Wie Xiaomi die steigenden Preise seiner Handys erklärt
Der Smartphone-Markt befindet sich seit einiger Zeit in einer kleinen Krise. Handys werden permanent teurer, weisen aber kaum noch Innovationen auf. Wenig verwunderlich sind daher die massiv sinkenden Verkaufszahlen.
Deutlich wurde dies unter anderem auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona, der größten Fachmesse für mobile Geräte. Nennenswerte Neuvorstellungen blieben weitgehend aus. Xiaomi war mit der Präsentation seiner neuen Handy-Spitzengeräte allein auf weiter Flur. Ich war dort und habe beim Xiaomi-Österreich-Chef nachgefragt, warum die Smartphones immer teurer werden und die Verkaufszahlen so stark eingebrochen sind.
Geräte werden länger genutzt
"Ein Grund des Rückgangs ist sicherlich die Langlebigkeit der Smartphones, sowie die weltweiten ökonomischen Bedingungen", erklärt Tibor Wagner, Country Manager von Xiaomi Österreich gegenüber der futurezone. Kund*innen würden immer öfter auf teurere Geräte zurückgreifen, die sie dann länger behalten. "Die Anzahl verkaufter Geräte ist somit zwar rückläufig, jedoch gewinnen Smartphones aus höherwertigen Preissegmenten an Beliebtheit", sagt der Xiaomi-Österreich-Chef.
Historischer Einbruch bei Smartphone-Verkäufen
Die Handy-Verkaufszahlen haben im vergangenen Jahr einen historischen Einbruch erlebt. Um insgesamt 11,3 Prozent weniger Smartphones gingen 2022 über die Ladentische als noch im Jahr zuvor - so wenige wie zuletzt 2013.
Hart erwischt hat es unter anderem auch Xiaomi. Der chinesische Technologiekonzern konnte 2022 um fast 20 Prozent weniger Smartphones ausliefern als 2021. Das geht aus den Zahlen des Marktforschungsinstituts IDC hervor.
Die Sache mit den Innovationen
Die Kritik, dass Innovationen am Smartphone-Markt ausbleiben, kann Wagner nur bedingt nachvollziehen: "Viele Smartphone-Hersteller arbeiten beispielsweise an der Veränderung des Designs oder entwickeln ganz neue Modellarten, wie beispielsweise faltbare Smartphones." Die Kooperation zwischen Xiaomi und den Kameraspezialisten Leica sorge bei den Xiaomi-Smartphones beispielsweise für eine Modifikation, sagt Wagner: "Solange diese Modifikationen in der Branche stattfinden, wird es auch eine entsprechende Kaufkraft geben."
Xiaomi-Preise extrem angestiegen
Xiaomi war lange Zeit für seine günstigen und preiswerten Spitzengeräte bekannt. Wie alle Smartphone-Hersteller hat aber auch das chinesische Unternehmen die Preise in den vergangenen Jahren massiv angehoben - deutlich stärker als die Konkurrenz, wie ein Vergleich zeigt.
Das Spitzengerät von Samsung im Jahr 2019 war das Galaxy S10+, das damals zu einem Preis von 999 Euro auf den Markt kam. Das diesjährige Gegenstück Galaxy S23+ startete mit 1.199 Euro, was einer Preissteigerung von 20 Prozent gleichkommt.
Das Note 10+ kostete 1.099 Euro im Jahr 2019. Das diesjährige Gegenstück Galaxy S23 Ultra 1.399 Euro. Das ist eine Preissteigerung von etwa 27 Prozent. Bei Apple fiel der Anstieg geringer aus: Von 2019 auf 2022 ist der Startpreis des Pro-Max-Modells um 16 Prozent gestiegen.
Xiaomi stellt dies mit einer Preissteigerung von 189 Prozent in den Schatten. Das 2019er Spitzengerät in Österreich war das Xiaomi Mi 9, das ab 450 Euro zu haben war. Das diesjährige Flaggschiff, das Xiaomi 13 Pro, hatte zum Marktstart einen Preis von 1.299 Euro.
Xiaomi bietet teure, als auch günstige Geräte
Auf diesen extremen Anstieg angesprochen, verweist Wagner auf den "Drang die Geräte mit den bestmöglichen Features auszustatten", wodurch sich für die "Flagship-Varianten der Xiaomi-Smartphones auch dementsprechende Preise ergeben".
"Trotzdem versuchen wir natürlich auch gemäß unserem Motto 'Premium Technologie zum smarten Preis' mit unseren verschiedenen Versionen einzelner Serien auch Kund*innen in niedrigeren Preissegmenten anzusprechen, was uns auch sehr gut gelingt, wie beispielsweise mit dem Redmi A1 um 99 Euro", sagt der Country Manager von Xiaomi Österreich.
Die beliebtesten Xiaomi-Produkte in Europa
Smartphones sind bei Xiaomi allerdings nur ein Teil des Geschäfts. Abgesehen von den Handys habe der chinesische Technologiekonzern vor allem durch E-Scooter hierzulande große Bekanntheit erlangt, was sich auch in den Verkaufszahlen widerspiegle, erklärt Wagner: "Unsere Top-4-Produkte in Europa, abseits der Smartphones, sind E-Scooter, Wearables - vor allem das Mi Band -, Roboterstaubsauger und Luftreiniger."
Xiaomi-Elektroauto kommt 2024
Das nächste große Xiaomi-Projekt zeichnet sich bereits ab. "Geplant ist, dass 2024 das erste Elektroauto von Xiaomi in China fahren soll", so der Xiaomi-Österreich-Chef. Ob das Fahrzeug auch nach Europa kommen wird? "Erstmal gilt es die Entwicklung am heimischen Markt in China abzuwarten."
Grundsätzlich will Xiaomi gleich mehrere E-Auto-Modelle entwickeln, die auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen zugeschnitten sein sollen, wie Wagner erklärt: "Wir wollen auch im Bereich Automobilität unsere Innovationen einfließen lassen und uns als Teil des nachhaltigen Fortschritts präsentieren."