Huawei P60 Pro im Test: So gut ist die Kameraqualität
Auch wenn allen klar ist, dass man an die alten Erfolge nicht mehr anknüpfen kann, stemmt sich Huawei seit mittlerweile 4 Jahren gegen den Android-Bann und bringt noch immer regelmäßig neue Smartphones auf den Markt.
Das Hauptaugenmerk liegt beim neuen Spitzengerät wieder einmal auf der Kamera und der Fotoqualität. Abseits davon gibt es wenig Neues, Überraschungen sucht man vergebens. Daher habe ich mir auch in erster Linie die Kameraqualität des Huawei P60 Pro angesehen.
Pro & Contra
Pro
- Hervorragende Fotoqualität
- Exzellenter Night-Mode
- Hohe Ladeleistung
Contra
- Nahezu unbrauchbare Software bzw. Betriebssystem
- Veraltetes Design
- Hoher Preis
Veraltetes Design
Der Look des neuen Huawei-Spitzengeräts ist in die Jahre gekommen und wirkt mittlerweile veraltet und inspirationslos. Von stark abgerundeten Ecken und einem Bildschirm, der sich über alle 4 Ränder zieht, hat man sich bereits ziemlich satt gesehen.
Die Farbvariante "Rococo Pearl" sticht jedoch positiv hervor. Hier erinnert die Rückseite an eine Marmor-Maserung, wobei das abgebildete Muster bei jedem Smartphone einzigartig sein soll, wie Huawei erklärt.
Technische Spezifikationen
Huawei P60 Pro
- Maße und Gewicht: 161 x 74,5 x 8,3 Millimeter; 200 Gramm
- Display: 6,67 Zoll, LTPO OLED, 1 bis 120 Hz, 1.220 x 2.700 Pixel (444 ppi), Kunlun Glass
- Kamera:
- 48 MP Hauptkamera: f/1.4 bis f/4.0, PDAF, Laser AF, OIS
- 48 MP Teleobjektiv: f/2.1, 3,5x optischer Zoom, PDAF, OIS
- 13 MP Weitwinkel: f/2.2
- Video: 4K@60fps, 1080p@960fps
- Selfie-Kamera: 13 MP, f/2.4, 4K@30fps
- Prozessor: Qualcomm Snapdragon 8+ Gen 1 4G (4 nm)
- Speicher: 8/256 GB, 12/512 GB;
- Akku: 4.815 mAh, 88 Watt Charging, 50 Wireless-Charging,
- Software: Android 13, EMUI 13.1, keine Google-Dienste
- Sonstiges: NFC, Wlan 802.11 a/b/g/n/ac/6, Bluetooth 5.2, Shared-SIM-Slot für Nano-Memory-Card Wasserschutz gemäß IP68; kein Kopfhöreranschluss, kein 5G, keine eSIM,
- Farben: Black und Rococo Pearl
- Preis: 1.199 Euro (UVP)
Das Display
Das P60 Pro kommt mit einem 6,67 Zoll großen OLED-Display aus dessen Helligkeitswerten Huawei ein Geheimnis macht. Trotzdem wird man im Alltag rasch feststellen, dass das Huawei P60 Pro einen hochwertigen Bildschirm hat, an dem es nichts auszusetzen gibt.
Ein kleines Manko ist jedoch der Fingerprint-Sensor im Screen. Im Gegensatz zu so mancher Konkurrenz bietet die Sensorfläche wenig Spielraum und wirkt vergleichsweise klein. Auch beim Entsperren ist der Fingerprintsensor des Huawei P60 Pro entweder ziemlich streng oder nicht allzu zuverlässig.
Alter Prozessor ohne 5G
Ein weiteres Manko beim neuen Huawei-Flaggschiff ist der Prozessor. Während die Konkurrenz bei ihren Spitzengeräten auf den Snapdragon 8 Gen 2 Prozessor von Qualcomm setzt, kommt beim Huawei P60 Pro ein Snapdragon 8+ Gen 1 zum Einsatz, beim noch dazu die 5G-Funktion deaktiviert ist.
Bei den allermeisten Apps braucht man sich über die Leistungsfähigkeit dennoch keine Sorgen machen. Die Einschränkung, dass das Huawei-Spitzengerät nicht im 5G-Netz funken kann, wird aber zunehmend zum Problem - vor allem wenn man das Gerät ein paar Jahre behalten möchte.
Software bleibt ein schrecklicher Unfall
Huawei kann nur froh sein, wenn man nicht genauer auf das Betriebssystem eingeht. Denn software-mäßig sind und bleiben die Huawei-Handys ein ziemlicher Fail. Die Probleme beginnen bei der (Nicht-)Verfügbarkeit zahlreicher Apps und ziehen sich fort über das gesamte Betriebssystem.
Das mittlerweile vor 4 Jahren angekündigte hauseigene HarmonyOS ist in Europa noch immer nicht in Sicht und die eigenen Dienste der Huawei Mobile Services (HMS) wie Petal Maps können bei weitem nicht mit der etablierten Konkurrenz von Google mithalten.
Wie sich das Betriebssystem der Google-freien Huawei-Handys im Alltag schlägt, welche Apps verfügbar sind und wie gut die hauseigenen Dienste funktionieren, habe ich mit beim Test des Huawei Mate 50 Pro erst vor wenigen Monaten genauer angesehen.
So bringt man Google-Apps auf ein Huawei-Handy
Es gibt einen neuen Workaround, um Google-Apps auf dem Huawei-Phone zum Laufen zu bringen. Dafür ladet man sich im Huawei-App-Store die Anwendung GBox herunter. Das ist eine Art Container innerhalb dessen die Google-Apps laufen und auf dem Huawei P60 Pro dargestellt werden.
Auch zahlreiche andere Anwendungen, die über die Huawei App Gallery eigentlich nicht verfügbar sind, finden über diesen Workaround ihren Weg auf das Smartphones - beispielsweise YouTube, WhatsApp, Facebook, Instagram, Twitter, Uber, Spotify, Discord, Airbnb, Prime Video und viele andere mehr.
Schwindeliger Dienst
Einerseits hat der GBox-Workaround wunderbar funktioniert. Andererseits handelt es sich jedoch um einen ziemlich schwindeligen Dienst. Es ist nämlich völlig unklar, wie sicher und vertrauenswürdig GBox tatsächlich ist.
Loggt man sich beispielsweise mit seinem Google-Account über GBox bei einem Google-Dienst ein, bekommt man den üblichen Security-Hinweis als Mail zugestellt. Darin heißt es, dass es mit dem entsprechenden Google-Konto gerade einen Log-In über ein Xiaomi 10 Pro gegeben hat. So viel zur Nachvollziehbarkeit und Vertrauenswürdigkeit des Workarounds.
Es ist natürlich allen selbst überlassen, ob man einen solchen Dienst für sensible Accounts nutzen möchte. Ich würde an dieser Stelle vehement davon abraten, über GBox irgendwelche Dienste zu nutzen - sei es Google, WhatsApp oder anderen Services, bei denen sensible Daten übertragen werden.
Akku und Ladeleistung
Wie lange der Akku in der Praxis durchhält, ist schwer zu sagen. Ich hatte das Gerät nämlich nicht wirklich in einem alltäglichen Einsatz, weil es für mich einfach absolut nicht alltagstauglich ist.
Beim Aufladen ist das Huawei P60 Pro mit eine Ladeleistung von bis zu 80 Watt ziemlich rasch unterwegs. In nur 5 Minuten konnte ich das Gerät von 0 auf 20 Prozent aufladen, nach insgesamt 15 Minuten ist der Akku zur Hälfte voll.
Hervorragende Kamera
Aber kommen wir nun endlich zur Kamera und zur Fotoqualität. Weil es kaum mehr Huawei-Phones in freier Wildbahn gibt, hat man ja beinahe schon vergessen, wie einzigartig die Fotoqualität dieser Smartphones ist. Das heißt jetzt nicht, dass die Kameraqualität für die Konkurrenz unerreichbar hoch wäre.
Vielmehr bedeutet das, dass Linse, Sensor und das gesamte Kamera-Setup im Zusammenspiel mit dem hauseigenen Algorithmus unverwechselbare Bilder produziert, die einen eigenen Charakter aufweisen.
Unverkennbarer Stil
Viele der Fotos sind für meinen Geschmack zu übersättigt und von extra poppigen Farben durchzogen. Zugutehalten muss man der Kamera des P60 Pro, dass die Fotos dennoch einen hohen Dynamikumfang aufweisen und die Details meist gut erhalten bleiben.
Die besten Ergebnisse erzielt man natürlich mit der 48-MP-Hauptkamera. Das 48-MP-Teleobjektiv mit seinem 3,5-fachen optischen Zoom hat mich mit einer hohen Fotoqualität ziemlich überrascht. Es lädt zum spielerischen Ausprobieren ein und fördert so manchen faszinierenden Schnappschuss zu Tage.
Nachtmodus und Weitwinkel
Einige Abstriche muss man hingegen beim 13-MP-Weitwinkelobjektiv hinnehmen. Hier werden die Farben nicht ganz so klar dargestellt und die Details verschwimmen zusehends je weniger Umgebungslicht vorhanden ist.
Apropos Umgebungslicht: Die Hauptkamera und das Teleobjektiv können auch bei Nacht oder in der Dämmerung vollends überzeugen und das Ambiente in ein Foto übersetzen. Auch hier schneidet der Weitwinkel etwas schlechter ab als die anderen beiden Linsen.
Brauchbarer Makro-Modus
Nicht unerwähnt sollte der Makromodus bleiben. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenzprodukten ist dieser nämlich beim Huawei P60 Pro überraschend gut und liefert teils hervorragende Nahaufnahmen.
"Echte" Blende, Porträtmodus und Selfies
Weniger gut schneidet hingegen die "echte" Blende der Kamera ab. Wie schon beim Mate 50 Pro ist das P60 Pro mit einer variablen Blendenöffnung ausgestattet, die sich 4-stufig von f/1.4 bis f/4 einstellen lässt. Wer sich mit der variablen Blende spielt, wird zu einer besonders natürlich wirkenden Tiefenschärfe kommen.
Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommt man allerdings auch, wenn man mit dem Porträtmodus arbeitet oder Objekte beziehungsweise Personen im Vordergrund in den Fokus nimmt. Insofern ist die "echte" Blende zwar eine tolle Funktion, aber noch lange kein Killer-Feature.
Fotos mit hoher Qualität liefert auch die 13-MP-Selfie-Kamera. Hier konnte mich vor allem der Nachtmodus überzeugen. Als eine Art Blitz dient hier ein weißer, stark aufgehellter Bildschirm, sodass selbst bei Dunkelheit ziemlich gute Selfies entstehen.
Fazit
Das Huawei P60 Pro ist ein ziemlich inspirationsloses Smartphone, dessen Look längst in die Jahre gekommen ist. Eine grundlegende Design-Änderung, wie sie etwa Samsung oder Apple vorgenommen haben, hätte dem Gerät gutgetan.
Die Handelsbeschränkungen gegenüber Huawei schlagen mittlerweile immer deutlicher durch. So kann das Huawei-Flaggschiff beim Prozessor nicht mehr wirklich mit anderen Spitzengeräten mithalten. Und dass Huawei-Phones nicht im 5G-Netz funken dürfen, wird zunehmend zu einem Problem.
Die Software ist und bleibt das absolute Sorgenkind. Leider sind die Huawei-Phones in einem gewöhnlichen Alltagseinsatz immer noch mehr oder weniger unbrauchbar und die hauseigenen Dienste nicht vergleichbar mit etablierten Services.
Will man zu einem positiven Fazit kommen, muss man sich auf die Kamera und die Fotoqualität konzentrieren. Hier kann der chinesische Hersteller immer noch auf voller Länge überzeugen und die allermeisten Konkurrenzprodukte überflügeln.
Für mich reicht das leider nicht, um einen Kaufpreis von 1.199 Euro (UVP) zu rechtfertigen. Zu diesem Preis bekommt man Smartphones, die eine ähnliche Kameraqualität aufweisen und sich auch im Alltag wie gewohnt und ohne Einschränkungen verwenden lassen.
Verfügbarkeit
Das Huawei P60 Pro ist in Österreich ab 17. Mai in den Farbvarianten Black und Rococo Pearl verfügbar. Wer sich bis zum 5. Juni ein neues Huawei-Flaggschiff zulegt, bekommt die Smartwatch Huawei Watch GT 3 (46mm) kostenlos dazu.