Tausende Windräder offline: Russischer Cyberangriff vermutet
Das Satelliten-Netzwerk KA-SAT, des US-Konzerns ViaSat, kämpft seit dem 24. Februar mit einer schweren Störung. Das ist der Zeitpunkt des Kriegsbeginns in der Ukraine. KA-SAT ist unter anderem für die Vernetzung von 5.800 Windanlagen des größten deutschen Herstellers Enercon zuständig.
Wie golem.de berichtet, wird vermutet, dass das russische Militär dahintersteckt. KA-SAT versorgt nämlich auch die Ukraine mit einer Internetverbindung. Mit dem Ziel die Ukraine vom Internet abzuschneiden, könnten die Windanlagen in Zentraleuropa vom Internet getrennt worden sein.
"KA-SAT versorgt Europa und die Mittelmeerregion mit Satelliteninternet und wird aufgrund seiner Unabhängigkeit von terrestrischer Infrastruktur auch zur Anbindung von technischen Anlagen in abgelegenen Gebieten genutzt", erklärt Andreas Knopp, Gründungsmitglied des Forschungszentrum SPACE und Professor am Institut für Informationstechnik der deutschen Bundeswehr, in einer Aussendung. Genau diese Unabhängigkeit mache das Satelliteninternet derzeit auch in der Ukraine zum "wichtigsten Kommunikationsmittel" und somit ist es auch ein strategisch-attraktives Ziel für Russland.
Cyberangriff mit Kollateralschaden
Das Netzwerk verfügt über 82 sogenannte "Spot-Beams". Dabei handelt es sich um spezielle Antennen, die die Empfangsgebiete für das Satelliten-Internet auf der Erde bestimmen. Ein solcher Beam liegt über Kiew. Diese Beams werden laut Knopp über 8 europaweit verteilte Gatewaystationen angebunden.
Es wird vermutet, dass Russland mit einem Cyberangriff auf einen Gateway eigentlich nur die Spot-Beams treffen wollte, die die Ukraine mit Satelliten-Internet versorgen. Eine Kettenreaktion hat aber dann dazugeführt, dass das gesamte KA-SAT ausgefallen ist.
"Zwar sind die Beams untereinander relativ unabhängig, d.h. Störungen wirken sich wechselseitig nicht sofort aus, aber wenn ein Gateway durch einen Cyberangriff ausfällt, sind alle damit verbundenen Beams betroffen." Somit wurden auch die Windanlagen in Zentraleuropa vom Internet getrennt. Betroffen sind europaweit rund 30.000 Satellitenterminals, die von unterschiedlichen Branchen genutzt werden.
Strom läuft noch
Laut Enercon ist somit der Zugriff auf die Windanlagen, die eine Gesamtleistung von 11 Gigawatt Strom aufweisen, aus der Ferne nicht mehr möglich. Allerdings seien sie weiterhin in Betrieb, da sie sich vorläufig im Automatikmodus befinden und sich "grundsätzlich autark und selbstständig regulieren".