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Huawei: "Die unfaire Diskriminierung ist schlecht für Kunden"

Der chinesische Technologiekonzern Huawei hat sich bei der Präsentation seiner Jahreszahlen einmal mehr optimistisch gezeigt, die US-Sanktionen und Boykotts in anderen Ländern gut zu überstehen. "Hoffnung ist keine gute Kategorie für die eigene Geschäftsentwicklung. Wir gehen unseren Weg mit unseren Kunden weiter und sind absolut sicher, dass wir das überstehen und im Markt überleben werden", sagte der für Europa zuständige Huawei-Manager Radoslaw Kedzia gegenüber der futurezone. 

Global konnte Huawei - nicht zuletzt aufgrund seiner starken Geschäftszahlen in China - 2020 positiv abschließen. Der Umsatz stieg um knapp 4 Prozent auf 115,8 Milliarden Euro, beim Nettogewinn blieben immerhin noch 8,4 Milliarden Euro Plus übrig - ein Wachstum um 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Europa verzeichnete Huawei mit über 12 Prozent Minus zwar keinen so starken Umsatzrückgang wie in den USA, aber auch hier litt das Geschäft unter geringeren Smartphone-Verkäufen und verpassten Ausstatter-Verträgen für 5G.

Alternative zu Android

Als Wachstumshoffnung entpuppten sich in Europa alternative Produktkategorien wie Fernseher und Smartwatches. Bei letzteren sei man 2020 Marktführer in Europa gewesen, sagte Kedzia. Aber auch im Smartphone-Geschäft wolle man in diesem Jahr punkten. Das Android-Verbot sieht Kedzia auf Rückfrage der futurezone sogar positiv: "85 Prozent des Smartphone-Markts ist Android, der Rest iOS. Der Markt, aber auch Kunden warten auf ein neues Gleichgewicht. Mit unserem Betriebssystem HarmonyOS können wir ein ebenbürtiger Player auf dem Markt werden."

Auf die Problematik der fehlenden Smartphone-Chipsätze, da Huawei von einigen Firmen nicht mehr beliefert werden darf, ging Kedzia nicht ein. Unmittelbar nach der globalen Pressekonferenz hatte Huawei bereits ausgeschlossen, einige der Bauteile künftig selber produzieren zu wollen. Das sei zu kompliziert und zu aufwändig, wird ein Sprecher in Medien zitiert. Kritiker haben darüber hinaus auch angemerkt, dass HarmonyOS mehr ein Android-Fork, also quasi eine Kopie von Android, als eine komplette Eigenentwicklung ist.

"Nicht gut für Kunden"

Was die laut Huawei politisch motivierten Spannungen mit den USA und Teilen der EU betrifft, sei das nichts, was der Konzern beeinflussen könne. Viele Diskussionen, auch auf nationaler Ebene, seien aber noch am Laufen. "Klar ist aber auch, dass die unfaire und künstliche Diskriminierung eines Players schlecht für den Markt, für Konsumenten und selbst andere Anbieter ist. Das macht den Markt träge und behindert die Geschwindigkeit von Entwicklungen", sagte Huawei-Manager Kedzia. Gerade das könne sich Europa - nicht zuletzt aufgrund der aktuell schwierigen Situation - aber eigentlich nicht leisten.

Dass selbst Ericsson-CEO Börje Ekholm, dessen Firma als einer der größten Konkurrenten bei der Netzwerkausstattung gilt, die Sanktionen und Beschränkungen verurteilte und in Schweden sogar gegen das Verbot beim 5G-Ausbau lobbyiert haben soll, kommentierte Kedzia knapp: "Er ist eine Stimme der Vernunft". Der Eindruck, dass Huawei in Europa bei 5G komplett außen vor sei, stimme aber ohnehin nicht. Man sei weiterhin einer der führenden Anbieter in Europa, weltweit entfalle 31 Prozent des 5G-Markts auf Huawei. Auch in Europa wolle man diesen Weg weitergehen, über eine Zusammenarbeit würden aber die Kunden - in dem Fall Netzwerk- und Mobilfunkprovider entscheiden. 

Keine Neuigkeiten zu möglichem Elektroauto

Die Gerüchte zu einem E-Auto, das Huawei noch in diesem Jahr präsentieren soll, blieben in dem Pressegespräch unkommentiert. Einmal mehr wies Huawei darauf hin, dass man künftig verstärkt mit der Autoindustrie zusammenarbeiten und Lösungen für vernetzte und intelligente Fahrzeuge anbieten und entwickeln solle. Neben der Autosparte wolle man auch in anderen Sparten wie bei nachhaltiger Energiegewinnung oder etwa bei Clouddiensten wachsen.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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