Galaxy S21+ im Langzeittest: So schlägt sich das Handy im Alltag
Auch 4 Monate nach Präsentation und Verkaufsstart zählt Samsungs Galaxy S21 zu den Spitzenmodellen am Markt. Angesichts zuletzt gesunkener Preise ist das Gerät heute auch noch einmal deutlich attraktiver geworden.
Ich habe das Galaxy S21+ 5G einem Langzeittest unterzogen und knapp 3 Monate lang durchgehend verwendet.
Stabiles Gehäuse, anfällige Folie
Das S21 zählt für mich definitiv zu den schöneren Exemplaren von Samsungs Spitzenserie. Zwar bin ich nach wie vor kein Fan von Kamera-Ausbuchtungen. Die ins Eck verbannten 3 Linsen beim S21 bzw S21+ sehen aber immerhin passabel aus.
Schön finde ich auch die matte Rückseite – beim Testgerät in Schwarz gehalten. Selbst nach dem langen Testzeitraum sind auf der Rückseite keine unschönen Kratzer zu erkennen. Dasselbe gilt für den Metallrahmen, der auch einige Stürze gut überlebt hat.
Das S21 kommt mit einer vorinstallierten Displayschutzfolie. Als langlebig erwies sich jene bei mir jedoch nicht. So hatte sie nach einem Sturz recht schnell einen unschönen Kratzer, weswegen ich sie entfernt und gegen eine andere ausgetauscht habe.
Die Suche nach einer kompatiblen Displayschutzfolie, die auch mit dem Fingerabdrucksensor kompatibel ist, ist übrigens gar nicht so einfach. Am Ende habe ich zwar eine gefunden, mit der der Sensor funktioniert, die aber für meinen Geschmack zu weich ist. Schlussendlich bin ich dazu über gegangen, das Handy ganz ohne Folie zu verwenden.
Das Display
Im Unterschied zu einigen anderen High-End-Smartphones und früheren Galaxy-Phones verfügt das S21+ über kein an den Rändern abgerundetes Display. Das führt auch dazu, dass der Rahmen um das Display etwas stärker wahrnehmbar ist. Dadurch sieht das Handy zwar weniger „modern“ aus, die Bedienung ist jedoch weit angenehmer. Abgerundete Displays führen nämlich immer wieder zu unbeabsichtigten Berührungen.
Das S21+ ist mit seinem 6,7-Zoll-Display nicht als kompakt zu zählen. Die Handhabung geht für mich aber noch gerade so in Ordnung und im Zweifel habe ich lieber ein etwas größeres Display bei meinem Alltagsgerät. Damit ist es auch ohne weiteres möglich, unterwegs Videos zu schauen oder Fotos zu betrachten.
Die Darstellungsqualität des Displays lässt keine Wünsche offen: AMOLED mit 1080 x 2400 Pixel mit 120Hz und einer maximalen Helligkeit von 1300 Nits. Die erhöhte Bildwiederholfrequenz ist mir in den ersten Tagen mit dem Gerät mehrmals positiv aufgefallen. Nach einiger Zeit gewöhnt man sich aber daran und das „Wow, ist das smooth“-Gefühl verschwindet zunehmend. Wer ganz darauf verzichten kann, kann den 120Hz-Modus in den Einstellungen auch ausschalten und somit Akku sparen.
Fingerabdrucksensor
Alle S21-Geräte haben einen Fingerabdrucksensor. Es ist mittlerweile die 3. Generation an Galaxy-Handys, bei denen jener unter dem Display liegt. Und obwohl sich die Technologie mittlerweile verbessert hat, würde ich immer noch einen separaten Sensor bevorzugen.
Zwar funktioniert das Entsperren in der Regel zufriedenstellend – ganz so flott wie mit einem gewöhnlichen Fingerabdrucksensor geht es im Alltag gefühlt aber immer noch nicht. Besonders wenn die Finger leicht nass – oder wenn man wie in meinem Fall mit trockenen Händen kämpft – tut sich der Sensor schwer.
Abhilfe schafft, wenn man die Fingerabdrücke ab und zu neu hinzufügt. Wahlweise kann man aber auch das Entsperren per Gesichtserkennung aktivieren, wovon ich aus Sicherheitsgründen aber absehe.
Die Kamera
Nach hunderten Fotos mit dem Gerät lässt sich sagen, dass das Galaxy S21 eine der besten Smartphone-Kameras hat, die es aktuell am Markt gibt. Die 3 Linsen (Ultraweit-, Weitwinkel und Tele) schaffen es in so gut wie allen Lebenssituationen ansprechende Bilder zu machen.
Samsungs automatische Szenenenerkennung und Anpassung der Aufnahmen funktioniert ebenfalls zufriedenstellend. Dabei erkennt das Handy etwa, ob man gerade eine Landschaft, das Haustier oder eine Speise fotografieren möchte und passt die Einstellungen automatisch an.
Generell ist das Post Processing bei Samsung traditionell aggressiv eingestellt. Kontraste und Sättigung werden bei den Aufnahmen oft so reguliert, dass es schon hart an der Grenze ist. Das lässt sie auf Handy-Displays und für Postings auf Social-Media immerhin sehr lebhaft aussehen.
Weniger gut als beim S21 Ultra fällt der Zoom in der Praxis auf. Obwohl der Sensor der Tele-Linse maximal mit 64GB auflöst und somit theoretisch Zoom-Reserven hat, sind Fotos ab 20- oder gar 30-fachem Zoom nicht wirklich vorzeigbar.
Videos kann das S21+ theoretisch bis zu 8K (zumindest mit 24fps) machen, wobei ich dieses Feature im Alltag nicht einsetzen würde. Alleine schon aufgrund der massiven Dateigröße (mindestens 10MB pro Sekunde) und der aktuell noch überschaubaren Wiedergabemöglichkeiten. Deutlich besser sieht es bei gewöhnlichen UHD- und vor allem FHD-Videos aus. Die Videostabilisierung funktioniert gut und die Ergebnisse sind mehr als ansprechend. Besonders angetan hat es mir auch die Superzeitlupe.
Leistung, Software und Funktionen
Bei der Leistung muss man mit dem S21+ keine Kompromisse eingehen. Der Exynos 2100 und 8GB Ram bieten genug Leistung für alle Alltagsanwendungen und dürfte auch noch genügend Energiereserven für die kommenden Jahre haben.
In Sachen Software hat Samsung in den vergangenen Jahren viel dazugelernt. Mit Grauen denke ich an die Anfänge von TouchWiz zurück, das an vielen Stellen ein Albtraum in Sachen User Interface war. Mit One UI wurde vieles besser, heute zählt One UI zu den besten Android-Overlays am Markt. Die Oberfläche ist insgesamt hübsch, schnell und die Menülogik macht zum großen Teil Sinn.
Für das Gerät spricht nicht nur die Langlebigkeit aufgrund der guten auch Langlebigkeit in Sachen Software: Samsung verspricht 3 “Generationen” Android-Updates (was genau das heißt, wird man wohl erst in einigen Jahren wissen) sowie 4 Jahre Security-Updates. Damit ist man in absehbarer Zeit zumindest auf der sicheren Seite.
Etwas Negatives gibt es auch zu sagen: Selbst nach vielen Wochen mit dem Handy, hat mir Samsungs Assistent Bixby noch kein einziges Mal bei irgendetwas geholfen. Standardmäßig startet er sich beim S21, wenn man die Power-Taste lange gedrückt hält. Zum Glück lässt sich das in den Optionen aber so umstellen, dass man in das gewohnte Ausschaltmenü kommt.
Akku, fehlendes Schnelladen
Der Akku des S21+ fasst 4800mAh, was in meinem Fall nahezu immer genug war, um über den Tag zu kommen. Ich muss das Handy schon ungewöhnlich intensiv mit Streaming, Fotografieren oder Navigieren belasten, damit mir vor dem zu Bett gehen der Strom ausgeht. Das führte auch dazu, dass ich in den vielen Wochen mit dem Handy eigentlich nie das Gefühl hatte, ein Akkupack einstecken zu müssen.
Ein Nachteil des S21+ tritt dann zum Vorschein, wenn einem doch einmal tagsüber der Strom ausgeht und man möglichst rasch wieder ein vollgeladenes Handy möchte: Das lahme Schnellladen. So lädt das S21+ maximal mit 25W, was im Vergleich zur Konkurrenz schwach ist. Hier würde ich mir von einem modernen High-End-Gerät mehr erwarten.
Fazit
Das Samsung Galaxy S21+ ist ein hervorragendes Android-Handy, das auch im ausgiebigen Alltagseinsatz so gut wie alles geleistet hat, was ich mir von einem Smartphone erwarte. Zu den Highlights zählen hier vor allem die hervorragende Kamera und das prachtvolle Display.
Die einzige Schwäche im Bezug auf die Hardware, die mir in den vergangenen Monaten aufgefallen ist, ist die langsame Schnellladefunktion. Auch wenn der Akku generell eine lange Laufzeit bietet, kommt es doch ab und zu vor, dass man das Handy dazwischen möglichst schnell mit möglichst viel Strom aufladen möchte und das geht mit dem Samsung-Gerät nur bedingt.
Pro und Contra
Pro
- Hervorragende Kamera
- Gutes Display
- Verarbeitung
- Update-Versprechen
Contra
- Langsames Schnellladen
- Immer noch teuer
Langlebigkeit
Punkten kann es außerdem mit seiner Langlebigkeit. Sowohl Verarbeitung als auch Leistungsreserven und Updates dürften dafür sorgen, dass man auch in 2 oder 3 Jahren noch Freude mit dem Gerät hat. Relativ zukunftssicher dürfte auch die Kamera sein. So ist es beim S21+ vor allem die Software, die für einen großen Teil des Zaubers sorgt. Sollte Samsung sein Versprechen hinsichtlich Updates halten, könnte es also auch hier Weiterentwicklungen geben.
Die zu erwartende Langlebigkeit ist auch der Punkt, der am ehesten den immer noch recht hohen Preis rechtfertigt. Zwar kostet das Handy nicht mehr über 1000 Euro wie beim Marktstart, der aktuelle Preis von 787 Euro ist aber immer noch stolz.