsschiff der Welt mit konventionellem Antrieb“ bezeichnet.

Die Größe bezieht sich dabei auf die Verdrängung. Die Verdrängung ist der übliche Wert, mit dem die Größe von Schiffen angegeben wird. Bei Flugzeugträgern wird ab einer Verdrängung von 75.000 Tonnen von einem Superflugzeugträger gesprochen.

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Laut der chinesischen Marine wird die Fujian eine Verdrängung von 82.000 bis 85.000 Tonnen haben, je nachdem, was sich gerade auf und in dem Schiff befindet. Damit wäre die Fujian tatsächlich das größte aktive Kriegsschiff mit konventionellem Antrieb. Die Kitty-Hawk-Klasse der USA kam auf etwa 83.000 Tonnen Verdrängung. Der letzte Flugzeugträger davon, die USS Kitty Hawk, wurde 2009 außer Dienst gestellt und danach verschrottet.

Die Fujian ist 316 Meter lang und 76 Meter breit. Sie bietet mehr als 50 Flugzeugen Platz. Zu Geschwindigkeit und Reichweite gibt es keine verlässlichen Angaben. Ebenso wenig zur Besatzungsgröße: Schätzungen zufolge wird die Crew der Fujian über 3.000 Mann stark sein.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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