Kollision verhindert: ISS musste Weltraumschrott ausweichen
Am Montag wäre die Internationale Raumstation ISS fast mit einem Stück Weltraumschrott kollidiert. Wie in solchen Situationen üblich, wurde jedoch ein Ausweichmanöver rechtzeitig durchgeführt.
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Es war bereits das 2. Ausweichmanöver dieser Art binnen weniger Tage. Normalerweise werden solche Manöver nur 1 bis 2-mal im Jahr durchgeführt, wenn die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass Weltraumschrott die ISS treffen könnte.
Raumschiff brachte ISS höher
„Die ISS befindet sich heute in einer etwas höheren Umlaufbahn, nachdem das angedockte Frachtraumschiff Progress 89 am frühen Montag seine Triebwerke für 3,5 Minuten gezündet hat“, erklärte die NASA am Montag in einem Blog-Beitrag. „Das Ausweichmanöver brachte die Raumstation damit weiter von einem Satellitenteil weg, das sich der Flugbahn der Station näherte.“
Wie groß das Teil eines Satelliten genau war, verriet die NASA nicht. Bei dem Ausweichmanöver wurde die Raumstation um 500 Meter höher gebracht, wie die russische Nachrichtenagentur TASS berichtet.
Bereits 6 Tage zuvor, am 19. November, hatte Progress 89 ein solches Manöver durchführen müssen, durch das die ISS ebenfalls von einem Satellitenteil in Sicherheit gebracht wurde. Dieses stammte von einem Wettersatelliten, der sich 2015 zerlegt hatte.
Schrott im Orbit
Die ISS fliegt in einem Orbit 400 Kilometer über der Erde. Wegen der stetig wachsenden Anzahl der dort ebenfalls fliegenden Satelliten befindet sich auch immer mehr Weltraumschrott in dieser Erdumlaufbahn.
Würde ein solcher Teil die ISS treffen, könnten die Folgen des Einschlags unterschiedlich sein. Das hängt vor allem von der Größe des Objekts ab. Sehr kleine Trümmer könnten Löcher in der Außenhaut der Raumstation verursachen. Bei größeren Objekten besteht sogar die Gefahr, dass die ISS zerstört wird.
Ausweichmanöver werden allerdings nur durchgeführt, wenn ein Objekt mit mindestens 5 cm Durchmesser in einem quadratischen 50 × 50 Meter großen Bereich um die ISS erkannt wird, wie die NASA erklärt. Kleinere Teile können nämlich nicht getrackt werden.
Starlink-Satelliten
Zahlreiche Experten sagen, dass wegen der gewaltigen Zunahme an Satelliten, hauptsächlich durch Starlink, immer mehr Weltraummüll entstehe, der mit Satelliten und Raumstationen kollidieren könnte.
Jonathan McDowell, ein Experte für Weltraumobjekte, verglich die Situation 2020 mit einem Schneesturm auf der Autobahn: „Es wird immer mehr zu einer Autobahn zur Rushhour im Schneesturm, wo alle viel zu schnell fahren“, meinte McDowell gegenüber Space.com.
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Auch die NASA ist sich dem Problem bewusst: „Der erdnahe Orbit wird mittlerweile als die größte Müllhalde der Welt gesehen. Es ist teuer, Weltraumschrott aus diesem Bereich zu entfernen, weil das Problem gewaltig ist — es befinden sich dort fast 6.000 Tonnen Material“, erklärte die NASA im vergangenen Jahr.