“Cyberwaffe”: Experten warnen vor App der Weltklimakonferenz
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Westliche Sicherheitsberater*innen warnen vor der offiziellen App der Weltklimakonferenz COP27, die noch bis 18. November im ägyptischen Badeort Sharm El-Sheikh stattfindet. Eigentlich sollte sie delegierten Personen die Teilnahme an der Konferenz erleichtern, laut den Expert*innen dürfte sie aber zur Überwachung eingesetzt werden. Die App wurde vom ägyptischen Ministerium für Kommunikation und Informationstechnologie entwickelt.
Laut den Sicherheitsexpert*innen verschaffe sie Regierungsmitgliedern den Zugang zu den Mobilgeräten der Konferenz-Besucher*innen. So könnten die Geräte heimlich durchsucht werden.
Auch verschlüsselte Nachrichten angreifbar
Laut dem Online-Portal Politico fordere die Anwendung auffällig viele Berechtigungen. Konkret könnten diese missbraucht werden, um private E-Mails, Nachrichten und Telefongespräche zu überwachen. Auf Handys mit dem Android-Betriebssystem von Google hat die App die Befugnis, die Gespräche der Nutzer*innen etwa auch dann mitzuhören, wenn das Gerät im Ruhezustand ist. Auch die Standorte von Personen könnten über die integrierten GPS- und WLAN-Technologien der Smartphones verfolgt werden.
Neben E-Mails und SMS könnten auch verschlüsselte Nachrichten, etwa über WhatsApp, angreifbar sein. Den internationalen Entsandten wird daher abgeraten, die mobile App zu nutzen. Die iOS-Version wurde von den Sicherheitsforscher*innen nicht überprüft.
Überwachungsinstrument, um Teilnehmer zu verfolgen
Laut Marwa Fatafta, Leiterin der Abteilung für digitale Rechte für den Nahen Osten und Nordafrika der Bürgerrechtsorganisation Access Now sei die App ein Überwachungsinstrument, das von den ägyptischen Behörden als Waffe eingesetzt werden könnte, „um Aktivisten, Regierungsdelegierte und alle Teilnehmer der COP27 zu verfolgen“. Ein weiterer Sicherheitsexperte, der anonym bleiben will, hat die App ebenfalls untersucht und sie als „Cyberwaffe“ bezeichnet.
Laut Google würde das Programm nach einer Überprüfung nicht gegen die Richtlinien des Google Play Stores verstoßen. Beweise, dass etwa E-Mails von Nutzer*innen ausgelesen würden, habe man jedenfalls nicht finden können. Zur iOS-Version der App wollte sich Apple nicht äußern. Auch eine Stellungnahme vonseiten der ägyptischen Regierung blieb bisher aus.
Tausende Downloads der App
Laut dem Bericht hätten bereits Tausende Besucher*innen aus unterschiedlichen Ländern die App heruntergeladen.
Unter anderem bereits vertreten waren der französische Präsident Emmanuel Macron, der neue britische Premierminister Rishi Sunak oder der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz.
Kommentare