Riesige Antonow An-225 bei Angriff zerstört: "Wir bauen eine neue"
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Das in der Ukraine stationierte größte Frachtflugzeug der Welt, die Antonow An-225 Mrija, wurde laut Angaben der ukrainischen Regierung zerstört. Das teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag im Rahmen einer Pressekonferenz mit. Auch auf dem offiziellen Twitter-Account der Ukraine wurde die Zerstörung bekannt gegeben.
Gleichzeitig kündigte man an, das die Zerstörung nicht hinnehmen zu wollen. “Wir bauen eine neue”, sagte Selenskyj bei der Pressekonferenz gegen Ende dieses Videos.
Die Mrija war auf dem Antonow-Werksflughafen Hostomel von Antonow Airlines nahe der Hauptstadt Kiew stationiert, der gleichzeitig als Militärflughafen dient. Für die russische Armee handelt es sich hierbei um ein strategisch wichtiges Ziel, weil die lange Start- und Landebahn für militärische Transportflugzeuge genutzt werden kann. Der Flughafen war bereits seit mehreren Tagen umkämpft, bei einem der Gefechte dürfte der Hangar der An-225 in Brand geraten sein.
Über den genauen Zustand des Flugzeugs herrscht indes noch Unklarheit. Auf dem offiziellen Twitter-Account von Antonow hieß es zuletzt, dass der Zustand des Fliegers inspiziert werde und man sich später dazu äußern wolle.
3 Milliarden Dollar Kosten
Der Staatskonzern Ukroboronprom, der eine Vereinigung verschiedener Rüstungsunternehmen des Landes darstellt, äußerte sich auf Facebook indes zu den Wiederaufbauplänen. Ersten Schätzungen zufolge gehe man von einen Reparaturdauer von 5 Jahren und Kosten von umgerechnet 3 Milliarden US-Dollar aus.
Diese Kostenangabe dürfte sich auf eine Aussage von Antonow aus dem Jahr 2016 berufen. Damals ging der Hersteller davon aus, dass der Bau einer komplett neuen An-225 zwischen 3 und 4 Milliarden US-Dollar kosten würde.
Auf den Kosten wolle man jedoch auch nicht sitzen bleiben: “Unser Ziel ist es, dass die Kosten von der Russischen Föderation übernommen werden, die dem ukrainischen Luftfahrtsektor absichtlichen Schaden zugefügt hat”, so Ukroboronprom.
Nach dem Sieg wolle man auch eine zweite Mrija fertigstellen, die bereits seit Jahren in einem “sicheren Ort” wartet. Spekulationen über eine zweite An-225 gibt es bereits seit längerem. Ein unfertiger Rumpf steht bereits seit Jahren auf dem Antonow-Gelände.
"Nachfrage vorhanden"
In den vergangenen Jahren führte der Flieger kommerzielle Transportflüge durch, für die jede andere Maschine zu klein wäre. Der österreichische Luftfahrtexperte Kurt Hofmann hält es durchaus für realistisch, dass man den Riesen-Flieger wieder in Betrieb nehmen möchte. "Die Nachfrage ist definitiv da, weil es eine Nische abdeckt", sagt er auf Anfrage der futurezone. Noch wichtiger schätzt er aber die symbolische Bedeutung der Mrija ein: "Diese Flugzeug ist ein nationales Symbol der Ukraine".
Hofmann erinnert sich auch an einen Besuch in dem Riesen-Flieger. "Es kommt einem vor, als wäre man auf einem Schiff", so der Luftfahrtexperte. "Es riecht nach Schmieröl, es gibt Schlafkojen für die Besatzung und eine Küche für deren Verpflegung."
1980 konzipiert
Ursprünglich wurde die Mrija Ende der 1980er-Jahre konzipiert, um sperrige Teile für das sowjetische Weltraumprogramm zu transportieren. Auch die Space-Shuttle-Alternative Buran wurde transportiert, die allerdings nie zum bemannten Einsatz kam.
Transportiert wurde mit der Antonow zudem die Trägerrakete Energia. Ein Flugzeug war notwendig, da der sowjetische Raketenstartplatz Baikonur sehr abgelegen und fern von jedem Hafen liegt. Nachdem die Sowjetunion zusammenbrach und das Buran-Programm eingestellt wurde, geriet auch die An-225 in Vergessenheit.
Zur Jahrtausendwende wurde die Maschine dann zu neuem Leben erweckt. Dazu wurde die teilweise veraltete Technik durch neue ersetzt. Insgesamt 20 Millionen US-Dollar wurden von Antonow mithilfe eines Finanziers investiert, um aus der An-225 das größte Frachtflugzeug der Welt zu machen. Der erste Flug nach den aufwendigen Restaurationsarbeiten fand am 7. Mai 2001 statt.
Vor kurzem besuchte die Maschine mehrmals den Flughafen Linz. An Bord waren unter anderem medizinische Güter zur Bekämpfung der Corona-Pandemie.
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