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Rostige F-15 sorgt für Ärger: Das steckt wirklich dahinter

Vor wenigen Tagen wurden Fotos einer Luftbetankung der Air Force veröffentlicht. Daran ist nichts Ungewöhnliches – bis man sich die F-15E Strike Eagle genauer ansieht. Die scheint eine regelrechte Rostbeule zu sein.

F-15E mit braunen Flecken

Die Fotos gehen mittlerweile durch die sozialen Netzwerke und sorgen dort für Aufregung. Da wird etwa Usern, die die Fotos teilen, vorgeworfen, chinesische Propaganda zu verbreiten, die mittels KI erstellt wurde.

Das stimmt natürlich nicht, weil es sich um offizielle Fotos der Air Force handelt. Also kann es laut den Usern nur noch ein fatales Versäumnis der US-Luftstreitkräfte sein. „Ihr Affen lasst unsere Steuergelder verrosten“, ist da etwa zu lesen und „Ist euch das Leben der Piloten nicht mal einen Rostschutzspray wert?“.

F-15 mit braunen Flecken

RAM statt rostige Flügel

Hinter der vermeintlich missachteten Pflege steckt aber was anderes. Was auf den 2 F-15Es zu sehen ist, sind keine rostigen Flügel, sondern RAM.

RAM steht für Radar-Absorbing Material. Es ist eine Schicht, die auf Flugzeugen aufgetragen wird, um Radarstrahlen zu verstreuen. Weil diese nicht zum Radar zurückgeworfen werden, schrumpft der Radarquerschnitt des Flugzeugs. Der Kampfjet ist damit für die feindliche Luftraumüberwachung schwieriger zu erfassen.

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Frühere Experimente von Boeing haben gezeigt, dass RAM den frontalen Radarquerschnitt der F-15, also wenn sie auf das Radar zufliegt, um bis zu 50 Prozent reduzieren kann. Allerdings ist die F-15 kein Stealth-Fighter, wie die F-22 und F-35. Diese nutzen eine spezielle Rumpfform, wodurch die etwa 19 Meter lange F-22 am Radar nur noch so groß wie ein Golfball ist.

RAM oxidiert

Bei US-Kampfjets ohne Tarnkappeneigenschaften wird RAM eher sparsam eingesetzt. Am stärksten werden Schweißnähte, Bolzen, die Ränder von Abdeckkappen, Scharniere und Lufteinlässe behandelt. Denn diese hervorstehenden Flächen und Kanten werfen Radarstrahlen besonders gut zurück.

Auf den Fotos der Air Force erkennt man gut, dass die F-15s genau an diesen Stellen „rostig“ sind. Auch die Ruder der Jets werden manchmal mit RAM behandelt, weil diese bei Lenkmanövern von der restlichen Flugzeugform abstehen und damit Radarstrahlen mehr zurückwerfen.

Flügel der F-15E

Ganz Unrecht haben die User mit ihren Rost-Vorwürfen nicht. Allerdings rostet nicht direkt der Rumpf der F-15s, sondern deren RAM. Bei Flugzeugen, die in feuchten Umgebungen unterwegs sind oder in Meeresnähe (Salzwasser), oxidiert RAM schneller.

Deshalb sieht man auf Flugzeugträgern der US Navy öfters vermeintlich verrostete F-35Cs. Weil der Stealth-Fighter RAM großflächig nutzt, sind auch die braunfleckigen Flächen größer.

Langwierige Wartung

Optimal ist das nicht. Oxidiert RAM, verliert es einen Teil der gewünschten Eigenschaften und kann abbröckeln. RAM zu erneuern ist aber keine triviale Aufgabe, die schnell mal vor Ort erledigt werden kann. Die Jets müssen in den Hangar von Stützpunkten, die für diese Wartung geeignet sind. Dadurch fallen sie, je nach den verfügbaren Kapazitäten des Wartungspersonals, wochen- oder sogar monatelang aus. Das geht natürlich nicht mitten im Einsatz.

Haben die USA Luftüberlegenheit, fliegen die Jets deshalb vorerst mit rostigem RAM weiter. Wie schlimm das aussehen kann, zeigt twz in einem Artikel aus dem Jahr 2019. Auf Fotos ist zu sehen, wie die Nase einer F-22 scheinbar so stark von Rost zerfressen ist, dass schon Teile davon fehlen. Weil der Flieger nur für Luftshows eingesetzt wird, gab es hier keine Dringlichkeit, RAM zu erneuern.

F-22 mit oxidiertem RAM auf der Nase

RAM auf Keramik-Basis

Zukünftig soll es weniger Rost-RAM geben. Für die NGAD-Ausschreibung hat etwa Lockheed Martin an RAM auf Basis von Keramik statt Metallpartikeln gearbeitet. Das würde gerade den F-35Bs und F-35Cs auf Flugzeugträgern sehr zugutekommen.

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Verbessertes RAM soll auch ein Teil von Lockheeds „Ferrari-F-35“ sein. Mit diesem Upgrade-Paket soll die F-35 80 Prozent der Fähigkeiten des zukünftigen Kampfjets F-47 erhalten, aber nur halb so viel kosten. Die F-47 ist das Resultat aus der NGAD-Ausschreibung, bei der Lockheed gegen Boeing unterlag.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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