Dosen statt Flaschen: EU streitet mit Pfizer über Impfstoff
Weil sich aus den von Biontech/Pfizer gelieferten Impfstoffflaschen 6 statt 5 Impfstoffdosen gewinnen lassen, werden nun weniger der Durchstichflaschen, in denen sich der Impfstoff befindet, an die EU-Länder geliefert, berichtet die Financial Times. Das und Produktionsverzögerungen durch die Anpassung im belgischen Werk, wo der Impfstoff hergestellt wird, bringen laut der Zeitung die Impfstoffpläne vieler EU-Länder ins Wanken. Zumindest ein Staat soll deshalb bereits rechtliche Schritte gegen die Pharmafirmen angedroht haben.
Die Entscheidung der Pharmafirmen, weniger Durchstichflaschen auszuliefern als ursprünglich geplant, folgte auf eine entsprechende Vorgabe der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA. Die Verträge von Pfizer und Biontech mit der EU-Kommission seien über Dosen und nicht über die Anzahl der Durchstichflaschen abgeschlossen worden, heißt es dazu von Pfizer Österreich auf Anfrage der futurezone. Die EMA habe in einer mit 12. Jänner datierten aktualisierten Fachinformation zu dem Impfstoff, die Ärzte mit dem Vakzin erhalten, festgehalten, dass 6 Impfstoffdosen aus einer Durchstichflasche entnommen werden könnten, sagt eine Unternehmenssprecherin.
Spezielle Spritze
Um sicherzustellen, dass aus den Durchstichflaschen 6 Dosen extrahiert werden können, müssen die Impfstellen allerdings eine spezielle Art von Spritze verwenden, bei der das Totvolumen zwischen Spritzennabe und Nadel nicht mehr als 35 Mikroliter beträgt. Gesundheitsbehörden verweisen laut der Financial Times auf einen schwierigen Prozess.
Pfizer liefere nur den Impfstoff, das Impfzubehör müsse von den einzelnen Staaten selbstständig beschafft werden, sagt die Pfizer-Sprecherin. In Österreich sei dies auch geschehen, so dass aus einer Durchstichflasche 6 Dosen entnommen werden könnten.
Aufgrund der Änderungen beim Liefervolumen könnten sich die notwendige zweite Impfung für Leute, die Ende Dezember oder Anfang Jänner geimpft wurden, verzögern, heißt es hingegen laut der Financial Times von Behörden in mehreren europäischen Ländern. Seitens der Hamburger Gesundheitsbehörde ist von 20 Prozent weniger ausgeliefertem Impfstoff die Rede als zuvor.
Weniger Impfstoffdosen in Österreich ausgeliefert
An Österreich seien diese Woche um 5,5 Prozent weniger Impfstoffdosen geliefert worden als geplant, sagt die Pfizer-Sprecherin zur futurezone. Grund dafür seien Anpassungen in der belgischen Produktionsstätte. Einschränkungen werde es auch nächste Woche geben. Danach sollen die Auslieferungen wieder nach Plan laufen oder gesteigert werden.
Laut der Financial Times soll es am Dienstag Gespräche zwischen der EU und Pfizer gegeben haben, in denen erörtert wurde, wie sichergestellt werden könne, dass in allen Ländern 6 Dosen aus einer Durchstichflasche entnommen werden können. Auch Zeitpläne für künftige Lieferungen waren dabei Thema.
Forderungen nach harter Haltung der EU
Laut der Zeitung sollen sich einige EU-Staaten dafür ausgesprochen haben, eine harte Haltung gegenüber Pfizer und anderen Impfstoffherstellern einzunehmen. Nur so könne sichergestellt werden, dass bis zum Sommer 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung geimpft sei, wird ein Diplomat zitiert.