5 legendäre Betrüger der Internetgeschichte
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Billy MacFarland, Elisabeth Holmes, Simon Leviev - Namen, die spätestens seit Netflix und Co. Dokumentationen über sie gedreht haben, den meisten ein Begriff sind. Sie gehören Hochstapler*nnen und Betrüger*innen, die ihre Mitmenschen belogen und um beachtliche Geldsummen erleichtert haben.
Fyre Festival
Es sollte das spektakulärste und legendärste Open-Air-Festival der Welt werden. Geworden ist Fyre Festival immerhin legendär - für das Desaster als das es sich herausgestellt hat. Der Unternehmer Billy McFarland und sein Geschäftspartner, Rapper Ja Rule hatten große Pläne für das Festival: Im April 2017 sollten Festivalgäste und Musiker wie Blink-182 und Lil Yachty zu einer riesigen Party mit Bühne, Strandvillen und Luxuszelten per Flugzeug auf die Bahama-Insel Great Exuma fliegen.
Zur Finanzierung nutzte McFarland private Kredite und die Einnahmen aus dem Vorverkauf (Tickets kosteten bis zu 12.000 Dollar). Geld floss auch aus dem geplanten Bezahlsystem fürs Festival: Die Besucher*nnen sollten auf dem Gelände bargeldlos mit einer Smartwatch zahlen, MckkFarland forderte sie auf, im Vorhinein ihr Guthaben mit 400 Dollar pro Festivaltag aufzuladen - dass für das Bezahlsystem die technischen Voraussetzungen auf der Insel fehlten, wusste er. Vor Ort erwartete die Gäste nichts von dem, was ihnen versprochen wurde: Die Headliner sagten ab, auf der Insel hatte es sturzflutartig geregnet, die Luxuszelte entpuppten sich als Katastrophenschutzzelte, die nicht für alle reichten.
Gegen McFarland und Ja Rule wurden Sammelklagen von Festivalgästen eingereicht, die Kläger*nnen bekamen 5 Millionen Dollar zugesprochen. Auch das FBI wurde auf McFarland aufmerksam - Er wurde im Juni desselben Jahres festgenommen und 2018 zu sechs Jahren Gefängnis und einer Strafe von 26 Millionen Dollar verurteilt.
Ana Delvey
Über die verurteilte Hochstaplerin Ana Delvey, eigentlich Anna Sorokin, mutmaßt man bis heute, dass sie mehrere Monate bei Billy McFarlands gewohnt haben soll. Er wäre nicht der Erste gewesen, der auf sie hereingefallen ist. Die Deutsch-Russin gab sich von 2013 bis 2017 in New York als reiche Erbin aus und erschwindelte sich Geld und Leistungen in Millionenhöhe.
Nach ihrer Kündigung beim Modemagazin Purple begann sie in der New Yorker High Society unter dem Namen Ana Delvey als Erbin eines deutschen Kunstmäzens aufzutreten. Sie knüpfte gezielt Kontakte mit einflussreichen Menschen aus der Kunst- und Start-Up-Welt, um sich Geld von ihnen zu leihen mit dem sie ihren luxuriösen Lebensstil und die Ana Delvey Foundation finanzieren wollte, eine Mischung aus exklusivem Verein und Kunststiftung. Um an einen Kredit von 22 Millionen Dollar zu kommen, erstellte sie in Microsoft Word ein Dokument, das belegen sollte, dass 60 Millionen Euro in der Schweiz auf einem Treuhandkonto befinden würden. Und um ihre Hotelrechnungen zu decken, fälschte sie Schecks - erst nachdem sie 70.000 Dollar abgehoben hatte, fiel der Betrug auf. Das Geld hatte sie inzwischen für Kleidung und Hotels ausgegeben. Nach und nach wurden immer mehr Leute misstrauisch, weil sie ihnen Geld schuldig blieb. Eine befreundete Journalistin erleichterte Delvey um 62.000 Dollar für eine Marrakesch-Reise samt Helikopterflug.
Die half der Polizei schließlich bei der Festnahme von Delvey. Sie wurde 2019 in New York verurteilt, kam aber dank vorzeitiger Entlassung schon 2021 aus dem Gefängnis. Kurz darauf verhaftete sie die Immigrationsbehörde. Aktuell sitzt sie in Abschiebehaft, weil sie sich weigert nach Deutschland auszureisen.
Simon Leviev
Der Name Simon Leviev ist spätestens seit der Netflix-Doku "Der Tinder-Schwindler" ein Begriff. Der gebürtige Israeli, der eigentlich Shimon Hayut heißt und schon früher als Hochstapler unterwegs war, hat sich zwischen 2017 und 2019 geschätzt 10 Millionen Dollar von europäischen Frauen erschwindelt.
Während er durch Europa reiste, gab er vor, der Sohn des russisch-israelischen Diamanten-Unternehmers Lev Leviev zu sein. Auch auf der Datingplattform Tinder posierte er als reicher Erbe. Den Frauen gaukelte er ein romantisches Verhältnis vor, überhäufte sie mit Aufmerksamkeiten, reiste mit ihnen umher und heuerte sogar einen Bodyguard an, um seine Geschichte glaubwürdig zu machen. Waren seine Opfer ihm verfallen, begann er sie auszunehmen. Er gab vor, von gefährlichen Personen verfolgt zu werden und Geld zu brauchen, um ihnen zu entkommen. Die besorgten Frauen nahmen zum Teil Kredite auf, um ihrem vermeintlichen Partner zu helfen.
Was wirklich mit ihrem Geld passierte: Leviev nutzte es, um seine nächsten Opfer zu umgarnen, sie im Privatjet durch Europa zu kutschieren und ihnen teure Abendessen zu spendieren. Die um ihr Geld gebrachten Frauen speiste er mit Drohungen und gefälschten Bankauszügen ab. Interpol kam Leviev auf die Schliche, er wurde 2019 in Israel zu 15 Monaten Haft verurteilt.
Theranos
Mit einem Bluttropfen aus dem Finger ein komplettes Blutbild erstellen und hunderte Krankheiten von Krebs bis HIV erkennen - das war das Versprechen von Theranos, dem Biotech-Start-Up von Elisabeth Holmes bei der Gründung 2003. Dass es zu ihrer Untersuchungsmethode keine wissenschaftlichen Untersuchungen oder Kontrollen gab, ließ die Gründerin unerwähnt.
Ein Jahr später hatte sie sich 6 Millionen Dollar an Investments gesichert, 2006 dann 45 Millionen und bis 2015 geschätzt 400 Millionen Dollar. Zu den Investoren gehörten Medienmogul Rupert Murdoch und die Familie Walton, Eigentümer der Supermarktkette Walmart. Was sie nicht wussten: Die jahrelang entwickelte Technologie von Holmes funktionierte nie verlässlich. Stattdessen nutzten ihre Mitarbeiter in den Laboren Geräte anderer Hersteller. Und auch diese Analysen waren durch die Blutproben aus den Fingern unzuverlässig: Für valide Ergebnisse hätte es Blut aus den Venen gebraucht. Für einen Besuch von Joe Biden in 2015 ließ Holmes ein falsches Labor errichten, um darüber hinwegzutäuschen, dass im Unternehmen nicht mit den eigenen Analysegeräten gearbeitet wird.
Ihr Betrug flog erst nach einem Enthüllungsbericht im Wall Street Journal auf, der die US-amerikanischen Regulierungsbehörden auf die Inkonsistenzen bei Theranos auf den Plan rief. Das Labor wurde geschlossen und das investierte Geld von Murdoch und Co. war verloren. Holmes wurde Anfang 2022 schuldig gesprochen, ihre Investoren betrogen zu haben - das Urteil wird im September erwartet.
Anthony Gignac
Anthony Gignac wollte leben wie ein Prinz, also gab er sich 30 Jahre lang als einer aus. Bis zu seiner Festnahme 2017 gab er vor, ein Mitglied der saudischen Königsfamilie zu sein und nannte sich Khalid Bin Al-Saud. Dabei kam Gignac nicht einmal ansatzweise von der arabischen Halbinsel, sondern aus dem US-Bundesstaat Michigan. Seine Nummer war so überzeugend, dass er 8 Millionen Dollar von Investoren erschwindelte.
Seine eigentliche Herkunft hätte ihm kaum den Lebensstil gebracht, den er wollte: Er fuhr Ferrari, stattete sich bei Cartier aus und wohnte in einem Penthouse auf Fisher Island - eine luxuriöse Insel vor Miami - und teilte seinen vermeintlichen Reichtum fleißig auf Instagram. Seit den späten Achzigern perfektioniert er seinen Charakter als saudischer Prinz, ließ sich auf falschen Namen Kreditkarten ausschreiben und wurde immer wieder von der Polizei erwischt. In 2015 begann er mögliche Investoren davon zu überzeugen, vergünstigte Anteile seiner Aktien vom saudischen Öl-Unternehmen Saudi Aramco zu kaufen, das gerade seinen Börsengang vorbereitete. Die Investition war reizvoll und Giginac ergaunerte aus dem "Verkauf" 8 Millionen Dollar.
Seine Hochstaplerei flog auf, als er einen Anteil des Luxushotels Fontainebleau Miami Beach aufkaufen wollte und den Verkäufern bei der Recherche zu Khalid Bin Al-Saud Ungereimtheiten auffielen. Sie meldeten ihn ans FBI, das Gignacs Handschrift sofort erkannte und ihn festnahm. Aktuell sitzt Gignac seine Haftstrafe von 18 Jahren im Gefängnis ab, zu der er 2019 verurteilt wurde.
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