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Trump ignoriert Völkerrecht und drängt auf Tiefseebergbau

Seit seinem Amtsantritt im Januar hat Donald Trump die Relevanz von kritischen Rohstoffen immer mehr erkannt und betont. Bereits im April 2025 hat er eine Durchführungsverordnung zur Förderung des Tiefseebergbaus unterzeichnet. 

Ziel ist es, den Abbau kritischer Rohstoffe in amerikanischen und internationalen Gewässern zu beschleunigen. Die Trump-Administration prüft bereits einen Antrag, der dem kanadischen Unternehmen “The Metals Company” (TMC) die Genehmigung zum Tiefseebergbau erteilen soll. Dem Unternehmen bzw. den USA wird vorgeworfen, internationales Recht zu umgehen, wie The Verge berichtet.

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Unabhängigkeit von China 

Kritische Rohstoffe wie Lithium, Nickel, Kobalt oder Mangan brauchen wir für Elektroautos, Smartphones oder generell für Lithium-Ionen-Akkus. Man findet die Elemente nicht nur an Land, sondern auch in einer Tiefe von 4 bis 6 Kilometern, beispielsweise in sogenannten polymetallischen Knollen. 

Polymetallische Knollen (auch Manganknollen genannt) kommen reichlich in der Clarion-Clipperton-Zone (CCZ) vor, die sich zwischen Hawaii und Mexiko befindet. Für die USA wäre der Abbau von kritischen Rohstoffen eine Möglichkeit, sich unabhängiger von China zu machen. Zumindest ist das die Argumentation von Donald Trump. Doch bei der Zone handelt es sich um internationales Gewässer - ein Alleingang ist so einfach also nicht möglich. 

Unterstützung für The Metals Company 

Trump unterstützt Unternehmen wie TMC. The Metals Company will das erste Unternehmen sein, das mit dem kommerziellen Abbau von kritischen Rohstoffen in der Tiefsee beginnt. Die Regierung der USA prüft bereits den Antrag des kanadischen Unternehmens. 

Die aktuelle Regierung der USA beruft sich dabei auf ein nationales Gesetz von 1980, das die Genehmigung von solchen Projekten ermöglichen soll. Denn die USA haben das UN-Seerechtsabkommen aus dem Jahr 1982 nie ratifiziert. Wird der Antrag zugelassen, würde man damit einen multilateralen Prozess zur Entwicklung von Regeln für den Tiefseebergbau umgehen, so der Vorwurf. 

Durch die Durchführungsverordnung, die Trump im April erlassen hat, ist die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde (NOAA) aber angewiesen, Genehmigungen für den Tiefseebergbau im Eilverfahren zu erteilen. Auch wenn das internationale Gewässer betrifft. Dennoch müsse aber erst der Mineralact von 1980 überarbeitet werden, wie canary media berichtet. 

Das UN-Seerechtsübereinkommen 

Das UN-Seerechtsabkommen wurde von mehr als 160 Nationen ratifiziert. Laut der zuständigen International Seabed Authority (ISA) gehören die Ressourcen in der Tiefsee außerhalb der Hoheitsgewässer der gesamten Menschheit und das UN-Seerechtsabkommen verbiete den Alleingang beim Abbau kritischer Rohstoffe in der Tiefsee, unabhängig davon, ob man das Abkommen ratifiziert habe oder nicht. 

Die ISA ist deshalb für die Ausarbeitung eines internationalen Bergbaukodex (Mining Code) für die Tiefsee zuständig. Dadurch soll beispielsweise sichergestellt werden, dass die marine Umwelt vor den schädlichen Auswirkungen des Tiefseebergbaus geschützt wird. Im Juli konnte man sich nicht auf einen endgültigen, verbindlichen “Mining-Code” einigen. Weitere Diskussionen sollen 2026 folgen. 

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“Verstoß gegen das Völkerrecht” 

Nur kurz vor dem Abschluss des Meetings im Juli kündigte The Metals Company an, einen Antrag auf kommerziellen Tiefseebergbau nach Gesetzen der USA zu stellen. Die ISA-Generalsekretärin Leticia Carvalho warnte, dass “jede einzelstaatliche Handlung im Bereich des Tiefseebergbaus gegen das Völkerrecht verstößt.” 

Denn nur die ISA darf laut Seerechtsübereinkommen den Tiefseebergbau jenseits der Hoheitsgewässer genehmigen. Deshalb hat die ISA eine offizielle Untersuchung gegen Tiefseebergbau-Unternehmen wie The Metals Company gestartet. 

Pause für Tiefseebergbau 

Die Tiefsee ist einer der unerforschtesten Lebensräume auf diesem Planeten und gilt als besonders sensibel. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass durch den Tiefseebergbau ausgelöste Schäden irreversibel sein könnten. Viele Länder fürchten deshalb gravierende wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen, die durch den kommerziellen Tiefseebergbau entstehen.

Deshalb haben sich mittlerweile 38 Länder, darunter Österreich, Frankreich, Chile oder Deutschland, für ein vorübergehendes Verbot des Tiefseebergbaus ausgesprochen. Damit will man Zeit gewinnen, um die Risiken des Tiefseebergbaus besser erforschen zu können. 

Wie die New York Times berichtet, äußern auch Partnerunternehmen von The Metals Company Bedenken wegen möglicher rechtlicher Risiken und drohender Konflikte wegen der Nichteinhaltung internationaler Vorschriften. TMC rechtfertigt seinen Vorstoß damit, dass der Mining-Code seit Jahren nicht fertiggestellt wurde. 

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Trump und Cook Islands 

Im August hat die Trump-Regierung bekannt gegeben, dass man mit den Cook Inseln Gespräche über die Erforschung der Tiefsee gestartet habe. Damit signalisiere Trump, dass er bereit ist, den Tiefseebergbau auch ohne die Erlaubnis der ISA voranzutreiben, heißt es vom Center for Strategic & International Studies (CSIS). 

China verfügt derzeit über 5 ISA-Verträge zur Exploration von Tiefseemineralien im Pazifik und im Indischen Ozean. Insgesamt hat die ISA 30 Erkundungsverträge in der Tiefsee vergeben. Dass China im Pazifik verstärkt Tiefseebergbau betreiben will, sorgt bei westlichen Ländern für Sicherheitsbedenken. Denn China entwickelt Dual-Use-Technologien, die zivil und militärisch eingesetzt werden können. Es wäre schwer zu erkennen, welches der beiden Ziele man beim Tiefseebergbau verfolge, so das CSIS.

Trump will sich die Chancen hinsichtlich Tiefseebergbau jedenfalls nicht entgehen lassen

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Sandra Czadul

Begeistert von Wissenschaft und stets auf der Suche nach Ideen, die uns voranbringen.

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