Keine Labor-Fantasie mehr: Akku von E-Auto lädt in 5 Minuten
Im Juni 2023 behauptete Nyobolt, einen neuen Schnellladerekord aufgestellt zu haben. „Wir zeigen ein Elektroauto, das vollständig in weniger als 6 Minuten geladen werden kann – ein neuer Rekord in der automobilen Elektrifizierung“, schrieb das britische Start-up.
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Klingt gut, aber es gab Kritik. So wurde bemängelt, dass „vollladen“ nicht näher definiert wurde – also ob es wirklich von 0 auf 100 Prozent Akkustand ist. Auch die Langlebigkeit des vermeintlichen Wunderakkus wurde angezweifelt. Jetzt, ein Jahr später, hat Nyobolt nachgelegt.
Ladeversuch unter Realbedingungen
Dazu wurde das Konzeptfahrzeug auf die Rennstrecke von Bedford gebracht. Das E-Auto wurde dort mit einer Schnellladestation mit dem HPC-Standard (350kW) aufgeladen und nicht mit einer eigenen Ladelösung. So wollte Nyobolt beweisen, dass die Technologie auch außerhalb des Labors funktioniert.
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So richtig glatt lief das aber nicht. Wie die BBC berichtet, gelang es nicht den Akku von 0 auf 100 Prozent in weniger als 6 Minuten zu laden. Nyobolt zufolge lag dies an der regulären Schnellladestation und dem Kühlsystem des Konzeptautos, das in der Sommerhitze nicht optimal funktionierte.
193 Kilometer Reichweite in 4 Minuten
Dennoch konnte der Akku von 10 auf 80 Prozent in 4:37 Minuten geladen werden. Wie an den 2 Testtagen festgestellt wurde, reichen 4 Minuten Ladezeit, um dem E-Auto eine Reichweite von 193 Kilometern zu geben. Bei vollem Akku würde die Reichweite bis zu 250 Kilometer betragen.
Bei den Angaben zur Haltbarkeit des Akkus hat Nyobolt nachgeschärft. Nach 4.000 Ladezyklen hätte der Akku immer noch 80 Prozent seiner ursprünglichen Leistung. Die 4.000 Zyklen würden einer gefahrenen Distanz von etwa 965.000 Kilometern entsprechen.
Elektroauto von Lotus Elise inspiriert
Für den Prototypen hat Nyobolt mit dem bekannten Designerstudio Callum zusammengearbeitet. Das Elektroauto Nyobolt EV ist vom Lotus Elise inspiriert.
Nyobolts entwickelter Akku ist lediglich 35kWh groß. Das entspricht eher einem günstigen Stadt-E-Auto als üblichen Elektroautos. Ein Tesla Model 3 hat in der günstigsten Version einen Akku mit 57,5kWh.
Die geringere Kapazität des Akkus ist auch der Grund, warum er schnell lädt – was aber laut Nyobolt beabsichtigt ist. Durch den leichteren und kleineren Akku würde man günstigere und effizientere E-Autos anbieten können. Oder auch spritzigere E-Sportwagen für die Rennstrecke.
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Das Nyobolt EV wiegt 1.250 Kilogramm. Für einen E-Sportwagen ist das gering. Aber es ist immer noch deutlich schwerer als das Vorbild Lotus Elise. Je nach Modell wiegt das Sportauto etwa 900 Kilogramm.
Durch das schnelle Laden solle die Angst verschwinden, mit dem E-Auto ewig irgendwo herumstehen zu müssen, wenn man auf einer längeren Fahrt mal laden muss. Bei einer geeigneten 350kW-Schnellladestation würde man zum Laden des Akkus kaum länger brauchen als zum Tanken eines Benziners.
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Bereit für die Serienproduktion
Nyobolt zufolge könne man bereits 2025 mit einer Serienproduktion in niedriger Stückzahl des Schnelllade-Akkus anfangen. Die Produktion könne bei Bedarf schnell hochgefahren werden.
Auch das Elektroauto Nyobolt EV könne in einer Serienproduktion mit niedriger Stückzahl anlaufen. Dazu muss aber ein Hersteller und Vertrieb dafür gefunden werden.