US-Armee will Nachfolger für V-22 Osprey, der 300 km/h schneller fliegt
Das US-Verteidigungsministerium arbeitet mit 4 Unternehmen an der Entwicklung eines experimentellen, senkrecht startenden und landenden Flugzeugs, das die V-22 Osprey ersetzen soll. Das Flugzeug soll dort zum Einsatz kommen, wo es keine traditionellen Landebahnen gibt. Der passende Projektname SPRINT steht für "Speed and Runway Independent Technologies".
Am SPRINT-Programm beteiligt sind die Unternehmen Aurora Flight Sciences, Bell Textron, Northrop Grumman und Piasecki Aircraft Corp. Der Gesamtwert der Verträge mit den 4 Unternehmen, der nur die Anfangsphase abdecken soll, beläuft sich auf 15 bis 20 Millionen Dollar. Bis zum Frühjahr 2027 soll eines dieser Unternehmen einen Prototyp seines Flugzeugs bauen und den ersten Flug durchführen.
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Hohe Fluggeschwindigkeit wichtig
Ein Schwerpunkt des SPRINT-Programms ist es, ein schnelleres Flugzeug als die V-22 Osprey zu entwickeln. Das Kipprotor-Wandelflugzeug erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 500 km/h, das neue Flugzeug soll hingegen zwischen 740 und 840 km/h schnell fliegen können. "Wir wollen höhere Geschwindigkeiten erreichen", sagt Ian Higgins von der US-Navy gegenüber DefenseNews. "Das ist schon eine physikalische Herausforderung, wenn man nur das Antriebssystem der Osprey nimmt."
Die V-22 Osprey wird von 2 schwenkbaren Rolls-Royce T406-Wellenturbinentriebwerken angetrieben, die jeweils eine Leistung von 6.000 PS haben. Ein Problem bei den Triebwerken war ihr Neigung zum Abwürgen. Zwischen 2003 und Oktober 2016 wurden 68 Vorfälle gemeldet, die jedoch nach der Einführung einer überarbeiteten Motorversion zurückgegangen sind.
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Laut Higgins muss der Osprey-Nachfolger auch in der Lage sein, stabil in der Luft zu schweben und zwischen Schwebeflug und Vorwärtsflug zu wechseln. Ansonsten wurden den Unternehmen viele Freiheiten eingeräumt. So können diese etwa entscheiden, ob das Flugzeug mit oder ohne Besatzung fliegen soll, und ob es autonom oder halbautonom unterwegs ist.
Bereits mehrere Ideen eingereicht
Bell Trexton präsentierte bereits Ende November ein Schwenkflügel-Design, das offenbar ein unbemanntes Flugzeug zeigt. Laut dem Unternehmen habe sein SPRINT-Antrag die Schwebefähigkeit eines Hubschraubers und die Geschwindigkeit und Reichweite eines Düsenflugzeugs. Als Höchstgeschwindigkeit werden 740 km/h angegeben.
Boeing-Tochterunternehmen Aurora erklärte in einer ersten Mitteilung, dass man auf ein anderes Konzept setzen möchte. Sie entwickelten einen Blended Wing Body, der in den Flügeln eingebettete Triebwerke für den horizontalen und vertikalen Flug verwenden soll. Die Höchstgeschwindigkeit soll dabei bei 833 km/h liegen. Das Konzept ähnelt dem X-48-Design von Boeing - einem Blended-Wing-Flugzeug, das mit allen möglichen nachhaltigen Treibstoffen kompatibel sein soll.
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Bis Mai 2024 haben die Unternehmen Zeit, das Verteidigungsministerium von ihren Ideen zu überzeugen. Mindestens ein Bewerber wird danach ausgeschlossen. Es kann auch sein, dass das gesamte SPRINT-Projekt in Zukunft gestoppt und abgebrochen wird. Higgins hofft, dass für diesen Fall die entwickelte Technologie eines Tages in ein anderes Projekt integriert werden kann. Zumindest sehe man durch das Projekt, was der aktuelle Stand der Technik ist.