Langlebige Smartphones: Darauf muss man beim Kauf achten
Langlebigkeit und Smartphones sind zwei Dinge, die sich nicht wirklich vertragen. Durchschnittlich ungefähr zwei Jahre behalten Nutzer ihre Smartphones, bis sie sich aus verschiedensten Motiven ein neues Gerät anschaffen. Gründe, warum sich die Lebensdauer eines Handys in Grenzen hält, gibt es viele.
So stößt das Gerät nach einer bestimmten Zeit an seine technischen Grenzen. Beispielsweise macht der Akku nicht mehr mit oder beliebte Apps laufen auf dem älteren Handy nicht mehr. Außerdem versorgen die Smartphone-Hersteller ihre Geräte mit Software-Updates nur für eine begrenzte Dauer. Oder es könnte ganz einfach sein, dass das Handy runterfällt und kaputt wird.
Wer sich heute ein Handy kaufen will und dieses auch noch in 5 Jahren verwenden möchte, sollte beim Kauf einige Punkte berücksichtigen.
Die Sicherheit der Smartphones
Einer dieser Punkte ist vermutlich den allermeisten Smartphone-Nutzern völlig egal, sollte aber ein wesentliches Entscheidungskriterium sein: nämlich die Software-Updates. Nach einer gewissen Zeit kümmern sich die Hersteller nicht mehr um ihre älteren Geräte und stellen keine Software-Aktualisierungen mehr zur Verfügung.
Das Problem dabei ist nicht unbedingt, dass man als User nicht die neueste Betriebssystemversion erhält, sondern, dass Sicherheitslücken in der Software nicht mehr gestopft werden. Dadurch werden die Geräte für Kriminelle angreifbar und Handy-Nutzer setzen sich auf diese Weise einem unnötigen Risiko aus.
Die Sicherheit seiner höchstpersönlichen Daten und Informationen sollte jedem Smartphone-Nutzer wichtig sein und daher sollte auch eine langfristige Update-Garantie der Hersteller beim Kauf eine zentrale Rolle spielen.
Teure Handys leben länger
Wer sich heute ein günstiges Handy kauft, kann nicht erwarten, dass das Smartphone auch in einigen Jahren noch mit Updates versorgt wird. Bei Geräten im unteren Preissegment kümmern sich die Hersteller oft schon nach ein oder zwei Jahren nicht mehr um die Geräte und lassen sie aus dem Update-Programm fallen. Im schlimmsten Fall sind günstige Smartphones in Sachen Sicherheit nach einiger Zeit löchrig wie ein Schweizer Käse.
Android One als Gütesiegel
Dieses Problem hat auch Google erkannt und eine eigene Betriebssystemversion namens Android One zur Verfügung gestellt. Bei Android One können die Hersteller die Benutzeroberfläche anpassen, wodurch der Update-Prozess weniger kompliziert wird.
Google garantiert, dass Handys, die unter Android One laufen, mindestens 3 Jahre lang mit Sicherheitsupdates versorgt werden - unabhängig von den Ambitionen der Hersteller. Neue Betriebssystemversionen erhalten Android-One-Handys 2 Jahre lang.
Eine Übersicht über Geräte mit Android One bietet Google auf einer eigenen Website. Darunter sind beispielsweise zahlreiche Nokia-Smartphones und Handys von Xiaomi, Motorola oder LG.
Wie sieht es mit den einzelnen Herstellern aus?
Eine Garantie dafür, wie lange ein Smartphone mit Updates versorgt wird, gibt es von kaum einem Hersteller. Google stellt hier mit seinen Pixel-Phones eine Ausnahme dar und sagt Aktualisierungen für die Dauer von 3 Jahren zu.
Google Pixel
Wer sich im vergangenen Oktober zum Marktstart ein Pixel 4 von Google gekauft hat, kann sich sicher sein, dass das Gerät Sicherheitsaktualisierungen bis mindestens Oktober 2022 erhält - also insgesamt mindestens 3 Jahre. Es ist aber auch möglich, dass Pixel-Phones nach diesen 3 Jahren noch das eine oder andere Update erhalten.
Hier geht es zur Übersicht, über die Update-Programme der einzelnen Google-Geräte.
Samsung
Das älteste Gerät, das mit monatlichen Sicherheitsupdates versorgt wird, ist das Galaxy Note 8, das im August 2017 vorgestellt wurde. Das Galaxy S7 active wurde im Juni 2016 vorgestellt und ist das älteste Samsung-Phone, das noch vierteljährlich mit Sicherheitsupdates versorgt wird. Für ältere Geräte stellt Samsung keine Aktualisierungen mehr zur Verfügung.
Welche Geräte wie lange Updates erhalten, variiert stark. Das besonders günstige Samsung Galaxy A2 Core wurde im April 2019 vorgestellt und ist bereits aus dem monatlichen Update-Programm geflogen. Es ist gerade mal ein Jahr alt und bekommt nur mehr alle drei Monate ein Sicherheitsupdate.
Hier geht es zur Übersicht, über die Update-Programme der einzelnen Samsung-Geräte.
Huawei
Bei Huawei hängt das Update-Programm mit der EMUI-Version zusammen. EMUI ist die Benutzeroberfläche, die Huawei über das Android-Betriebssystem stülpt. So sind bereits die populären P20-Geräte, die im März 2018 vorgestellt wurden, aus dem regulären Update-Programm gefallen. Diese Smartphones bekommen nur mehr unregelmäßige Aktualisierungen weil sie noch unter EMUI 9 laufen. Die P20-Reihe sollte allerdings noch EMUI 10 erhalten und damit wieder in das Update-Programm aufgenommen werden. Eine Garantie dafür gibt es allerdings nicht.
Anhand der Update-Liste, die Huawei zur Verfügung stellt, lässt sich erkennen, dass beispielsweise das P30 Lite, das erst im April 2019 auf dem Markt kam, mittlerweile schon aus dem monatlichen Update-Programm gefallen ist. Das P30 Lite erhält nur mehr vierteljährliche Updates, was ein Anzeichen dafür ist, dass es bald gar keine Updates mehr erhalten könnte.
Xiaomi
Der chinesische Hersteller stellt leider keine offizielle Update-Liste zur Verfügung. Es ist jedoch bekannt, dass Xiaomis Update-Programme je nach Gerät stark variieren. Manche Geräte der Mi-Reihe haben über eine Dauer von 3 bis 4 Jahre regelmäßig Updates erhalten. Handys aus der Redmi-Reihe werden in der Regel nicht so lange mit Updates versorgt.
Apple
Wer sichergehen will, dass sein Handy lange mit Updates versorgt wird, ist mit einem iPhone auf der sicheren Seite. Apple ist bekannt dafür, seine Smartphones extra lange zu unterstützen.
So hat beispielsweise das iPhone 6s, das im September 2015 vorgestellt wurde, noch Ende vergangenen Jahres die aktuelle iOS-Version erhalten. Damit wird das 5 Jahre alte Gerät immer noch regelmäßig mit Sicherheitsupdates versorgt. Bei der iOS-14-Ankündigung im Juni hat Apple bekanntgegeben, dass das iPhone 6s auch diese Betriebssystemversion, die im September verfügbar sein wird, noch erhalten wird.
Ein weiteres Beispiel: Das iPhone 5 aus dem Jahr 2012 hat im Juli 2019 das letzte Mal ein Update erhalten. Und das iPhone 5s aus dem Jahr 2013 hat noch im Mai 2020 eine Software-Aktualisierung erhalten.
Eine Übersicht über das Update-Programm von Apple findet sich auf einer eigenen Webseite.
LG, Sony, Asus und Motorola
LG, Sony, Asus und Motorola sind in der Regel nicht so zuverlässig, wenn es um die Versorgung mit Updates geht. Die Spitzengeräte dieser Hersteller werden normalerweise länger mit Aktualisierungen versorgt als ihre günstigeren Handys.
Fairphone
Ein Smartphone, das sich voll und ganz der Langlebigkeit verschrieben hat, stößt bei der Versorgung mit Sicherheitsupdates an seine Grenzen.
Das Fairphone 1 wurde im Dezember 2013 vorgestellt und lief unter Android 4.2.2. Über diese Betriebssystemversion ist die erste Fairphone-Generation nie hinausgekommen. Eineinhalb Jahre nach Marktstart wurde die Software des Fairphone 1 das letzte Mal aktualisiert.
Beim Fairphone 2 aus dem Jahr 2015 sieht es schon etwas besser aus - hier im futurezone-Test. Es wurde das letzte Mal im Dezember 2019 mit einem Update versorgt. Ob es auch weiterhin noch Aktualisierungen erhalten wird, ist unklar. Über Android 7 ist auch das Fairphone 2 nie hinausgekommen.
Das aktuelle Fairphone der dritten Generation wurde erst im September 2019 vorgestellt und erhält quasi monatlich Aktualisierungen. Wie lange es mit Updates versorgt wird, lässt sich noch nicht abschätzen. Das Unternehmen garantiert allerdings Updates für eine Dauer von mindestens 2 Jahren und will "so lange wie möglich" seine Geräte unterstützen.
Wie sieht es mit Ersatzteilen aus?
Was das Fairphone aber von den allermeisten anderen Smartphones abhebt, ist seine modulare Bauweise. So lässt sich der Akku ganz leicht tauschen und auch das Display und andere Teile können ohne großen Aufwand gewechselt werden.
Auf seine Website bietet das Unternehmen noch immer Ersatzteile für das Fairphone 2 an, das bereits 2015 vorgestellt wurde. Noch umfangreicher sieht die Ersatzteilliste für das aktuelle Fairphone 3 aus.
Schwer zu reparieren
Abgesehen vom Fairphone setzen nahezu alle Herstelle bei all ihren Geräten auf ein Unibody-Gehäuse. Das bedeutet, dass sich das Gehäuse nicht öffnen lässt, was das Tauschen des Akkus oder anderer Einzelteile deutlich erschwert.
Sollte man dennoch ein Gerät finden, dessen Rückabdeckung sich etwa zum Akkutauschen abnehmen lässt, ist es nicht garantiert, dass es die passenden Ersatzteile in einigen Jahren noch gibt. Für das Nokia 1.3, eines der wenigen aktuellen Smartphones mit Wechsel-Akku, ist es nicht möglich, einen zusätzlichen Akku zu kaufen. Weder Nokia selbst noch irgendein Drittanbieter haben einen passenden Akku im Programm.
Wer im Hinblick auf die Langlebigkeit eine Smartphone-Reparatur selbst in die Hand nehmen will, kann sich bei den Reparaturspezialisten von iFixit informieren. Dort gibt es unzählige Schritt-für-Schritt-Anleitungen etwa zum Display-Tauschen oder sonstigen kleineren Reparaturen. Vielfach können kleinere Schäden auch in einem beliebigen Handy-Shop repariert werden.
Auf den Akku aufpassen
Wenn sich ein alternder Akku schon nicht so einfach ersetzen lässt, sollte man seinen Smartphone-Akku gut behandeln. Das bedeutet, dass Tiefentladungen absolut verhindert werden sollen. Handys sollten nicht so lange benutzt werden, bis der Akku auf 0 Prozent leergesaugt ist. Wesentlich besser für die Gesundheit des Akkus ist es, das Smartphone schon bei ungefähr 15 bis 20 Prozent an die Steckdose zu bringen.
Dass Schnellladen ein Problem für die Langlebigkeit des Akkus darstellt, stimmt nicht. Wer ein Handy mit einer Schnellladefunktion hat, kann diese ohne schlechtes Gewissen verwenden. Die Hersteller haben die Fast-Charging-Features so gestaltet, dass der Akku dadurch keinen Schaden nimmt.
Ebenso können aktuelle Smartphones nicht überladen werden. Das heißt, wenn das Handy 100 Prozent anzeigt, muss es nicht umgehend vom Kabel getrennt werden. Die Geräte verfügen über einen Schutzmechanismus, der ein Überladen des Akkus verhindert.
Es ist allerdings ratsam, dass zum Laden des Akkus immer das originale Ladekabel inklusive Ladeadapter verwendet wird. Nur das originale Zubehör ist exakt auf die Spezifikationen des dazugehörenden Smartphones abgestimmt. Ebenso sollten Smartphones beziehungsweise der Akku nicht extremer Hitze und extremer Kälte ausgesetzt werden.
Nona: Robuste Handys leben länger
Wer von Vornherein auf ein äußerst robustes Smartphone setzen will, sollte sich bei Outdoor-Handys umsehen. Diese sehen zwar nicht besonders hübsch aus, sind aber so konzipiert, dass sie möglichst viele Stürze und ähnliche Grobheiten unbeschadet überstehen.
Wem ein Outdoor-Handy zu klobig und zu hässlich ist, sollte sein Smartphone unbedingt in eine Schutzhülle stecken. Je nach Modell, bieten Handy-Hüllen auch zusätzlichen Schutz, mit dem das Smartphone den einen oder anderen Sturz überleben kann.
5G oder reicht 4G noch aus
Wer sich aktuell nach einem neuen Handy umsieht, wird sich im Hinblick auf die Langlebigkeit die Frage stellen, ob es ein 5G-fähiges Smartphone sein soll oder ob 4G noch ausreicht.
Derzeit macht ein 5G-Handy noch wenig Sinn: Die Netzabdeckung ist sehr gering und die passenden 5G-Tarife sind um ein Vielfaches teurer als, herkömmliche 4G- beziehungsweise LTE-Tarife. Das 5G-Netz wird allerdings fortlaufend ausgebaut und es ist auch anzunehmen, dass die 5G-Tarife mit der Zeit günstiger werden.
Wenn man sich aber heute ein Smartphone kauft, das man in 5 Jahren noch verwenden will, wird wahrscheinlich eine fehlende 5G-Fähigkeit eines der geringeren Probleme darstellen. Das Handy wird dann schon so alt und langsam sein, dass es mit ziemlicher Sicherheit nicht von den hohen 5G-Übertragungsgeschwindigkeiten profitieren kann. Ein Fehler kann es dennoch nicht sein, sich im Hinblick auf die Langlebigkeit ein 5G-Handy anzuschaffen.
Brauche ich für die Langlebigkeit möglichst viel Arbeitsspeicher?
Die Höhe des Arbeitsspeichers hat nicht viel damit zu tun, wie lange man ein Gerät verwenden kann. Mit der Absicht ein Handy so lange wie nur möglich zu verwenden, ist es aber kein Widerspruch, sich ein möglichst leistungsfähiges Smartphone anzuschaffen – ganz im Gegenteil.
Wichtiger ist jedoch, dass das Handy über die aktuelle Betriebssystemversion verfügt und auch einen aktuellen Prozessor integriert hat. Sprich: Man sollte sich am besten ein aktuelles Smartphone kaufen, das erst kürzlich auf den Markt gekommen ist.
Was man sonst noch machen kann, damit das Handy länger lebt
Neben einem achtsamen Umgang mit dem Smartphone sollte man es auch regelmäßig reinigen. Auch wenn die Geräte meist aus einem Unibody-Gehäuse bestehen, können über kleine Öffnungen Staub oder ähnlicher Schmutz in das Innere vordringen.
Damit das Handy so lange wie möglich rund läuft, ist es ratsam, unnötige Apps und Dateien regelmäßig zu entfernen. Auch wenn man die Apps lange oder gar nicht verwendet, können sie nämlich unnötigerweise Ressourcen in Anspruch nehmen und die Leistung des Geräts beeinträchtigen.
Fazit
Wer ein Handy sucht, das man 5 Jahre lang verwenden kann, ist mit einem iPhone am besten beraten. Apple versorgt seine Geräte länger als andere Hersteller mit neuen Betriebssystemversionen und Sicherheitsupdates. Außerdem spricht die hohe Qualität der iPhones dafür, dass das Gerät auch in 5 Jahren noch funktioniert.
Auf der Android-Seite greift man besten zu einem aktuellen Smartphone eines namhaften Herstellers. Bei den höherpreisigen Spitzengeräten ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass sie lange mit Updates versorgt werden und die technische Ausstattung der Langlebigkeit dienlich ist.
Bei günstigeren Geräten sollte man unbedingt zu Smartphones greifen, die unter Android One laufen. Damit sind zumindest Sicherheitsupdates für die kommenden 3 Jahre garantiert. Ob die Hardware dann noch immer mitspielt, lässt sich schwer sagen und kommt auch auf das Nutzungsverhalten an.
Mit neuen, relativ unbekannten Herstellern ist es ein reines Glücksspiel: Gut möglich, dass auch diese Handys lange halten und mit Updates versorgt werden. Da es bei diesen Geräten allerdings keine Erfahrungswerte gibt, lässt sich schwer abschätzen, wie es in 5 Jahren aussieht.
Unbedingt vermeiden sollte man den Kauf eines gebrauchten oder älteren Geräts. Hier ist die Wahrscheinlichkeit am geringsten, dass es auch noch in 5 Jahren entsprechend sicher ist und einwandfrei funktioniert.
Auch von Limited-Edition-Smartphones kann an dieser Stelle abgeraten werden. In der Regel gilt: Je mehr Nutzer ein Smartphone-Modell verwenden, desto wahrscheinlicher ist es, dass diese Modelle für längere Zeit mit Updates versorgt werden.