Digital Life

Technology Talks: Wie wir den Anschluss an China und die USA nicht verlieren

Von Donnerstag bis Freitag gingen in Wien die Technology Talks Austria über die Bühne: Hunderte Besucher strömten in die violett ausgeleuchteten Hallen des Wiener Museumsquartiers, um der Frage nachzugehen, wie sich Österreich und Europa am besten für ihre technologische Zukunft rüsten

Auf der großen Bühne und in Workshops diskutierten die Teilnehmer darüber, was es braucht damit wir technologisch nicht komplett von den USA und China abgehängt werden und was Österreichs Forscher, Unternehmen und innovativen Köpfe dazu beitragen können. Mit dabei waren international gefragte Speaker wie die EU-Vizepräsidentin Henna Virkkunen und der Samsung-Investor Young Sohn

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Raus aus dem Labor

Die Zusammenkunft der österreichischen Tech-Entscheider firmierte heuer unter dem Motto „Boosting Competitiveness: The Power of Research and Innovation”. Warum Wettbewerbsfähigkeit viel mit Forschung zu tun hat, erklärt der wissenschaftliche Leiter des AIT Austrian Institute of Technology Andreas Kugi der futurezone so: „Forschung und Innovation sind die Grundlage für höhere Produktivität, Differenzierung im internationalen Wettbewerb und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. In Hochlohnländern wie Österreich oder Europa können wir nicht primär über niedrige Kosten konkurrieren, sondern über Qualität, Effizienz, Technologie und innovative Lösungen“. Das AIT veranstaltet die Wiener Technology Talks in enger Zusammenarbeit mit anderen heimischen Tech-Organisationen. 

Damit das Zusammenspiel von Wirtschaft und Forschung künftig besser funktioniert, müsse man in Österreich aber einige Probleme aus der Welt schaffen. Eine Herausforderung sei es etwa „durchgängige Innovationsketten von der Grundlagenforschung über die angewandte Forschung bis hin zur Umsetzung in Wirtschaft und Gesellschaft zu schaffen und diese möglichst rasch zu durchlaufen.“ Das heißt: Forschung soll möglichst raus aus dem Labor und in praktische Anwendungen überführt werden. Auch der Technologie-Minister Peter Hanke meinte auf der Bühne, dass wir in Österreich mehr innovative Start-ups und Scale-ups brauchen: „Wir müssen uns schleunigst auf den Weg machen, damit das klappt.“

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Innovationsminister Peter Hanke hielt im Wiener Museumsquartier die Eröffnungsrede.

Roboter für Österreichs Produktionshallen

Grundsätzlich seien wir im globalen Wettbewerb gar nicht so schlecht aufgestellt: „Österreich verfügt über eine sehr starke industrielle Basis, von der Werkstoff- und Metallindustrie über den Maschinen- und Anlagenbau bis hin zur Chemie- und Pharmabranche sowie zur industriellen Automatisierungstechnik und Leistungselektronik“, erklärt Kugi. Ausruhen dürfe man sich darauf aber nicht. Es gelte jetzt, diese Erfolgsbranchen zu modernisieren: „Neue Technologien wie KI, Sensorsysteme, Automatisierung und Roboter sollen Österreichs Betrieben das nötige Rüstzeug geben. In manchen Bereichen müsse man aber anziehen: „Bei der digitalen Transformation müssen wir deutlich an Geschwindigkeit zulegen“, sagt Kugi. „Wir haben zu wenig digitalisiert und in neue Geschäftsmodelle investiert", meinte auch der Technologie-Minister Peter Hanke auf der Bühne. 

In Zeiten in denen anderswo Spitzenforscher flüchten, gibt es auch eine Chance, neue Talente nach Österreich zu holen. „Der Standort Österreich, insbesondere Wien, ist aus unserer Erfahrung sehr attraktiv: Lebensqualität, stabile Rahmenbedingungen, die Einbindung in die EU sowie eine leistungsfähige Forschungsumgebung mit Fördermöglichkeiten und Infrastruktur sind entscheidende Pluspunkte“, meint Kugi. Es gebe aber noch Baustellen: Denn obwohl österreichische Forscher teilweise hervorragende Leistungen erbringen, würde Österreich noch nicht als Spitzenstandort wahrgenommen.

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Andreas Kugi (links) ist wissenschaftlicher Direktor des AIT. Brigitte Bach (rechts) ist die geschäftsführende Direktorin.

Wie Europa nicht den Anschluss verliert

Damit Europa nicht gegenüber den USA und China zurückfällt, müsse man laut Kugi bald gegensteuern – unter anderem durch bessere Rahmenbedingungen für die Forschung. Dazu gehöre unter anderem ein besserer Zugang zu Kapital, weniger Bürokratie und eine bessere Unterstützung von Start-ups, damit aus Laborexperimenten eines Tages große Unternehmen werden können. „Dabei muss Europa unbedingt auf seine bestehenden industriellen Stärken aufbauen, statt mit Zeitverzögerung Technologien nachzuentwickeln, die in den USA oder Asien bereits erfolgreich umgesetzt sind“, warnt Kugi. 

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Chancen gebe es viele, wichtig sei es aber in manchen Bereichen verstärkt innerhalb der EU zusammenzuarbeiten – gerade bei kritischen Technologien wie KI, Quanten, Mikroelektronik und neue Energietechnologien. Damit diese Bemühungen auch von Allgemeinheit unterstützt werden, müsse man beweisen, was Forschung und Innovation bringen – etwa durch neue Anwendungen, die etwas im Leben der Menschen verbessern. „Überall dabei zu sein, wird sich aber nicht ausgehen", gab Hanke auf der Bühne zu bedenken. 

Veranstaltet wurden die Technology Talks Austria vom AIT Austrian Institute of Technology in enger Kooperation mit dem Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI), dem Bundesministerium für Frauen, Wissenschaft und Forschung (BMFWF), dem Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus (BMWET) sowie der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und der Industriellenvereinigung (IV).

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Jana Unterrainer

Überall werden heute Daten verarbeitet, Sensoren gibt es sogar in Arktis und Tiefsee. Die Welt hat sich durch die Digitalisierung stark verändert. Das interessiert mich besonders, mit KI und Robotik steigt die Bedeutung weiter enorm.

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