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Google hält seinen Chatbot LaMDA hinter verschlossenen Türen zurück, solange ChatGPT nicht zu einem ernsthaften Konkurrenten am Gebiet der Künstlichen Intelligenz wird.

© REUTERS / PETER DASILVA

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Warum Google LaMDA zurückhält, während ChatGPT floriert

Der Chatbot ChatGPT von OpenAI hat in den vergangenen Tagen für viel Furore gesorgt. Das Konversationsprogramm antwortet elaboriert auf Fragen von Nutzer*innen, erstellt auf Wunsch ganze Abhandlungen über verschiedenste Themen und schreibt sogar Code für Software. Expert*innen auf dem Gebiet maschinelles Lernen sind der Auffassung, dass ChatGPT einen großen Sprung in der KI-Entwicklung darstellt. Gleichzeitig sind viele überzeugt, dass es ein Programm gibt, dass eigentlich noch besser sein sollte: LaMDA.

Furcht vor Rufschädigung

Das Language Model for Dialogue Applications wird von Google seit Jahren entwickelt. In das öffentliche Licht gerückt ist das Programm vor allem vor einigen Monaten, als ein Techniker, der daran arbeitete, öffentlich behauptete, LaMDA habe ein Bewusstsein entwickelt. Dass die Software eine Art digitalisiertes, intelligentes Wesen ist, wurde von mehreren Seiten heftig bestritten. Die Fähigkeiten des Programmes sollen allerdings noch eine Stufe weiter gehen als jene von ChatGPT. Warum bleibt LaMDA allerdings unter Verschluss, während ChatGPT bereits öffentlich genutzt werden kann?

Es liege vor allem an der Vorsicht von Google, schreibt Big Technology. Der Konzern will einerseits um jeden Preis verhindern, dass LaMDA auf irgendeine Weise seinen Ruf schädigen könnte. Wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat, können Chatbots durchaus eine Art Eigenleben entwickeln und von Anwender*innen beeinflusst werden. Noch wichtiger für Google soll jedoch eine andere Frage sein: Wie würde sich LaMDA auf das Geschäftsmodell des Unternehmens auswirken?

Passt nicht ins Geschäftsmodell

Bei Google herrsche diesbezüglich ein "Innovators Dilemma". Man hat etwas Bahnbrechendes entwickelt, kann es aber nicht verwerten. Ein Chatbot würde das Suchmaschinen- und Werbegeschäft von Google stark beeinträchtigen. Wenn man einem Chatbot etwa eine Frage stellt und diese dann ausführlich beantwortet wird, welchen Grund gibt es dann noch, auf Werbeanzeigen zu klicken und verschiedenste Links in einer Liste an Suchergebnissen aufzurufen?

Solange Google keine Antwort darauf gefunden hat, wie sich LaMDA in sein Geschäft integrieren lasse, könnte es zurückgehalten werden. Ausgewählten Entwickler*innen lässt Google zwar bereits mit LaMDA arbeiten, einen komplett öffentlichen Zugang dazu gibt es aber noch nicht.

Im Notfall auf der Überholspur

Durch den Erfolg von ChatGPT könnte sich Google dazu entschließen, LaMDA doch früher als geplant zu öffnen, heißt es in der Branche. Solch einen Schritt werde Google allerdings nur machen, wenn ChatGPT zu einer ernsthaften Bedrohung wird.

Derzeit greift der Chatbot von OpenAI auf einen Datenschatz zu, der nur bis zum Jahr 2021 reicht. Er greift außerdem nicht auf Echtzeit-Daten aus dem Internet zu. Sollte das jemals passieren, könnte Google den Chatbot als Konkurrenten wahrnehmen. "Wenn ChatGPT oder irgendein anderes Produkt jemals eine echte Bedrohung wären, würde Google die bittere Pille schlucken und LaMDA veröffentlichen", meint etwa Blake Lemoine, jener ehemalige Google-Entwickler, der LaMDA ein Bewusstsein attestierte. "Und dann würde es ChatGPT alt aussehen lassen."

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