Huawei ist auch bei der Netzinfrastruktur ein großer Player.

Huawei ist auch bei der Netzinfrastruktur ein großer Player.

© APA/AFP/PAU BARRENA / PAU BARRENA

Digital Life

Rückzug aus Europa? Wie es mit Huawei weitergeht

“Huawei gibt Europa auf” - laut dem Politikmagazin “Politico” soll sich Huawei weitgehend aus Europa zurückziehen. Das chinesische Hardware- und Smartphoneunternehmen hatte zuletzt immer wieder zu kämpfen, und zwar auf politischer Ebene. Ein Rückzug aus Europa ist aber äußerst unwahrscheinlich

Den Stein ins Rollen brachte der damalige US-Präsident Donald Trump. Er setzte das Unternehmen 2019 auf die “schwarze Liste” setzte, mit denen US-Unternehmen nicht mehr zusammenarbeiten dürfen. Ende November 2022 folgte das endgültige Verkaufsverbot der Kommunikationsgeräte. Weder das Unternehmen noch die US-Amerikaner*innen dürfte das allerdings stören. Der Marktanteil von Huawei in den USA ist verschwindend gering.

Netzinfrastruktur nicht mehr aus einer Hand

Anders sieht es bei der Mobilfunkausrüstung aus, wo Huawei immer noch solide Anteile hält. Das regt in den USA Sicherheitsbedenken: China könne dadurch sowohl Unternehmen als auch kritische Infrastruktur und Waffensysteme ausspitzeln, lautet der Vorwurf.

In Europa setzt man hingegen weiterhin auf Komponenten von Huawei. Die 4G- und 5G-Technik des Unternehmens gilt als zuverlässig und günstig. Der russische Krieg in der Ukraine und die Abhängigkeit vom russischen Gas hat aber zum Umdenken geführt. Man wolle nicht mehr ausschließlich auf Infrastruktur aus China setzen, um nicht erneut von einem Land abhängig zu werden.

Davon profitieren das finnische Nokia und Ericsson aus Schweden. Die beiden Netzwerkspezialisten konnten zuletzt beide ihren Marktanteil steigern. Wie Politico berichtet, wurden im 2. Quartal 2022 nur noch 28 Prozent der Basisstationen und Antennen in Europa von Huawei hergestellt. Beschränkt man sich ausschließlich auf die 5G-Technologie, hat Huawei nur noch einen 22-Prozent-Anteil.

Das ist kein Vergleich zu den Marktanteilen, die das Unternehmen noch vor einigen Jahren im 4G-Segment erreichen konnte. Laut der Beratungsfirma Strand Consult bewegen sich 2019 rund 44 Prozent der europäischen 4G-Nutzer*innen in einem Netzwerk, das auf Komponenten von Huawei setzt.

Kaum 5G-Komponenten von Huawei in Österreich

Unter den österreichischen Mobilfunkern ist Magenta der einzige, der Komponenten von Huawei im 5G-Netz einsetzt. “Magenta Telekom setzt in seinem Mobilfunknetz nach wie vor auf eine Multi-Vendor-Strategie. Es kommen mehrere Hersteller zum Einsatz, nämlich vor allem Ericsson, Nokia, Huawei und Cisco. Im Antennennetz verwenden wir etwa Komponenten von Huawei”, heißt es vom Unternehmen. 

Auch bei den Smartphones soll es weitergehen wie bisher, hört man aus Branchenkreisen. Während man 2018 einen Marktanteil von etwa 30 Prozent in Österreich verzeichnete, ließen die US-Sanktionen inklusive des Verbots der Google Dienste den Verkauf einbrechen. Bei den weltweiten Smartphoneverkäufen war Huawei 2018 sogar Apple auf den Fersen. Mit 203 Millionen verkauften Geräten war es quasi gleichauf mit dem US-Unternehmen (209 Millionen verkaufte Geräte). 2021 verkaufte Huawei weltweit noch 35 Millionen Stück.

Zusammenlegung in Europa

Kürzlich gab es auch einen organisatorische Umstellung bei Huawei in Europa. Die bisherigen Regionen Westeuropa und Nord-/Osteuropa wurden zu einer einzelnen Gesellschaft zusammengeschlossen, als Hauptsitz fungiert Düsseldorf. Von dort aus sollen künftig die Geschäfte koordiniert werden. Auch das Personal - für Huawei arbeiten in Europa etwa 13.000 Menschen - soll stabil bleiben.

Was ändert sich also für die Kund*innen in Österreich? Erstmal nichts. Im Smartphonesegment ist die Nachfrage laut Brancheninformationen weiterhin vorhanden, wenn auch deutlich schwächer als noch vor einigen Jahren. Und die verwendeten Huawei-Komponenten in Österreichs 5G-Netz sind überschaubar. Produkte wie Smartwatches, Kopfhörer oder Laptops sind ebenso erhältlich.

Keine fetten Jahre

Dass der IT-Gigant dennoch vor einem Umbruch steht, signalisiert ein internes Memo des Huawei-Gründers Ren Zhengfei aus dem Sommer. Das nächste Jahrzehnt werde “schmerzhaft”, da die Weltwirtschaft immer weiter schrumpfen würde, prophezeite Ren. Huawei müsse allzu optimistische Erwartungen reduzieren und bis 2023 oder 2025 auf den Fortbestand des Unternehmens konzentrieren. 

Wie die meisten großen Tech-Unternehmen scheint auch Huawei zu evaluieren, in welchen Sparten Einsparungen getroffen werden können. Durch die US-Sanktionen kommt noch Druck hinzu. Europa wird der Konzern aber wohl nicht aufgeben.

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Marcel Strobl

marcel_stro

Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

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