Symbolbild: Ein Windpark in Brandenburg

Symbolbild: Ein Windpark in Brandenburg

© APA/dpa/Patrick Pleul

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365 Meter: Höchstes Windrad der Welt für Deutschland

Wie gewinnt man mehr Energie aus dem Wind? Die derzeit gängige Methode ist, Windräder größer zu bauen – also die Länge der Rotorblätter zu erhöhen. Ein anderer Ansatz ist Windräder höher zu bauen – viel höher.

Die größten Windturbinen der Welt haben eine Nabenhöhe von etwa 150 Meter. Das ist die Stelle, an der der Rotor angebracht ist. Für das neue Windrad soll sich die Nabenhöhe verdoppeln, berichtet SZ.

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Größter Windmessmast der Welt

Die Idee dazu hatte der deutsche Ingenieur Horst Bendix schon Ende der 90er-Jahre. Seine Annahme: In größeren Höhen könne mit einem Windrad die doppelte Menge an Energie gewonnen werden.

Um diese Theorie zu überprüfen, hat das Unternehmen Gicon im Vorjahr den höchsten Windmessmast der Welt aufgestellt. Dieser hat eine Höhe von 300 Metern und überblickt den Windpark Klettwitz. Um ein Gefühl für die Höhe zu bekommen, kann man sich die Panorama-Webcam-Bilder auf dieser Website ansehen. Die normalen Windräder sehen gerade zu winzig aus dieser Höhe aus.

Die Daten des Windmessturms seien sehr positiv und hätten sogar die Erwartungen übertroffen, berichtet Gicon. Prognosen zufolge würde man mit 300 Meter Nabenhöhe um 60 bis 70 Prozent mehr Energieausbeute erzielen als mit derselben Onshore-Turbine, die in herkömmlicher Höhe errichtet werden würde.

Teleskop-Turm fährt in die Höhe

Eine spezielle Turbine soll dabei nicht zum Einsatz kommen. Das Konzept sieht vor, dass normale Onshore-Windturbinen genutzt werden, die sonst eben nicht mal halb so hoch montiert werden. Dadurch gebe man potenziellen Kunden die Flexibilität, ihre eigenen bzw. Wunschturbinen zu installieren. Weil außerdem auf eine Turbinen-Spezialkonstruktion verzichtet wird, würde das die Baukosten reduzieren.

Speziell ist dafür der Turmbau: Es gibt nämlich keinen Kran, der bis in 300 Meter Höhe kommt. Die Konstruktion ist deshalb ein Teleskop-Turm. Der besteht aus einem äußeren Gerüst und einem inneren Turm. Sind beide fertig gebaut, wird der innere Turm an die Spitze des äußeren Turms hochgeschoben und dort befestigt. Wie das funktionieren soll, zeigt dieses Video von Gicon:

Das höchste Windrad der Welt soll in Brandenburg stehen

Eine erste Pilotanlage soll in Brandenburg entstehen. Noch wird auf fehlende Genehmigungen gewartet. Sind diese erteilt und das Windrad aufgebaut, soll es eine Gesamthöhe von 365 Metern haben (Boden bis Rotorspitze) und damit das höchste Windrad der Welt sein. Die Gesamtkosten, inklusive Entwicklung und Errichtung, wurden mit 20 bis 30 Millionen Euro berechnet.

Wenn es steht, soll das Windrad mehr als 20 Jahre Strom produzieren. Dabei soll es aber nicht bleiben: Der Plan sieht vor, in den nächsten 10 Jahren 1.000 dieser Höhenwindräder in Deutschland zu bauen. Diese könnten dann 5 Prozent des gesamten Strombedarfs des Landes decken.

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Zweite Etage für Windfarmen

Damit sich das in 10 Jahren ausgeht, müsse der bürokratische Aufwand reduziert werden. Deshalb sollen die Höhenwindräder primär in bereits bestehenden Windparks aufgebaut werden. Das würde die Windfarmen quasi um eine zweite Etage erweitern. Anstatt 7 bis 8 Jahre auf eine Genehmigung zu warten, würde das dann nur ein bis 2 Jahre dauern.

Neben Deutschland interessieren sich auch andere Länder für die Höhenwindräder. Dazu sollen Brasilien, Malaysia, Saudi-Arabien und die Türkei gehören.

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