US-Trainer sollen helfen, Kinder ohne Smartphones großzuziehen
Die anhaltende Debatte um potenzielle Gefahren der Smartphone-Nutzung verunsichert zunehmend auch Eltern. Laut der New York Times suchen viele Eltern mittlerweile den Rat von „Screen Consultants“ (Bildschirmberater) genannten Experten. Diese sollen Wege aufzeigen, wie man Kinder auch ohne übermäßige Nutzung von Smartphone, Tablet und Fernseher erziehen kann.
Die Anweisungen der Berater sind oft geradezu absurd simpel. „Ich versuche den Eltern auf Augenhöhe zu begegnen, oft ist es sehr einfach: Haben Sie ein altes Stück Stoff, das man als Umhang verwenden kann?“, so Rhonda Moskovitz, die unter anderem als „Screen Consultant“ tätig ist. „Gibt es irgendwo einen Ball? Werfen Sie den Ball, treten Sie den Ball.“
Vor allem viele Eltern scheinen – obwohl es Smartphones in ihrer heutigen Form erst seit 2007 gibt – oftmals klassisches Spielen verlernt zu haben. „Ich sage: Versuchen Sie sich einfach daran zu erinnern, was Sie als Kind gemacht haben“, so Cara Pollard, eine weitere Pädagogin, die Eltern berät. „Das ist schwer, es ist ihnen sehr unangenehm, aber sie müssen sich einfach daran erinnern.“
Gutes Geschäft
Die Beratungen sind lukrativ, weswegen Pollard auch ihren Job als Lehrerin aufgab und zwei Unternehmen gründete. Gloria DeGaetano, die das „Parent Coaching Institute“ betreibt, trainierte bereits mehr als 500 entsprechende Berater. Diese widmen sich nicht ausschließlich der Erziehung ohne Smartphone, aber es wird ein zunehmend wichtigeres Thema. Je nach Standort verrechnet ein Berater zwischen 80 und 250 US-Dollar pro Stunde. „Wer sich mit Mutter Natur anlegt, muss mit Konsequenzen rechnen“, so DeGaetano. Ihr zufolge würden Smartphones Kinder früh in ein zu eingeschränktes Korsett zwängen. Entsprechend simpel sind ihre Lösungsansätze: „Bewegung. Können sie ausreichend herumrennen, um ihre Selbstständigkeit zu sehen? Gibt es ein Klettergerüst oder ein Springseil?“
Viele Eltern schlagen aber auch einen anderen Weg ein und weigern sich, ihren Kindern Smartphones oder Tablets zu geben. Immer häufiger legen Kinder ein Gelöbnis ab, zumindest bis zur achten Klasse auf ein Smartphone zu verzichten. Bewegungen, wie der „Wait Until 8th“-Schwur und das „Concord“-Versprechen finden zunehmend Zuspruch. Das erinnert vor allem an die Keuschheitsbewegung der Neunzigerjahre, bei der viele Kinder und Jugendliche einen Schwur ablegten, keinen Sex vor der Ehe zu haben. Durch den sozialen Faktor – wenn auch Freunde auf das Smartphone verzichten, fällt es deutlich einfacher – hoffen viele Eltern, eine Grundlage gefunden zu haben.
Haustiere und Smartphone-Regeln empfohlen
Zudem wird zunehmend von Eltern gefordert, mit gutem Beispiel voranzugehen, beispielsweise Smartphones vom Esstisch zu verbannen. „Sie würden ihr Kind auch nicht in eine Küche schicken, in der der Herd eingeschaltet ist, ohne sie vorher darüber aufzuklären, oder ihnen ein Messer in die Hand zu geben“, sagt Julie Wasserstrom, eine Mutter aus Ohio. „Man muss ein Vorbild dafür sein, wie man sicher mit einem Messer umgehen kann.“
Besonders hilfreich seien Haustiere, sowohl als Beschäftigung als auch als Verhaltensvorbild. „Ich sage vielen Eltern, dass sie sich einen Hund zulegen sollten“, sagt Richard Halpern, ein früherer Schülerberater, der nun ebenfalls als „Screen Consultant“ tätig ist. „Oder aber auch, dass sie einer Katze einen Bildschirm zeigen sollten. Es kümmert sie nicht. Sie sind vollständig da. Sie leben einfach. Das ist ein großartiges Vorbild.“