Wärmebatterie soll Haushalte gasfrei machen
Derzeit wird in ganz Europa nach Wegen gesucht, wie man „raus aus dem russischen Gas“ zur Realität machen könnte. In Österreich arbeitet etwa eine oberösterreichische Firma daran, wie man aus einer Heimbiogasanlage Wärme für den eigenen Hauhalt machen kann. In den Niederlanden arbeitet ein Spin-Off aus einem Konsortium der Technischen Universität in Eindhoven (TNO) an einer Lösung des Problems. Anders als bei einer Heimbiogasanlage geht es dabei darum, eine Wärmebatterie für Haushalte zu produzieren, die Abwärme aus der Nähe speichern kann.
Wasser und Salzhydrate als Basis
Das Start-up Cellcius macht bei seiner Idee recht gute Fortschritte. So gute, dass ab 2023 die ersten Protoypen in niederländischen Haushalten getestet werden. Doch wie funktioniert diese neuartige Wärmebatterie? Dabei kommt ein chemisches Verfahren mit Wasser und Salzhydraten zum Einsatz, bei dem es um die Freisetzung und Speicherung von Wärme geht. Wärmeenergie wird so lange im Salzhydrat gespeichert, bis Wasser hinzugefügt wird. Und umgekehrt funktioniert es auch: Wenn man Wärme hinzugibt, geben die Salzkristalle Wasserdampf ab und verkleinern sich.
Das Prinzip klingt einfach, doch es war für die Forscher*innen rund um den TU-Professor Olaf Adan dennoch nicht einfach, das Verfahren zu entwickeln. So musste man erst einmal drauf kommen, welche Salzhydrate geeignet sind. Eingesetzt wird nun Kaliumkarbonat.
Prototyp mit Boiler und Wärmetauscher
Insgesamt arbeiten die Forscher*innen schon mehr als 12 Jahre an der Idee, die sich immer mehr zum Produkt entwickelt. Entstanden ist ein fertiger Kasten, in dem Wärmetauscher, Ventilator, Boiler und Kondensator verbaut sind und der reichen soll, um einen vierköpfigen Haushalt eine halbe Woche lang mit Wärme zu versorgen.
Weil es natürlich nicht überall Abwärme in unmittelbarer Nähe gibt, die man anzapfen kann, wird nun bei den ersten Tests mit der Saudi Basic Industries Corporation am Chemelot Campus in Sittard-Geleen eine "Wärmewiederaufladestation" eingesetzt. Danach wird die Abwärme über Rohre in die Wärmespeicher-Kästen transportiert, um dann Haushalte mit der Wärme zu versorgen.
Ab 2023 wird der Prototyp direkt in niederländischen Haushalten getestet. "Derzeit sieht der Prototyp noch sehr einfach aus, aber mit der existierenden, reifen Technologie konnten wir so unser Konzept demonstrieren", so Adan.
Die Forscher*innen sind sich auch keineswegs sicher, ob sich ihre Idee im Alltag wirklich gut einsetzen lässt. Adan gibt sich in einer Aussendung der TU Eindhoven vorsichtig: "Wir haben schon viele Technologien mit großartigem Potenzial gesehen, aus denen nichts geworden ist.“