Robotertaxis in Österreich: Bitte warten
Auf der Automobilmesse IAA in München wurde vergangene Woche angekündigt, dass ab nächstem Jahr vollständig autonom fahrende Robotertaxis durch Bayerns Hauptstadt fahren werden. Bei den Fahrzeugen wird es sich um umgebaute, siebensitzige SUVs des chinesischen Herstellers Nio handeln. Entwickelt wurde das Fahrzeug vom israelischen Sensorspezialist Mobileye, der seit 2017 zum US-Computerchipkonzern Intel gehört. Der Dienst in München wird gemeinsam mit dem Autovermieter Sixt betrieben.
Im Probebetrieb werden zunächst Fahrer an Bord sein, die das Steuer im Notfall übernehmen können. Langfristig soll das Auto den städtischen Verkehr alleine bewältigen. Im Mai hat das deutsche Parlament das Gesetz zum autonomen Fahren verabschiedet, das den Betrieb solcher Dienste erlaubt. In Österreich gibt es so etwas dagegen noch nicht.
Was derzeit möglich ist
Im März 2019 ist die Automatisiertes Fahren Verordnung in Kraft getreten, die das selbstständige Einparken von Autos sowie Assistenzsysteme für die Autobahn erlauben. Die aktuelle Gesetzeslage erlaubt es auch, Testgebiete für das autonome Fahren einzurichten.
Die Testregion ALP.Lab in der Steiermark ist etwa ein Beispiel dafür. Die mit spezieller Sensor-Infrastruktur ausgestatteten Straßenabschnitte darin werden etwa von u.a. vom Grazer Forschungszentrum Virtual Vehicle genutzt. Dieses hat eigene Testfahrzeuge (Autonomous Driving Demonstrators), mit denen Unternehmen aus aller Welt neue Fahrzeugtechnologien ausprobieren können.
Anderswo bereits Alltag
Was Mobileye und Co. in München vorhaben, hat jedoch eine andere Dimension und erfordert einen noch weiteren gesetzlichen Rahmen. Was es bedeutet, wenn Robotertaxis im echten Verkehr unterwegs sind, davon kann man sich in einigen Städten auf der Welt bereits ein Bild machen. Google bzw. dessen Tochterunternehmen Waymo testen ihre selbstfahrenden Autos bereits seit 2015 auf öffentlichen Straßen.
Seit 2018 können sich Besucher von Phoenix, Arizona, per App Robotertaxis bestellen, die ohne Sicherheitsfahrer auskommen. Auch die großen US-Fahrtendienste Uber und Lyft testen Robotertaxis in Städten. Bei einer Uber-Fahrt kam es 2018 leider auch zu einem tödlichen Unfall. Aber auch außerhalb der USA sind Robotertaxis bereits im Testbetrieb, z.B. in Shanghai oder in Tel Aviv. Noch 2021 soll ein Dienst in Moskau gestartet werden.
Plan da, Gesetz nicht
In Österreich heißt es dagegen: Bitte warten. Dabei gäbe es bereits große Pläne, etwa jenen von Eden Biniaurishvili. Er hat das Start-up WOTA gegründet. Dessen ursprüngliche Idee war es, Frauen sichere Taxifahrten mit Fahrerinnen (Women Taxi) zu ermöglichen. Mit erfahrenen Partnern aus der Automobilindustrie versucht WOTA nun allerdings, bis 2024 autonom fahrende Taxis auf Österreichs Straßen zu bringen.
Laut den Recherchen des Start-ups sollte die Rechtslage bis dahin klarer sein. "Ob es tatsächlich so kommt, wissen wir nicht, aber wenn es klappt, wollen wir die Ersten sein", sagt Biniaurishvili der futurezone. Laut einem Verkehrsrechtsexperten gibt es hierzulande noch keine konkreten Pläne für ein Robotertaxigesetz.
Stellungnahme des BMK
Das zuständige Ministerium (BMK) teilt der futurezone mit, dass allerdings an einer Novellierung der Automatisiertes Fahren Verordnung (AutomatFahrV) gearbeitet wird. Dadurch sollen künftig Tests mit automatisierten Personentransportern (etwa Minibussen), Gütertransportern oder automatisierten Arbeitsmaschinen möglich werden. Bei allen Tests wird es notwendig sein, dass sich ein Fahrer bzw. eine Fahrerin zu Sicherheitszwecken auf dem Fahrersitz befindet.
In abgesperrten Gebieten, etwa auf einem Testgelände, sind Fahrten auch ohne Sicherheitsfahrer*in an Bord möglich. Fahrerloses Fahren im Regelbetrieb - wie es in München geplant ist - wird dagegen nicht Gegenstand des Novellierungsprozesses sein.