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Worauf es bei umweltfreundlichen Verpackungen ankommt

Mehr als eine Million Tonnen Verpackungen und Altpapier wurden 2023 in Österreich gesammelt - das entspricht 112 Kilogramm pro Kopf. Dabei ist das Abfallaufkommen besonders in der Weihnachtszeit hoch: Es werden nicht nur Geschenke ausgepackt, sondern auch weihnachtliche Festessen zubereitet. Angesichts des ganzen Verpackungsmülls kann das bei manchen zu einem schlechten Gewissen führen. Doch es ist gar nicht so einfach, als Einkäufer oder Einkäuferin eine umweltfreundliche Verpackung zu erkennen.

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Gesamten ökologischen Fußabdruck betrachten

“Wichtig ist immer, den kompletten ökologischen Fußabdruck einer Verpackung zu beachten”, sagt Bernhard Rainer, Leiter des Forschungszentrums Nachhaltigkeitsbewertung und Verpackungslösungen an der FH Campus Wien, zur futurezone. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Aus welchen Rohstoffen ist die Verpackung gemacht? Wie viel Energie wird bei der Herstellung eingesetzt? Wie viel Material brauche ich, um etwas zu verpacken? Wie gut kann sie transportiert werden? Und wie leicht lässt sich die Verpackung wieder recyceln?

Bernhard Rainer leitet das Forschungszentrum Sustainability Assessment and Packaging Solutions.

Am wichtigsten sei laut Rainer allerdings, dass das Verpackungsdesign stimmt. “Es hilft nichts, wenn die Verpackung super nachhaltig ist, aber das Produkt nicht ordentlich geschützt ist”, so der Experte. Als Negativbeispiel nennt er Nüsse, die in einer durchsichtigen Folie verpackt sind, damit die Kunden auch sehen, was sie kaufen. Durch die Folie sind die Nüsse nicht vor Licht und Sauerstoff geschützt. Sie werden schneller ranzig.

Von Verpackungen, die sich nicht vollständig leeren lassen, ist Rainer nicht begeistert: “Wenn die Hälfte des Produkts in der Verpackung bleibt, hebt sich der ökologische Aspekt wieder auf.” Und auch sogenannte Bio-Kunststoffe, die aus Pflanzenstärke bestehen, sind nicht automatisch klimafreundlich. “Der Zuckerrübenanbau dafür ist ökologisch meistens nicht sinnvoll. Daher sind Bio-Kunststoffe in den wenigsten Fällen eine gute Alternative”, sagt Rainer.

Wenn Kunststoff, dann nur einer

Der Trend gehe allerdings in Richtung Monomaterialien, also Verpackungen, die etwa nur aus einer Kunststoffart bestehen. “Früher wollte man Verpackungen immer dünner und leichter machen, zum Beispiel durch Mehrschichtfolien”, erklärt Rainer: “Die kann man allerdings nicht ordentlich recyceln.” Etwas dickere Verpackungen aus nur einem Material sind in dieser Hinsicht umweltfreundlicher, weil man sie besser wiederverwerten kann.

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Was das Recycling allerdings erschwert, sind Druckerfarben auf Kunststoffverpackungen. Diese lassen sich nämlich nur sehr schwer entfernen. “Es gibt hier Lösungsansätze, dass man in Reinigungsprozessen die Farben entfernt - oder einfach Etiketten verwendet”, sagt Rainer.

An diese Tipps kann man sich halten

Wie kann man also selbst erkennen, ob eine Verpackung umweltfreundlicher ist als die andere? “Das ist selbst für Experten schwierig”, meint Rainer. “Wenn ich als umweltbewusster Konsument in den Supermarkt gehe, muss ich zuerst schauen, was ich kauf’ und wie viel ich kauf’.”

Wenn man Lebensmittel entsorgen muss, weil man zu viel gekauft hat und sie schlecht geworden sind, spiele der ökologische Fußabdruck der Verpackung keine Rolle mehr. “Bis auf wenige Ausnahmen macht die Verpackung nur rund ein Prozent vom gesamten ökologischen Fußabdruck des Produkts aus”, so Rainer.

Einige Tipps gibt es allerdings schon, an die man sich als Konsumentin und Konsument halten kann. Generell kann man sagen, dass man möglichst keine Einwegflaschen oder Einweggläser kaufen sollte. Nicht nur beim Transport sorgen die schweren Glasverpackungen für einen höheren CO2-Ausstoß, auch das Einschmelzen erfordert viel Energie.

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Mehrwegverpackungen sind empfehlenswert, solange man sie wieder zurückbringt. Bei Mehrwegflaschen hängt die Umweltfreundlichkeit von der Transportdistanz ab. “Ein lokales Bier aus einer Glasflasche schneidet da besser ab als eines, das durch das halbe Land gefahren werden muss”, sagt Rainer.

Auch Tetrapaks schneiden laut einer Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg besser ab als Glas oder Konservendosen. Kunststoffnetze und Plastiksackerl, in die man im Supermarkt offenes Obst und Gemüse gibt, gelten aufgrund ihres geringen Gewichts sogar als umweltfreundlicher als Papiersackerl.

Nicht zu sehr den Kopf zerbrechen

Kunden und Kundinnen sollten sich im Supermarkt nicht zu sehr den Kopf darüber zerbrechen, wie groß die Umweltauswirkung einer Verpackung ist. “Regional einkaufen, ein bisschen weniger Fleisch - das sind viel größere Hebel, mit denen man seinen ökologischen Fußabdruck reduzieren kann”, sagt der Experte.

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Marcel Strobl

marcel_stro

Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

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