China hat eine neue "künstliche Sonne"
Energie aus Kernfusion gilt als eine mögliche Lösung, wenn es um eine nachhaltige Energieerzeugung geht. Daher ist es wenig verwunderlich, dass auf diesem Gebiet intensiv geforscht wird. Denn einen einsatzfähigen Fusionsreaktor gibt es bislang nicht.
Erst kürzlich hat China einen Durchbruch bei seinem Versuchsreaktor Huanliu-3 (HL-3) vermeldet. Nun kommt die nächste Jubelmeldung: Ein privates Unternehmen in China will einen neuen Kernfusionsreaktor in Betrieb genommen haben.
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Neuer Reaktor in Betrieb genommen
Laut dem Unternehmen Energy Singularity habe der HH70-Reaktor vor einigen Tagen das erste Plasma erzeugt. Welche Temperatur dabei erreicht wurde, ist unklar. Ebenso wenig gibt es nähere Informationen zu dem Reaktor, die sich unabhängig verifizieren lassen.
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REBCO-Magnetsystem
Das magnetische System des HH70 soll jedenfalls auf einem REBCO-Supraleiter aufbauen. REBCO steht für "rare-earth barium copper oxide" - eine Verbindung aus Seltenen Erden, Barium, Kupfer und Sauerstoff.
Ein stabiles Magnetfeld ist deswegen notwendig, um das Plasma von den Wänden des Reaktors fernzuhalten. Da dieses nämlich über 100 Millionen Grad Celsius heiß ist, würde es jedes Material schmelzen und so den Reaktor zerstören.
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Unbekannter Q-Faktor
Wie hoch der Q-Faktor des HH70 ist, ist nicht bekannt. Das ist einer der wichtigsten Werte eines Fusionsreaktors. Er beschreibt, wie viel Energie für die Erhitzung des Plasmas hineingesteckt werden muss und wie viel Energie durch die Fusion wieder herauskommt.
Liegt der Faktor bei 1, wurde gleich viel Energie hinzugefügt, wie erzeugt werden konnte. Bei einem Faktor 5 ist die erzeugte Energie 5-mal größer. Energy Singularity strebt den Faktor 10 an, heißt es in einer Aussendung. Der aktuelle Rekord eines Tokamak liegt allerdings lediglich bei einem Faktor von 1,53.
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Die nächsten Schritte
Das Ziel von Energy Singularity ist, ein kommerziell einsatzfähiges Tokamak-Gerät zu bauen. Der HH70 sei bereits der erste funktionierende Fusionsreaktor, heißt es von dem Unternehmen. Die Testergebnisse aus dem HH70 sollen in das Nachfolgegerät fließen, das bereits 2027 fertiggestellt werden soll.
2030 will Energy Singularity ein komplett einsatzfähiges Fusionskraftwerk herzeigen. Dass der HH70 ein vergleichsweise kleiner und auch günstigerer Reaktor ist, soll bei der Kommerzialisierung hilfreich sein.