Amazon-Lieferant

Amazon-Lieferant*innen haben immer wieder Probleme mit Hunden

© REUTERS / BRENDAN MCDERMID

Digital Life

Vorsicht vor vermeintlichen "Hammerpreisen" beim Amazon Prime Day

Am 11. und 12. Juli 2023 veranstaltet Amazon seinen Prime Day. Der Prime Day ist ein Angebot von Amazon für Prime-Kund*innen mit exklusiven Angeboten. Das Event wurde am 15. Juli 2015 ins Leben gerufen, um den 20. Geburtstag von Amazon zu feiern. Seither wiederholt Amazon das Event in regelmäßigen Abständen.

Neben hauseigenen Produkten - etwa Fire-TV-Geräte, Echo-Lautsprecher oder Kindle-E-Reader - gibt es Rabatte quer durch das Sortiment. Das gilt auch für Filme und Serien. Alle Angebote können Prime-Kund*innen ab 11. Juli hier erkunden. Es sind auf jeden Fall dieses Jahr auch wieder eine Smart TVs dabei sowie Beamer und Handy-Zubehör.

Angebote auf Vergleichsportalen überprüfen

Überstürzen sollten Kund*innen aber nichts, denn oft entpuppen sich vermeintliche Schnäppchen als gar nicht so billig. Denn - wie Verbraucherschützer seit längerem warnen - werden als Vergleichsgrundlage für die "Hammerpreise" oft die unverbindlichen Preisempfehlungen (UVP) der Hersteller herangezogen. Gegenüber aktuellen Marktpreisen sind die Angebote manchmal alles andere als günstig. Deshalb empfiehlt es sich in jedem Fall Preisvergleichsportale wie geizhals.at oder idealo.at vor dem Kauf zu Rate zu ziehen. So manches "Schnäppchen" ist etwa schon ein paar Jahre auf den Markt und der Preis ist gar nicht so günstig wie er auf den ersten Blick wirkt.

Browser-Erweiterung überwacht veränderte Preise

Nicht selten werden die Preise auch kurz vor den Aktionstagen hinaufgesetzt, sodass die Aktionsangebote plötzlich unglaublich günstig erscheinen. Abhilfe bietet etwa die Browsererweiterung Keepa, die detaillierte Preisentwicklungen für über 1.900 Amazon-Produkte anzeigt. Im November 2022 eurde sie noch einmal deutlich verbessert. Die Browsererweiterung funktioniert auch bei Amazon-Prime-Angeboten. Hier kann man sich auch Warnungen zuschicken lassen.

Von Blitzangeboten nicht stressen lassen

Auch von den Blitzangeboten, die nach einer bestimmten Zeit ablaufen, sollte man sich nicht drängen lassen. Diese Angebote sind da, um Zeitdruck zu erzeugen. Oft sind sie nur ein paar Stunden verfügbar. Die Anzeige wird mit einer ablaufenden Uhr verstärkt. Auch zeigt ein Balken, wie viel des Produktkontingents schon vergriffen ist. Durch die künstliche Verknappung und Aufforderungen, wie etwa „jetzt schnell zuschlagen“, wird man jedoch oft verleitet, spontan etwas zu kaufen, das man nicht braucht.

Sinnvoller ist es, sich bereits vorher zu überlegen, welche Produkte man wirklich braucht, um nicht nachher mit Produkten dazustehen, zu deren Kauf man durch "Psychotricks" verleitet wurde und mit denen man wenig anzufangen weiß.

Frustkaufen

Dinge, mit denen man am Ende wenig anzufangen weiß, gibt es beim Prime Day viele. Wer sich auf der Amazon-Website durch die Angebote scrollt, müsse sich laut Daniela Zimmer von der Konsumentenpolitik der Arbeiterkammer immer wieder bremsen, um nicht einfach Dinge zu bestellen, nur damit man etwas gekauft hat. Sonst könnte man ja das Gefühl bekommen, die investierte Zeit sei "vergeudet" gewesen. Das führt nicht selten zu Frustkäufen. 

Amazon verstärkt den Zeitaufwand und damit den Druck etwas zu kaufen, indem etwa auf der Webseite nur 6 Angebote gleichzeitig gezeigt werden. Um alle zu sehen, muss man mehrere Tausend Mal weiterklicken. Anstatt planlos herumzuklicken, sollte gezielt mit der Suchfunktion auf der Amazon-Seite nach Waren Ausschau gehalten werden, die man kaufen möchte.

„Wer etwas Hochpreisiges erwerben will, sollte sich Zeit nehmen. Es gibt oft erhebliche Preisreduktionen außerhalb von Aktionstagen“, sagt Zimmer. Sie empfiehlt statt des Prime Days sogenannte Preisagenten. Sie werden von vielen Preisvergleichsportalen angeboten und beobachten ein gewünschtes Produkt. Sobald es billiger angeboten wird, schlagen sie Alarm.

Produkte nach Erhalt auf Funktionen überprüfen

Bei Smartphones oder Smartwatches gibt es noch eine Besonderheit: Da werden von Händlern manchmal Produkte vergünstigt angeboten, die nicht für den österreichischen Markt bestimmt sind. Manche Funktionen könnten dann nicht wie gewohnt funktionieren.

Leider wird dies bei den Angeboten nicht extra ausgewiesen, weshalb man als Kund*in keine Chance hat, das vorab festzustellen. Einen besonderen Augenmerk sollte man nach Erhalt der Ware bei Produkten auf ihre Funktionen richten und durchtesten, ob diese wie gewünscht funktionieren, empfiehlt teltarif.de, die das anhand eines Samsung-Smartphones überprüft haben. Ist das nicht der Fall, muss man das Produkt zurücksenden.

Einen Hinweis, dass ein Produkt nicht für den österreichischen Markt bestimmt sein könnte, gibt es lediglich durch falsche Stromstecker, etwa 110 Volt statt 230 Volt, oder bei Angaben, dass Adapter für die Nutzung benötigt werden.

Widerrufsrecht

Wer mit einem Produkt am Ende so gar nicht zufrieden ist, kann es nach dem Widerrufsrecht 30 Tage lang zurückschicken. Im Interesse der Umwelt ist es aber sinnvoller, sich vorher zu überlegen, ob man Produkte wirklich braucht. Das Widerrufsrecht gilt nicht für alle Produktkategorien. Tickets oder speziell gefertigte Produkte sind etwa davon ausgenommen.

Abo-Falle

Bei Diensten wie etwa Amazon Music werden etwa Probe-Abos für Prime-Kund*innen angeboten.Gelockt wird mit einem 30-Tage-Probezeitraum, der anschließend in eine Mitgliedschaft übergeht. Wer diesen Probezeitraum verpasst und das Abo nicht rechtzeitig abbestellt, muss die normalen Konditionen zahlen.

Fake Reviews

In Acht nehmen sollten sich Teilnehmer*innen des Prime Day vor Fake Reviews. Amazon versucht zwar, rigoros dagegen vorzugehen, sie vollkommen zu verhindern, ist allerdings nicht möglich. Für Käufer*innen ist es grundsätzlich ratsam, bei Produkten mit einer sehr hohen Anzahl an 5-Sterne-Bewertungen zumindest skeptisch zu sein.

Phishing

Den Kaufrausch rund um die Amazon-Aktionstage wollen Cyberkriminelle für sich nutzen. Über gefälschte Login-Seiten, die der echten Amazon-Seite täuschend ähnlich sehen, haben sie es ua. auf Kreditkartendaten abgesehen. Verhindern lässt sich das etwa, in dem man die Amazon-Website selbstständig ansurft und nicht auf Links in E-Mails klickt, die zu angeblichen Angeboten führen.

Gefälschte Versandbestätigungen

Die Gefahren für Konsument*innen sind aber mit den Aktionstagen nicht vorbei. Mit gefälschten Versandbestätigungen per E-Mail, die Word-Dateien oder Links zu infizierten Websites enthalten, versuchen Cyberkriminelle nach dem Prime Day Schadsoftware auf die Rechner von Amazon-Nutzer*innen zu schleusen.

Wer also nichts gekauft hat, aber merkwürdige E-Mails erhält, sollte besonders vorsichtig sein und die mitgeschickten Anhänge auf gar keinen Fall öffnen. Auch hier geht es darum, Daten zu stehlen.

Wer sich nicht sicher ist, ob das Mail echt ist, sollte im Browser die Amazon-Adresse händisch eingeben und bei "Meine Bestellungen" den Status überprüfen. Dort sind üblicherweise auch die Tracking-Nummern der Sendungen zu finden, mit denen man dann bei den jeweiligen Anbietern den Sendestatus abrufen kann.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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