Vergleichsportale: Bei Strom und Gas gibt es nichts zu gewinnen
Der Preismonitor der E-Control bietet für heimische Konsument*innen derzeit ein trostloses Bild. Für den Monat März wird das Einsparpotenzial sowohl bei Strom- als auch bei Gaspreisen in fast allen Bundesländern mit 0 angegeben.
Energiekund*innen haben derzeit nichts zu gewinnen. Im Gegenteil: Die Anbieter erhöhen die Preise, auch viele Kund*innen, deren Verträge in den nächsten Monaten auslaufen, müssen mit steigenden Belastungen rechnen. Besserung ist derzeit nicht in Sicht. Der russische Angriff auf die Ukraine hat die ohnehin angespannte Situation am Energiemarkt weiter verschärft.
Das trifft auch Tarifvergleichsportale, die mit Vermittlungsprovisionen beim Anbieterwechsel Geld verdienen. Ihre Geschäftsgrundlage gerät ins Wanken, weil viele Energieanbieter derzeit keine Neukund*innen-Rabatte vergeben und sogar versuchen, alte Kund*innen mit alten Verträgen mit Fixpreisen loszuwerden.
Schwierige Zeiten für Vergleichsportale
Das britische Portal Go Compare hat seinen Bereich für Strom und Gas wegen der tristen Marktsituation bis auf weiteres stillgelegt, andere internationale Anbieter rechnen heuer mit keinerlei Einnahmen.
Auch österreichische Tarifvergleichsportale, die in den ersten Monaten des Jahres wegen der in vielen Haushalten eingehenden Jahresabrechnungen üblicherweise das beste Geschäft machen, müssen Einbußen hinnehmen. "Wir haben bei Strom und Gas zu Jahresbeginn massiv weniger Abschlüsse verzeichnet und sind sehr schwach ins Jahr gestartet", sagt Reinhold Baudisch, Geschäftsführer des größten österreichischen Tarifvergleichsportals durchblicker.at. Seit Mitte Februar habe sich die Situation zwar wieder etwas normalisert, das frühere Niveau habe man aber noch nicht erreicht.
Warum sollten Kund*innen jetzt überhaupt den Anbieter wechseln?
Wer noch Fixpreistarife mit guten Konditionen habe, wäre verrückt, zum derzeitigen Zeitpunkt zu wechseln, meint Baudisch. Preisgarantien würden aber nicht ewig währen. Bis Preiserhöhungen oder Vertragskündigungen ins Haus flattern, sei bei vielen Konsument*innen nur eine Frage der Zeit.
Auch wenn man dann zwar gegenüber dem früheren Angebot nichts einsparen könne, bedeute das nicht, dass sich ein Vergleich nicht lohne. "Die Frage ist, nimmt man schlecht oder superschlecht. Es ist immer noch besser ein Angebot zu nehmen, das zwar mehr kostet, das aber nicht überteuert ist."
Darüber hinaus würden einige alternative Anbieter, die wegen Preiserhöhungen viele Kund*innen verloren haben, jetzt wegen Überkapazitäten wieder aktiv Neukund*innen werben und mit entsprechenden Angeboten auf den Markt drängen.
Zum Preisvergleich rät auch die E-Control. "Das sollte man immer wieder tun", heißt es aus der Regulierungsbehörde, die auch einen eigenen Tarifkalkulator anbietet.
Unsicherheit
Auch bei Energy Hero, dem Dienst, der seine Kund*innen gegen eine jährliche Servicegebühr automatisch zum jeweils günstigsten Energielieferanten wechselt, merkt man die Auswirkungen der Turbulenzen am Energiemarkt. Die Preise würden zwar hoch bleiben, es gebe aber immer wieder neue gute Tarifangebote am Markt, die sich für Neukund*innen oder Kund*innen, deren Tarif erhöht wurde, lohnen, meint Christina Lang, Head of Operations bei dem Unternehmen.
Viele Kund*innen seien durch Preiserhöhungen oder Vertragskündigungen durch Anbieter verunsichert, sagt Lang. "Es gibt sehr viele Anfragen." Bei den Kund*innenzahlen habe Energy Hero, das derzeit rund 15.000 Abonnent*innen zählt, noch im Dezember und Jänner einen Aufschwung verzeichnet. Der Februar sei aber schwächer verlaufen.
In Zeiten, in denen Einsparungen kaum möglich seien, falle Energy Hero die Funktion eines "Tarifaufpassers mit Sicherheitskomponente" zu, sagt Lang. Für viele Kund*innen prüfe man auch Änderungen in den Geschäftsbedingungen der Anbieter und fungiere als Ansprechpartner bei offenen Fragen. Kund*innen würden zudem automatisch zu einem besseren Tarif gewechselt, wenn dies möglich sei. "Wir merken, dass sich jetzt viele Menschen aufgrund des Preisdrucks mit dem Energiemarkt beschäftigen."
Kund*innen, die nach Vertragskündigungen und Preiserhöhungen wechseln müssen oder wollen, seien derzeit auch mit einer "immensen Bandbreite" bei den Angeboten konfrontiert. Die Unterschiede zwischen den Preisen seien von früher durchschnittlich 7 Cent brutto pro Kilowattstunde auf rund 25, in einigen Fällen sogar bis über 40 Cent gestiegen, sagt Lang. "Man muss wachsam sein und sollte immer wieder Tarife vergleichen."
Wann wird sich die Situation am Energiemarkt ändern?
Die weiteren Entwicklungen seien schwer absehbar, sagt die Energy-Hero-Leiterin: "Das wäre Glaskugellesen." Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine seien die Preise am kurzfristigen Spotmarkt extrem gestiegen. Das Niveau von früher werde man sobald sicher nicht mehr erreichen.
Eine Entspannung sei derzeit nicht abzusehen, meint auch durchblicker-Geschäftsführer Baudisch. Er ist jedenfalls froh, dass sein Portal auch Preisvergleiche für Versicherungen, Finanzen und Telekommunikation anbietet: "Wenn ich ein reiner Dienstleister für Energie wäre, wäre ich nervös."
Wo können Konsument*innen derzeit noch sparen? Versicherungen sollten in jedem Fall überprüft werden, rät Baudisch. Da seien für Konsument*innen meist einige Hundert Euro drinnen. Auch bei Finanzierungen sollte man sich spätestens jetzt wegen der bald steigenden Zinsen umsehen, sagt der durchblicker.at-Geschäftsführer.