Google und Apple tracken Corona-Infizierte gemeinsam
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Was das Österreichische Rote Kreuz mit seiner "Stopp Corona"-App vorgemacht hat, wollen Apple und Google nun global auf die Beine stellen. Um Corona-Infektionen besser nachverfolgen und Betroffene warnen zu können, werden die beiden Konzerne gemeinsame Schnittstellen veröffentlichen. Diese funktionieren plattformübergreifend auf Android-Smartphones und iPhones und ermöglichen, dass Kontakte zwischen Nutzern automatisch getrackt werden können.
Android-Handys und iPhones
Wie bei der "Stopp Corona"-App sollen Personen, die mit Infizierten in Kontakt waren, automatisch benachrichtigt werden - eine Funktion, die aufgrund von Bluetooth-Beschränkungen in Apples Betriebssystem auf iPhones derzeit allerdings nur begrenzt funktioniert. Genau diese Restriktionen wollen Apple und Google gemeinsam aus der Welt schaffen. Im Mai werden entsprechende Schnittstellen veröffentlicht, die von Gesundheits-Apps wie der des Roten Kreuzes zum Tracking benötigt werden.
Neben diesen Programmierschnittstellen wollen beide Konzerne aber auch eine gemeinsame Lösung entwickeln und direkt in ihren Betriebssystemen implementieren, mit denen die automatische Speicherung von Kontakten abgewickelt wird. Diese soll Bluetooth-basiert sein und ebenfalls zwischen Android- und iOS-Nutzern funktionieren. Durch die Integration im System soll das Tracking Akku-schonend umgesetzt werden.
Fokus auf Privatsphäre
Neben der generellen Freiwilligkeit des Systems haben Google und Apple versichert, dass die Privatsphäre gewahrt bleiben soll. Das Konzept sieht vor, dass Smartphones unabhängig vom verwendeten Betriebssystem temporäre Identifikationsnummern austauschen können, so dass die Privatsphäre der Anwender gewahrt bleibt. Damit ähnelt das Konzept der beiden Konzerne dem Ansatz der paneuropäischen Initiative PEPP-PT, die von 130 Wissenschaftern und Entwicklern aus acht europäischen Ländern vorgestellt wurde.
Apple und Google wollen die Kontaktdaten aber nur auf den Smartphones der Anwender speichern, nicht auf einem zentralen Server. Erst wenn jemand mit Covid-19 positiv getestet wurde, werde die Information an einen Server übertragen. Auch hierzu muss der Betroffene zustimmen. Die Liste der anonymisierten IDs der Erkrankten wird in regelmäßigem Abstand vom eigenen Telefon überprüft. Falls man Kontakt mit einer infizierten Person hatte, erhält man eine Nachricht.
Source Code wird veröffentlicht
Die Konzerne haben angekündigt, den gemeinsamen Programmcode zur freien Einsicht zu veröffentlichen, um möglichst viel Vertrauen zu schaffen. Im Rahmen des Projekts werden laut Google und Apple keine Benutzer identifiziert und keine Ortungsdaten verwendet. "Google und Apple sehen nicht, wer krank oder wer gesund ist."
Die Liste der ID-Nummern der Leute, die man getroffen habe, verlasse nicht das Gerät, solange man dies nicht explizit zulasse. Die Bluetooth-IDs sollen dabei alle 15 Minuten geändert werden, um ein umfassendes Tracking der Personen technisch unmöglich zu machen. Google und Apple könnten die Funktionalität in den Betriebssystemen auch wieder deaktivieren, wenn sie in bestimmten Regionen der Welt nicht mehr benötigt werde.
"Gemeinsam an Lösung arbeiten"
"Wir alle bei Apple und Google glauben, dass es nie einen wichtigeren Moment gegeben hat, um gemeinsam an der Lösung eines der dringendsten Probleme der Welt zu arbeiten", heißt es in der Erklärung. "Durch eine enge Zusammenarbeit und Kooperation mit Entwicklern, Regierungen und öffentlichen Dienstleistern im Gesundheitswesen hoffen wir, die Kraft der Technologie nutzen zu können, um Ländern auf der ganzen Welt zu helfen, die Ausbreitung von Covid-19 zu verlangsamen und die Rückkehr in den Alltag zu beschleunigen."
Anwender, die von der Initiative von Google und Apple profitieren wollen, müssen dafür das Betriebssystem aktualisieren. Google erklärte, man werde Android-Geräte ab der Version Marshmallow (Android 6) unterstützen. Apple sagte, man werde dafür sorgen, dass sämtliche iOS-Geräte mit einem entsprechenden Update versorgt würden.
Kommentare