AT&S produziert u. a. in Leoben, Steiermark.

AT&S produziert u. a. in Leoben, Steiermark.

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Das sind die 4 Mikrochip-Hotspots in Europa

Ohne Mikrochips geht nichts. Sie sind in so ziemlich jedem strombetriebenen Gerät, von der elektrischen Zahnbürste über Computer und Smartphones, bis zu Pkw, Flugzeugen und Satelliten.

„Wer die Mikrochips kontrolliert, kontrolliert die Welt“ ist ein Spruch, den man mittlerweile nicht nur auf Industriemessen hört, sondern auch von geopolitischen Analysten. Umso besorgniserregender ist das derzeit steigende Interesse von China an Taiwan. Schließlich werden in Taiwan mehr als 50 Prozent aller Mikrochips weltweit hergestellt – dank des taiwanischen Unternehmens TSMC.

Wie schnell die globale Wirtschaft aus den Fugen gerät, wenn der Chip-Nachschub stockt, hat die „Chipkrise“ zwischen 2020 und 2022 gezeigt. Durch die Covid-Pandemie standen Halbleiter-Fabriken in Asien still. 169 Branchen waren in der Folge betroffen. Die Preise für Elektronik stiegen, medizinische Geräte wurden knapp und Pkw-Hersteller mussten teilweise die Produktion einstellen.

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Die EU hat daraufhin beschlossen, die Chip-Herstellung anzukurbeln. Von derzeit 10 Prozent der weltweiten Produktion will man bis 2030 auf 20 Prozent erhöhen. Die EU will Fördergelder für die Initiative „Chips für Europa“ bereitstellen, ebenso wie die Mitgliedsstaaten. Auch ausländische Konzerne sollen durch die Ballung von Wissen und Infrastruktur sowie Förderungen Anreize bekommen, Fabriken in Europa aufzubauen.

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Heiße Kandidaten für Aus-, Zu- und Neubauten in diesem Bereich sind 4 Standorte, die als die Mikrochip-Hotspots in Europa gelten: Grenoble, Leoben, Löwen und Sachsen.

Frankreich

In Grenoble, Frankreich befindet sich das CEA-Leti, ein renommiertes Forschungsinstitut für Mikroelektronik und Nanotechnologie. 1.700 Erfindungen in diesen Bereichen werden dort verwaltet.

Derzeit entsteht eine neue Chipfabrik in der Nähe von Grenoble – das Projekt ist 5,7 Milliarden Euro schwer. Es ist eine Kooperation des europäischen Herstellers STMicroelectronics und des US-Herstellers Globalfoundries. 2026 soll die volle Produktionskapazität erreicht werden.

Dazu kommen viele Start-ups, bedingt durch die Dichte an Forschungseinrichtung und Technologie-Unternehmen. Seit dem Jahr 2000 sind 670 Start-ups in Grenoble entstanden.

Halbleiter, Leiterplatte und IC-Substrate

Halbleiter: Ihre elektrische Leitfähigkeit liegt zwischen denen von Leitern und Nichtleitern. Der bekannteste Halbleiter ist Silicium. Halbleiter sind der Grundbestandteil von Mikrochips, weshalb die Begriffe oft synonym genutzt werden. Ein Halbleiterhersteller produziert also Mikrochips und damit verwandte Produkte. Die Entwicklung und Herstellung von Mikrochips ist sehr komplex.

Leiterplatte: Die Leiterplatte ist der Träger, auf dem die verschiedenen Komponenten montiert werden. Eine klassische Leiterplatte ist das Motherboard des Computers. Leiterplatten finden sich aber in nahezu allen elektronischen Geräten in verschiedenen Größen und Formen.

IC-Substrate: Diese Schicht liegt zwischen der Leiterplatte und den Chips. Chips haben eine Nanometerstruktur, Leiterplatten eine Mikrometerstruktur. Die IC-Substrate fungieren als „Übersetzer“. Sie ersetzen die alte Verbindungsmethode, bei denen die Chips seitlich mit Drähten mit den Leiterbahnen der Leiterplatte verbunden wurden. Dadurch wird Platz gespart und Geräte können kleiner gebaut werden (Miniaturisierung).

Substrat-ähnliche Leiterplatten: Sind Leiterplatten, mit feineren Mikrometerstrukturen und mehr Anschlüssen als herkömmliche Leiterplatten. Sie ermöglichen „Packaging“ – das Zusammenfassen von Chips und anderer Komponenten in ein Gehäuse. Der kleinere Formfaktor wird etwa für Wearables und Internet-der-Dinge-Anwendungen genutzt.

Österreich

Österreichs Mikrochip-Cluster erstreckt sich über Kärnten und die Steiermark. Der deutsche Halbleiterhersteller Infineon hat 2021 sein ausgebautes Werk in Villach in Betrieb genommen: Das Projekt kostet 1,6 Milliarden Euro.

In Leoben ist AT&S beheimatet. Das österreichische Unternehmen gehört zu den führenden Herstellern von Leiterplatten und spezialisierten Komponenten, die u. a. in Smartphones, Pkw und Medizintechnik eingesetzt werden. Hier wird gerade das „Werk 3“ errichtet. „Wir investieren in Leoben gegenwärtig etwa 500 Millionen Euro in ein R&D-Center für IC-Substrat- und Packaging-Technologien. Hier entsteht ein für Europa und die westliche Welt bisher einzigartiges Entwicklungs- und Produktionszentrum für Verbindungstechnologien und Substrate im technologischen High-End-Bereich für Hochleistungs-Mikroprozessoren“, sagt Andreas Gerstenmayer, CEO von AT&S.

Belgien

Löwen in Belgien ist das Zuhause des Interuniversity Microelectronics Centre (Imec). Mit nach eigenen Angaben 5.000 Expert*innen ist es eines der größten Forschungsinstitute Europas für Mikroelektronik. Imec und Leti sollen zusammen eine Schlüsselrolle bei den EU-Plänen spielen. Bis zu 1,5 Milliarden Euro soll Imec für die Entwicklung von Mikrochip-Produktionslinien und Prototypen solcher Anlagen erhalten.

Deutschland

In Deutschland konzentriert sich die Halbleiter-Industrie in Sachsen. Hier gibt es Werke von Infineon, X-Fab, Bosch und Globalfoundries. Infineon investiert außerdem in ein neues Werk, 5 Milliarden Euro fließen in das Projekt. TSMC will nächstes Jahr mit dem Bau einer 10 Milliarden Euro teuren Fertigungsanlage beginnen.

Noch größer ist das Projekt des US-Unternehmens Intel. Mehr als 30 Milliarden Euro sollen in ein „Mega-Halbleiterwerk“ gesteckt werden. Allerdings wird das nicht in Sachsen, sondern im Nachbar-Bundesland Sachsen-Anhalt gebaut.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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