Rekordhoch bei Methan-Emissionen: Das sind die Schuldigen
Methan ist neben CO2 das bedeutendste Treibhausgas, das die Klimakatastrophe begünstigt. In den vergangenen Jahren machten Forscherinnen und Forscher das immer deutlicher, denn auch hier ist der Mensch maßgeblich am Anstieg der Emissionen beteiligt.
Eine neue Analyse auf Basis von Satelliten-Daten und Messungen auf der Erde verdeutlicht jetzt, wie dramatisch die Situation tatsächlich ist.
Schätzungen zufolge werden jährlich ungefähr 380 Millionen Tonnen Methan durch den Menschen in die Atmosphäre gebracht. Aus natürlichen Quellen wie Mooren, Gewässern oder Permafrost stammen etwa 200 Millionen Tonnen.
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Warum ist Methan so gefährlich?
Dabei verhält sich Methan ganz anders als CO2. „Es speichert Hitze um den Faktor 28 besser als CO2“, sagt der Geoökologe Stephan Glatzel von der Uni Wien der futurezone. Damit erhitzt sich die Atmosphäre durch Methan um 90 Prozent schneller als durch CO2 – allerdings nur über eine Spanne von etwa 20 Jahren. „Ein Methanmolekül wird schneller abgebaut als ein CO2-Molekül, da der chemische Prozess einfacher und schneller geht“, erklärt Glatzel.
Die neuen Berechnungen zeigen aber, dass mehr Methan in die Atmosphäre gebracht wird, als durch die chemischen Reaktionen dort abgebaut werden kann. Tatsächlich ist die aktuelle Methankonzentration in der Atmosphäre 2,6-Mal höher als im vorindustriellen Zeitalter und hat aktuell einen Höchstwert seit mindestens 800.000 Jahren erreicht.
Landwirtschaft größter Methan-Sünder
Methan kommt natürlich auf der Erde vor, etwa auf dem Grund von Gewässern, in Mooren oder bei der Fermentation von biologischen Stoffen. Kritisch sind aber vielmehr die menschengemachten Quellen. Die Landwirtschaft ist dabei einer der größten Faktoren mit einem Anteil von 40 Prozent an den menschengemachten Methanemissionen. Häufig wird dabei über Viehzucht gesprochen, da die Tiere Methangas produzieren.
Doch ein großer Faktor ist auch der Reisanbau, der allein mehr als 30 Millionen Tonnen Methan jährlich produziert. Grund dafür ist, dass die Reisfelder geflutet werden.
„Beim Reisanbau hängt die Methanmenge stark davon ab, wie lange der Reis unter Wasser steht. Gut durchlüftete Böden bauen mehr Methan ab“, erklärt Glatzel. Mikroorganismen im Boden (methanogene Archaeen), produzieren große Mengen Methan. Andere Organismen wandeln dieses Methan mithilfe von Sauerstoff direkt im Boden zu Kohlenstoffdioxid und Wasser um, noch bevor es in die Atmosphäre entweichen kann. Da die Böden bei Reisfeldern aber durch die Wasserschicht nicht an Sauerstoff kommen, wird das Methan dort nicht abgebaut und gelangt in die Atmosphäre.
Fossilen Brennstoffen fliegt das Methan davon
Der zweite große Faktor ist die Förderung fossiler Brennstoffe wie Erdgas und Erdöl, die etwa 125 Millionen Tonnen oder einen Anteil von 34 Prozent am menschengemachten Methanausstoß ausmacht. Spricht man von Erdgas, so ist in der Regel Methangas gemeint. Das Problem entsteht hier unter anderem durch undichte Förder- und Transportmethoden. Denn ein Anteil an Methan entweicht immer in die Atmosphäre. Bei Erdgasförderung in Großbritannien konnte ermittelt werden, dass bis zu 8,1 Prozent des geförderten Methans verloren gehen.
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Der dritte große Faktor ist mit einem Anteil von knapp 20 Prozent die Abfallwirtschaft. Verrottende Müllberge, in denen Bioabfälle zerfallen und dabei entstehendes Methangas einfach an die Atmosphäre abgeben, haben verheerende Auswirkungen. Daher ist die Mülltrennung essenziell, da Bio-Abfälle gesondert gelagert werden können und das Methan abgefangen und weiterverwertet werden kann, etwa als Treibstoff.
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Katastrophenszenario: 3 Grad mehr bis Ende des Jahrhunderts
Es gibt aktuell keine Möglichkeit, Methan direkt aus der Atmosphäre zu filtern. Ohne eine Intervention an den Problemherden halten es pessimistische Schätzungen für möglich, dass die globale Erwärmung bis Ende des Jahrhunderts mehr als 3 Grad Celsius erreicht.
Laut der Initiative Global Methane Pledge, der 158 Länder (auch Österreich) angehören, ist es am einfachsten, den Methanausstoß bei fossilen Brennstoffen zu verhindern. Technologie für verlustfreien Transport und das schnelle Entdecken von Methan-Lecks, etwa durch bessere Satellitendaten, können hier auch kostengünstig und kurzfristig helfen, den Ausstoß zu reduzieren.
Politik bei Abfallmanagement und Landwirtschaft gefragt
Abfallmanagement ist ein größeres Problem, da in vielen Regionen eine komplette Umstellung der Müllsammlung und -verarbeitung nötig ist. Das ist auch ein politisches Problem, denn Regierungen müssten die Problematik nicht nur erkennen, sondern auch entsprechende Gesetze vorantreiben, um den Methanausstoß durch Müll zu reduzieren.
Ähnlich herausfordernd ist der Landwirtschaftssektor. Da Viehzucht ein großer Faktor beim Methanausstoß ist und 32 Prozent der globalen menschengemachten Emissionen ausmacht, liegt es auf der Hand, dass mit einem reduzierten Verzehr tierischer Produkte ein Rückgang dieser Emissionen erreicht werden könnte.
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Im Falle von Reis gibt es Möglichkeiten, das Wasser auf den Feldern etwa mit Bakterien oder Sulfaten anzureichern, die chemische Prozesse in Gang setzen, durch die die Methanproduktion gebremst wird. Auch alternative Bewässerungsmethoden werden erforscht. Dadurch entstehen aber zusätzliche Kosten, die Landwirte ohne Anreiz durch Subventionen kaum bereit sind zu tragen. Vietnam hat daher 2022 Maßnahmen ergriffen, um emissionsärmere Methoden für den Reisanbau zu entwickeln.
Deutlich wird also, dass wie beim CO2-Ausstoß auch die Methan-Reduktion eine politische Frage ist. Da Methan aber kurzfristig deutlich stärkere Auswirkungen zeigt als CO2, ist die Dringlichkeit zu handeln hoch.