Huawei FreeBuds Pro 2 im Test: Günstige Alternative im High-End-Segment

"Das weltweit erste Hi-Res Dual Sound System TWS" oder "das branchenweit erste Triple MIC ANC TWS-System" - Bei der Präsentation seiner neuen Premium-Ohrhörer FreeBuds Pro 2 hat Huawei nicht mit Superlativen gespart.

Das ist auch wenig verwunderlich. Denn seit das Smartphone-Geschäft im Handelskrieg zwischen den USA und China nahezu komplett aufgerieben wurde, setzt der chinesische Technologiekonzern verstärkt auf Wearable wie True-Wireless-Kopfhörer.

Neben einer hohen Soundqualität hat Huawei bei den FreeBuds Pro 2 die aktive Geräuschunterdrückung (ANC) in den Mittelpunkt gestellt. Ich habe die neuen Huawei-Earbuds über mehrere Tage ausprobiert und mir angehört, ob die sperrigen Marketingbegriffe in ein brauchbares Produkt übersetzt werden konnten.

Frischer Look

Das Design der Earbuds erinnert stark an die erste Generation der FreeBuds Pro: Sie hängen leicht aus dem Ohr heraus, kommen in geschwungener und rundlicher Optik und glänzen im polierten Silber-Look. Neben dem Silver Frost stehen noch 2 weitere Farbvarianten zur Auswahl, die mir persönlich eigentlich mehr zusagen: Silver Blue und Ceramic White.

Befestigt werden die einzelnen Earbuds mit Silikon-Aufsätzen im Gehörgang. Im Lieferumfang befinden sich 3 verschiedene Größen dem Silikonpfropfen. Hat man die passende Größe gefunden, sitzen die FreeBuds Pro 2 richtig fest im Ohr und eignen sich daher auch bestens zum Sporteln oder anderen Aktivitäten.

Hoher Tragekomfort

Allerdings ist mir aufgefallen, dass die Earbuds nicht so ganz in der Ohrmuschel verschwinden und zum Teil recht weit aus dem Ohr herausstehen - zumindest war das bei meinem Ohr der Fall. Möglich, dass sie unter anderen anatomischen Umständen, besser in der Ohrmuschel ihren Platz finden. Ungefähr so, wie es die Marketing-Aufnahmen suggerieren.

Die Silikon-Aufsätze selbst wirken besonders weich und dünnhäutig und daher nicht allzu hochwertig. Stellt sich aber heraus, dass sie gerade deswegen angenehm zu tragen sind. Selbst nach längerer Zeit im Ohr treten keine Druckstellen auf. Wie langlebig die Silikon-Aufsätze tatsächlich sind, lässt sich in einem mehrtägigen Test natürlich nicht abschätzen.

Touch-Gesten und Smartphone-App

Die Touch-Gesten an den Earbuds funktionieren einwandfrei und können personalisiert oder auch deaktiviert werden. Ziemlich angenehm für die Usability ist, dass bei manchen Gesten ein akustisches Feedback in Form eines leisen Knackens erzeugt wird.

Getestet habe ich die FreeBuds Pro 2 auf einem aktuellen iPhone sowie auf einem aktuellen Android-Phone, was wunderbar geklappt hat. Die dazugehörige Smartphone-App funktioniert einwandfrei – sowohl unter iOS 15 als auch unter Android 12.

Die "Huawei AI Life"-App hat einen vollwertigen Equalizer samt mehrerer Profile integriert, es gibt eine "Find My Earphones"-Funktion und auch die Steuerungsgesten können dort angepasst werden.

Kland und Codecs

Welcher Codec gerade verwendet wird, hängt in erster Linie vom Abspielgerät ab - in den meisten Fällen wohl ein Smartphone. Android-Phones unterstützen in der Regel alle auch den hochauflösenden LDAC-Codec, bei iPhones ist man auf AAC angewiesen. Die aptX-Codecs von Qualcomm sind nicht mit von der Partie. Und L2HC ist übrigens ein Codec, den Huawei selbst entwickelt hat und im Grunde nur von Huawei-Devices unterstützt wird.

Es ist jedoch zu sagen, dass die FreeBuds Pro 2 - unabhängig vom Codec - einen wirklich feinen Klang zu bieten haben. Die Töne sämtlicher Höhen und Tiefen kommen kristallklar ins Ohr - selbst bei fragilen Musikstücken. An der Klangqualität gibt es absolut nichts auszusetzen.

Es ist natürlich ein feiner Unterschied zu zwischen LDAC und AAC zu hören. Insofern kommen die Huawei FreeBuds Pro 2 wohl eher für Android-User*innen in Frage.

Akku-Laufzeit

Die Akku-Leistung hat sich gegenüber dem Vorgängermodell deutlich gebessert. Auch wenn die FreeBuds Pro 2 nicht mit den extrem ausdauernden Sony WF-1000XM4 mithalten können, liegen sie bei der Akku-Laufzeit im Spitzenfeld. Wer die Kopfhörer nur für kurze Pendelstrecken nutzt, muss sie eventuell gar nur einmal pro Woche an den Strom anschließen.

Huawei gibt die Akku-Laufzeit seiner FreeBuds Pro 2 mit 6,5 Stunden an - bei deaktivierter Geräuschunterdrückung. Schaltet man die aktive Geräuschunterdrückung hinzu, reduziert sich die Play-Time auf 4,5 Stunden. Auf ungefähr diese Werte bin ich während des Testzeitraums auch gekommen.

Inklusive Lade-Case verlängert sich die Akku-Laufzeit auf bis zu 30 Stunden. Übrigens ist das Lade-Etui besonders klein und leichtgewichtig, sodass es ohne Weiteres in einer Hosentasche transportiert werden kann. Nimmt man die Earbuds aus dem Lade-Case, sind sie in Windeseile mit dem Smartphone verbunden.

Aktive Geräuschunterdrückung

Schon die Passform allein bietet eine relativ brauchbare passive Geräuschunterdrückung. Schaltet man die aktive Geräuschunterdrückung hinzu, wird man schnell feststellen, dass diese hervorragend umgesetzt ist. Das Active Noise Cancelling basiert auf 3 Mikrofonen pro Earbud und wirklich effizient in der Lage, Umgebungsgeräusche zu unterdrücken.

Verkehrslärm, Fahrtgeräusche im Zug oder im Flugzeug können mit den FreeBuds Pro 2 deutlich minimiert werden. Schwierigkeiten haben die Huawei-Kopfhörer allerdings, wenn der Wind bläst. Spürbar wird das an unangenehmen Störgeräuschen im Ohr.

Fazit

Huawei hat mit den FreeBuds Pro 2 hervorragende True-Wireless-Earphones aufgelegt, die ein smartes und qualitativ hochwertiges Gesamtpaket darstellen, bei dem kaum Kompromisse nötig sind: modische Farben, gute Passform, hohe Soundqualität und eine effiziente ANC.

Die Konkurrenz schläft allerdings nicht. Und kaum ein Markt ist derzeit so hart umkämpft wie jener der kabellosen Bluetooth-Kopfhörer. Mit einem Preis von 199 Euro (UVP) scheint Huawei im Premium-Segment allerdings recht gut gewappnet zu sein.

Wer jedoch auf eine aktive Geräuschunterdrückung verzichten kann, erhält bereits um die Hälfte des Preises brauchbare kabellose Kopfhörer: von Huawei selbst sowie von Sennheiser, Sony, JBL, Samsung aber auch Anker.