So soll ein Asteroid zur bewohnbaren Weltraumbasis werden
Der pensionierte Forscher am Unternehmen Rockwell Collins, David W. Jensen, hat unlängst ein Paper veröffentlicht, in dem er beschreibt, wie ein Asteroid zum Lebensraum für den Menschen werden könnte. Er unterteilt sein Paper in 3 Hauptkategorien: die Asteroidenauswahl, die Auswahl des Lebensraumtyps und die Missionsstrategie, um dorthin zu gelangen. Bei der Asteroidenauswahl geht es darum, welcher Asteroid der beste Kandidat für die Umwandlung in eine bewohnbare Weltraumbasis wäre. Zu den Überlegungen dazu zählen etwa, woraus der Brocken besteht, seine Entfernung zur Erde und seine Gesamtgröße.
Nach einem ausführlichen Auswahlverfahren entschied sich Jensen für den Asteroiden Atira. Der hat einen Durchmesser von rund 4,8 Kilometer und einen eigenen Mond. Dabei handle es sich nicht um den nächstgelegenen potenziellen Asteroiden, denn seine größte Annäherung betrug etwa das 80-Fache der Entfernung zum Mond. Seine Umlaufbahn in der sogenannten Goldlöckchen-Zone, also die Habitable Zone unseres Sonnensystems sei aber stabil. So könne die Temperatur des Lebensraums ebenfalls stabilisiert werden.
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Künstliche Schwerkraft nötig
Zur Art des Lebensraums untersuchte Jensen 4 gängige Typen: die „Hantel“, die Kugel, den Zylinder und den Torus. Eine Überlegung dabei war die „künstliche“ Schwerkraft, die durch die sogenannte Zentripetalkraft verursacht wird. Um die schädlichen Auswirkungen auf das Leben bei geringer Schwerkraft über einen längeren Zeitraum zu vermeiden, sei die Verwendung eines künstlichen Ersatzes erforderlich.
Um die Zentripetalkraft zu erhalten, muss sich die Weltraumbasis drehen. Atira dreht sich zwar bereits leicht, die Rotation müsse aber noch weiter angetrieben werden, um die Schwerkraft auf der Erde nachzuahmen. Jensen entschied sich für einen Torus als idealen Lebensraumtyp und stellte Berechnungen zur Gesamtmasse der Station, zur Stützung der Innenwand mit Säulen und zur Aufteilung der Bodenfläche an.
Selbstreplizierende Roboter
Um eine Station zu bauen, seien ihm zufolge jedenfalls selbstreplizierende Roboter vonnöten. Laut Jensen sei es wesentlich, fortschrittliche technische Komponenten von der Erde ins All zu schicken und Materialien auf dem Asteroiden selbst zu verwenden, um alles andere zu bauen. Jensen schlägt vor, eine Kapsel zum Asteroiden zu schicken, die 4 Spinnenroboter, die Basisstation und fortschrittliche Elektronik enthält, um weitere 3.000 Spinnenroboter zu bauen.
Sobald die Kapsel den Asteroiden erreicht, erfordere es ihm zufolge keinen weiteren Input von der Erde. Jensen schätzt, dass ein solches Programm nur 4,1 Milliarden US-Dollar kosten würde, also weit weniger als die 93 Milliarden, welche die NASA für das Apollo-Programm ausgeben will. Der Lebensraum im All würde zudem 1 Milliarde Quadratmeter Land bieten. Das sind Gesamtkosten von 4,1 US-Dollar pro Quadratmeter für den Bau von Land im Weltraum.
12 Jahre Bau
Das gesamte Bauprojekt könnte in nur 12 Jahren abgeschlossen werden, so Jensen. Bis sich der Lebensraum aber mit Luft und Wasser füllt und seine Temperatur reguliert, würde es aber noch länger dauern.
Sind Jensens Ideen auch nur teilweise realisierbar, könnte das Projekt von einem Privatunternehmen umgesetzt werden. Dennoch die Kosten würden im Rahmen der Vermögensniveaus von Jeff Bezos oder Elon Musk liegen.